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Nachricht vom 03.09.2024    

23. Westerwälder Literaturtage: Fatih Çevikkollu liest aus seinem Buch "Kartonwand"

"Sterne des Südens". So lautet das diesjährige Motto der 23. Westerwälder Literaturtage. Dass sich mit diesem Titel nicht nur sonnige Wohlfühl-, wenn nicht gar Urlaubsstimmung, verbindet, erzählt der bekannte Kabarettist und Autor Fatih Çevikkollu in seinem bei Kiepenheuer & Witsch erschienen Buch "Kartonwand".

Foto: Stefan Mager

Waldbreitbach. Çevikkollu, selbst ein Kind der ersten Generation türkischer Gastarbeiter, erzählt in diesem sehr persönlichen Buch über den möglichen Zusammenhang von Migration und psychischen Erkrankungen. Ein Schicksal, das bei 870.000 türkischen Arbeitnehmern, die bis zum Anwerbestopp 1973 nach Deutschland kamen, nicht wenige der Migranten traf. In einem Interview gibt der Autor zu bedenken, dass das Risiko einer psychischen Erkrankung bei Arbeitsmigranten infolge der damals kaum vorhandenen Hilfsangebote zur Integration, der sprachlich-kulturellen Barriere und dem damit fehlenden sozialen Anschluss, besonders hoch sei.

"Kartonwand" erzählt die Geschichte der in den 1960er Jahren als Arbeitsmigranten nach Deutschland gekommenen Eltern Fatih Çevikkollus. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Aufenthalt werden. Symbolisch für die baldige Rückkehr und das große Glück in der Heimat stand eine ganze Wand an Kartons, in denen alles verstaut wurde, was schön und wertvoll war - für das spätere Leben in der Türkei. "Wir arbeiten jetzt und leben später" war ein Satz, der das Familienleben bestimmte. Çevikkollu spricht über das Leben seiner Eltern in Deutschland, vor allem aber über seine Mutter, die an einer schweren Psychose litt. Was macht es mit Menschen, wenn sie irgendwann merken: Der Traum zurückzukehren hat sich nicht erfüllt? "Kartonwand" ist ein Buch, das die Folgen der Arbeitsmigration auslotet und die Wunden sichtbar macht, die diese bis heute in den Familien hinterlassen hat.

Nichtsdestotrotz kann der Autor "seine Kartonwand, den geplatzten Traum einer Rückkehr in die Heimat", heute als einen Neubeginn in der Fremde sehen. Es sei ihm gelungen, so Çevikkollu, beide Kulturen, die deutsche wie auch die türkische, miteinander zu verbinden, was er als großes Glück empfinde. Moderiert wird der Abend von der ehemaligen Programmleiterin der Westerwälder Literaturtage, Maria Bastian-Erll.



Fatih Çevikkollu ist ein deutscher Kabarettist, Theater-, Film- und Fernsehschauspieler und Sohn türkischer Eltern, die in den 60er Jahren als Arbeitsmigranten nach Deutschland kamen. Er studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und ging dann ans Düsseldorfer Schauspielhaus. Im Fernsehen spielte er die Rolle des Murat Günaydin in "Alles Atze". Für sein erstes Soloprogramm Fatihland wurde er 2006 mit dem Prix Pantheon Jurypreis ausgezeichnet.

Maria Bastian-Erll war 28 Jahre lang Inhaberin des Buchladens (Wissen) und, in Nachfolge des Gründers Hanns-Josef Ortheil, zwölf Jahre bis 2021 Programmleiterin der Westerwälder Literaturtage.

15. September um 20 Uhr im Hotel zur Post in Waldbreitbach,
Fatih Çevikkollu : Kartonwand,
Moderation: Maria Bastian-Erll.

Der Vorverkauf läuft bereits: Gebührenfreie Tickets für 15 Euro sind erhältlich im Hotel zur Post in Waldbreitbach und in allen Ticket-Regional Vorverkaufsstellen. Bei Internetbestellungen über ticket-regional.de können eventuell Gebühren für Zahlungsverkehr und Versand anfallen. Wer keine Vorverkaufsstelle in der Nähe aufsuchen kann, bekommt auf Wunsch die Karten gebührenfrei auf Rechnung von der Programmleiterin zugeschickt: Telefon 02742 1874 (der Buchladen Wissen) oder Mail an buchladenwissen@web.de. An der Abendkasse kosten die Karten, wenn noch verfügbar, 18 Euro. Red


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