Pressemitteilung vom 24.08.2024
50 Jahre Caritas-Sozialstationen im Westerwald: Einblicke in ein halbes Jahrhundert ambulanter Pflege
Ein halbes Jahrhundert ambulante Caritas-Pflege: Anlässlich des Jubiläums seiner drei Westerwälder Sozialstationen hat der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn in den Kuppelsaal auf Schloss Montabaur zu einem Fachtag eingeladen unter dem Titel: 50 Jahre Sozialstationen - Aufbruch in eine neue Ära!
Montabaur. Flaggen mit Caritas-Emblem begrüßten schon von weitem die Gäste. Caritasdirektorin Stefanie Krones konnte unter anderem die erste Kreisbeigeordnete Gabi Wieland und die Vertreter der Pflegekassen in Rheinland-Pfalz begrüßen, ebenso wie Dr. Hanno Heil, der Mitglied im Kuratorium Deutsche Altershilfe ist, den ehemaligen Caritasdirektor Detlef Dillmann und MdB Dr. Tanja Machalet. Nicole Secker vertrat das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. Gemeinsam mit Abteilungsleiterin Claudia Brockers zeigte sich Stefanie Krones erfreut, dass auch viele Fachkolleginnen von benachbarten Verbänden die Einladung angenommen haben.
"Aufbruch in eine neue Ära: Das galt damals mit der visionären Gründung der ersten Sozialstationen und gilt heute, wenn es darum geht, neue Wege zu gestalten, um die Versorgungssicherheit für die Menschen in der Region auch in Zukunft aufrechtzuerhalten", sagte Krones. Sie verwies auf die über 300 Menschen, die im Caritasverband in der ambulanten Pflege arbeiten und mit rund 220 weißen Autos tagtäglich bei jedem Wind und Wetter schon morgens früh ab sechs Uhr auf den Straßen im Westerwald und im Rhein-Lahn-Kreis unterwegs zu den Menschen und ihren Familien sind. In der ambulanten Pflege heißt es: "Wenn keiner mehr durchkommt, dann sind wir da! Wir machen uns auf den Weg zu Ihnen, damit Sie nicht rausmüssen!"
Auszubildende aus Marokko erzählen von ihren Erfahrungen
In einer Podiumsdiskussion unter dem Titel "Gude heißt Hallo!" mit neun Azubis beleuchteten Stefanie Krones und Claudia Brockers die Zukunfts-Chancen, die sich aus der Integration internationaler Pflegekräfte ergeben. Die jungen Menschen aus Marokko bewältigen bereits ihr zweites und drittes Ausbildungsjahr und konnten anschaulich und kurzweilig über ihre Erfahrungen aus Beruf und Alltag in Deutschland berichten. Da sorgten manche Geschichten für Heiterkeit und gute Laune.
Seit Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes macht der Caritasverband von der Möglichkeit Gebrauch, Auszubildende und Fachkräfte aus sogenannten Drittstaaten in seinen Einrichtungen und Diensten willkommen zu heißen. Das im Westerwaldkreis und im Rhein-Lahn-Kreis erfolgreiche Modell setzt auf die generalistische Pflegeausbildung von Auszubildenden schwerpunktmäßig aus Marokko. Das Lernen gilt dabei nicht nur für die neuen Abzubildenden, sondern auch für die Mitarbeitenden des Caritasverbandes und die Gesellschaft allgemein. "Hilfreich ist für uns, ein positiv konnotiertes Interesse am Gegenüber zu haben", sagt Krones. "Nicht skeptisch sein, sondern den jungen Menschen aus dem anderen Kulturkreis, den neuen Erfahrungen und den Ereignissen mit Interesse und einer gewissen Neugier begegnen, ist die Devise."
Der Mensch steht im Vordergrund
Im zweiten Teil der Fachtagung präsentierte Pflegeexpertin Ruth Galler die positiven Ergebnisse aus Interviews, die sie mit Beteiligten des Modellprojekts "Pflege ganz aktiv" geführt hatte, mit welchem der Caritasverband vor zwei Jahren in der Sozialstation Westerburg-Rennerod begonnen hatte. Mit Originalzitaten machte sie diese ganz persönlichen Eindrücke von Patienten und Mitarbeitenden für das Fachpublikum hörbar. Ihre pflegefachliche Einschätzung des Konzeptes fällt durchweg sehr positiv aus. Nach den guten Erfahrungen der ersten zwei Jahre wird das Modellprojekt nunmehr auf alle Sozialstationen des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn und zwei weitere Stationen in der Eifel ausgerollt. Das Modellprojekt befreit die ambulante Pflege vom heutigen System der Module und Leistungskomplexe. Vergütet wird die vorab verabredete eingesetzte Zeit. Die Patienten bestimmen selbst mit, und Pflegekräfte dürfen das tun, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben, nämlich selbständig arbeiten. Im Ergebnis also Abbau von Pflege-Bürokratie und Stärkung der individuellen, bedarfs- und situationsorientierten Pflege vor Ort. Die Mitarbeitenden und die Patienten sind sich einig: Eine Rückkehr zum alten System der Module und Leistungskomplexe ist nicht erwünscht, ja sogar undenkbar.
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"Ein wichtiges Motiv für uns, diesen Weg weiterzugehen", so Krones, "ist auch, die Aufgaben in der Langzeitpflege so zu gestalten und zu organisieren, dass Menschen gerne zu uns kommen, um in der Pflege zu arbeiten." Claudia Brockers ergänzt: "Seit Einführung des neuen Pflegemodells können wir uns über viele Initiativbewerbungen von qualifizierten Pflegekräften freuen." Alles nur Vision? Nein, nach den Erfahrungen der Caritas ein erfolgreicher Ansatz zur Reformation und Reorganisation der ambulanten Pflege auf die Zukunft hin.
Diesen Eindruck bestätigte auch Sonja Koch als Vertreterin der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland in ihrem Grußwort. Als Vertreterin der Pflege- und Krankenkassen habe sie die Caritas immer als verlässlichen, kompetenten und mutigen Partner wahrgenommen. "Das hier in Rheinland-Pfalz ist ein Leuchtturmprojekt in der Versorgung und Pflege!", sagte Koch. Kreisbeigeordnete Gabi Wieland bewertete das Projekt so: "Wir hier im Westerwald haben eben eine Hands-on-Mentalität. Wir packen die Dinge an. Und so bringt der Caritasverband in unserer Region den Mut auf, Veränderungen mit Blick auf die Menschen voranzutreiben."
Gute Gespräche und lebhafter Austausch beendeten zum Ausklang des Fachtages Pflege den Nachmittag. Es mögen sich in den vergangenen 50 Jahren die Technik, die Autos, die Menschen verändert haben; eines ist gleichgeblieben: Die unbedingte und zuverlässige Hinwendung zum Nächsten, die die Pflegekräfte in der ambulanten Pflege motiviert. Und neben der Freude an ihrer Aufgabe ist für die Pfleger noch eines unverändert geblieben: Wer ist der treueste Freund der Altenpflegerin? Das kleine weiße Auto natürlich. (PM/red)
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