Bayer im Wasserturm Großmaischeid: Einer fehlt
Von Helmi Tischler-Venter
Die "Sterne des Südens", das diesjährige Motto der Westerwälder Literaturtage strahlten am Samstag, 31. August in Großmaischeid: Im besonderen Ambiente des alten Wasserturms las der Allround-Künstler Thommie Bayer aus seinem aktuellen Roman "Einer fehlt". Der milde Sommerabend passte hervorragend zum Inhalt des Buchs, das zum größten Teil in Italien spielt.
Großmaischeid. Zur Freude der Veranstalter war das Lokal bereits im Vorhinein ausgebucht. Ortsbürgermeister Guido Kern fehlte, weil er beim Aufstellen des von Unbekannten um einige Meter gekürzten Rest-Kirmesbaums engagiert war. Kern wurde von seinem Amtsvorgänger Uwe Engel würdig vertreten.
Sabine Zurek vom "Team Wasserturm", das örtliche Kulturveranstaltungen organisiert, erklärte, dass der markante Turm, dessen hundertster Geburtstag im letzten Jahr gefeiert wurde, früher als Hochbehälter für die Wasserversorgung des Dorfs diente und seit vielen Jahren für Lesungen genutzt wird. Über den Anschluss an "WW-Lit" in diesem Jahr freut sich das Team, denn die Leiterin Katharina Roßbach nahm viel Arbeit ab und machte es möglich, dass der renommierte Spiegel-Bestseller-Autor Thommie Bayer für das kleine feine Event begeistert werden konnte.
Zurek bekannte, dass zu Anfang ihre Liebe zu Bayers Song "Der letzte Cowboy", der in den Achtzigern ein Hit bei der Großmaischeider Jugend war, den Ausschlag gab. Sie überzeugte ihre Mitstreiter bei einem Treffen von ihrer Wahl. Nach der Lektüre der Bücher des Autors waren dann alle überzeugt, dass diese Literatur gut zu Großmaischeid passen würde.
Der Roman "Einer fehlt" handelt von der Freundschaft dreier Männer über viele Jahre. Freundschaft, die so wertvoll ist wie die Liebe zu Carolin, die das Trio eint. Thommie Bayer las den Anfang des Buchs und überließ es dem Publikum, zu Hause weiter zu lesen.
Der Protagonist ist Paul, der bis zu seiner Verrentung vor einem Jahr Lektor bei einem großen Verlag war. Er träumt sich nach Italien, weil draußen das Jahr wieder alt geworden ist, die Blätter an den Bäumen die Farben ändern und zur Erde sinken. So schwebend leicht wie die fallenden Herbstblätter erzählt Bayer die Handlung. Langsam, sanft, sensibel und ganz organisch fügen sich die Erzählteile anschaulich zu einem pastellig-bunten Puzzlebild zusammen.
Auslöser der Handlung ist die Nachricht von Pauls Freund Schubert, dass Georgs Frau gestorben sei und sich die Tochter nun um Georg sorge. Die beiden Freunde machen sich auf nach Wien zur Beerdigung, Schubert mit dem Flugzeug und Paul mit dem Auto. Während der Autofahrt macht Paul sich Sorgen um Georg und denkt zurück an seine Kindheit, wie er Georg als Internatsschüler kennengelernt hat und wegen eines Katers ihre Darius-Verschwörung entstand. Den gemeinsamen Freund Schubert lasen Paul und Georg während des Studiums auf einer Autofahrt nach Rom auf. In Rom beabsichtigten die Drei die Band "Künstler-Trio" zu gründen, weil Schubert Musiker war, während Paul und Georg Literatur studierten. Die Fahrt endete zunächst in Florenz, denn die Freunde konnten dort bei Schuberts Verwandtschaft wohnen und die Stadt genießen, während Schubert Geld mit Straßenmusik verdiente.
Vom Team Wasserturm gab es nach der Lesung Geschenke für Thommie Bayer und Katharina Roßbach. Vor dem Turm ermöglichte das Catering des Event-Services "Die Idee" gemütliche Stunden bei netten Gesprächen.
Weitere faszinierende Lesungen im Rahmen der 23. Westerwälder Literaturtage findet man unter ww-lit.de/programm. htv
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