Pressemitteilung vom 06.09.2024
Geflügelpest und Atypische Geflügelpest: LUA zieht Bilanz für 2023
Das Landesuntersuchungsamt (LUA) Rheinland-Pfalz hat seine Jahresbilanz zur Tiergesundheit und Tierseuchen für 2023 veröffentlicht. Die Zahlen zeigen, dass die Geflügelpest weiterhin ein großes Problem darstellt. Doch es gibt auch neue Entwicklungen bei anderen Vogelkrankheiten.
Koblenz. Die düstere Prognose aus den Vorjahren hat sich bewahrheitet: Die weltweit grassierende Geflügelpest trat auch 2023 wieder in Rheinland-Pfalz auf und wurde in Geflügelhaltungen, bei Wildvögeln und erstmals auch bei einem Fuchs nachgewiesen. Bemerkenswert waren zudem vermehrte Fälle der Atypischen Geflügelpest bei Tauben. Das berichtet das Landesuntersuchungsamt (LUA) in seiner "Bilanz Tiergesundheit und Tierseuchen" für 2023.
Das LUA ist die zentrale Einrichtung für die Diagnostik von Tierseuchen und Zoonosen, den wechselseitig zwischen Menschen und Tieren übertragbaren Krankheiten. Die Untersuchungen ermöglichen einen steten Überblick über den Gesundheitsstatus der Nutz- und Wildtierpopulation und tragen dazu bei, die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen.
Die Tierseuchendiagnostik des LUA hat im Jahr 2023 insgesamt 215.759 Proben untersucht. Von besonderem Interesse waren dabei Tierseuchen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedeutung für die Allgemeinheit staatlich bekämpft oder überwacht werden – wie zum Beispiel die Geflügelpest (Aviäre Influenza).
Wie in den beiden Jahren zuvor wurden auch 2023 hochpathogene Aviäre Influenzaviren vom Subtyp H5N1 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen, und zwar in drei Geflügelbeständen im Westerwaldkreis sowie in den Landkreisen Kusel und Cochem-Zell. In den Beständen waren vermehrt plötzliche Todesfälle ohne vorherige Krankheitsanzeichen aufgetreten – der Verdacht auf Geflügelpest bestätigte sich dann bei den diagnostischen Untersuchungen im LUA. Mehr als 350 Hühner und Enten mussten getötet werden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern.
Als Eintragsquelle der Erreger in die Bestände wurden Wildvögel vermutet. Bei diesen wurden hochpathogene Aviäre Influenzaviren vom Subtyp H5N1 in den Landkreisen Mainz-Bingen, Germersheim, Alzey-Worms und Altenkirchen festgestellt. Betroffen waren neben neun Möwen auch eine Wildgans und ein Wanderfalke.
Zu Beginn des Jahres 2024 sind die Meldungen über Nachweise der Geflügelpest bei Hausgeflügel und Wildvögeln weltweit zurückgegangen. Ob sich dieser erfreuliche Trend im Verlauf des Jahres fortsetzt und die Epidemie zum Erliegen kommt, bleibt abzuwarten.
In Deutschland sind bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit aviären Influenzaviren aufgetreten. Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass das Risiko einer Übertragung von Aviären Influenzaviren von Tieren auf Menschen als sehr gering angesehen werden kann.
Im April 2023 führte das LUA den ersten Nachweis von hochpathogenen Aviären Influenzaviren vom Subtyp H5N1 bei einem Fuchs in Rheinland-Pfalz. Das ausgewachsene weibliche Tier aus dem Donnersbergkreis war erlegt worden, nachdem es teilnahmslos auf der Straße sitzend vorgefunden worden war und keine Fluchtreaktion zeigte. Nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) kommen Nachweise bei Wildkarnivoren nicht unerwartet: Da die Erreger in der Wildvogelpopulation vorkommen, ist beim Kontakt von Fleischfressern mit infizierten Vogelkadavern mit weiteren Übertragungen zu rechnen.
Im LUA wurde im Jahr 2023 eine ungewöhnliche Häufung von Todesfällen bei Tauben festgestellt, die auf eine Infektion mit dem Virus der Newcastle Disease zurückzuführen war. Bei 19 von insgesamt 27 untersuchten Wildtauben und einer Haustaube wurde das Aviäre Orthoavulavirus Typ 1 vom Taubentyp durch molekularbiologische Untersuchungen nachgewiesen.
Die Newcastle Disease (ND, Newcastle Krankheit) ist eine virusbedingte Seuche, die in erster Linie Hühner und Truthühner befällt, aber auch bei zahlreichen weiteren Vogelarten vorkommt. Das Krankheitsbild ähnelt grundsätzlich dem der klassischen Geflügelpest, weshalb die Erkrankung auch als Atypische Geflügelpest bezeichnet wird.
Eine besondere Form der ND tritt bei Tauben auf. Die Infektion mit einer an diese Tierart angepassten Variante des ND-Virus nimmt häufig einen schweren Verlauf mit einer hohen Todesrate, wobei die Tiere vermehrt flüssige Ausscheidungen und zentralnervöse Störungen zeigen. (PM)
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