Pressemitteilung vom 25.10.2024
Literarische Vielfalt in Selters: Ein Abend voller Emotionen
In der Stadtbücherei Selters fand die Veranstaltung "Selters liest vor" statt, bei der sieben Bücher präsentiert wurden. Die Bandbreite der vorgestellten Werke reichte von berührend und erschütternd bis heiter.
Selters. Sieben Bücher wurden bei der Veranstaltung "Selters liest vor" in der Stadtbücherei Selters vorgestellt. Die Bücher konnten unterschiedlicher kaum sein: berührend, erschütternd und heiter. "Das macht 'Selters liest vor' aus", sagte Moderator Eckhard Schneider, "dass Menschen die Bücher vorstellen, die sie beim Lesen berührt haben. Wir als Zuhörer dürfen ein Stück davon miterleben". Er führte mit feinem Gespür für ernste und fröhliche Themen durch den Abend und überraschte Leser und Zuhörer mit Zusatzinformationen.
Ursula Heller brachte mit dem Buch "Lorenz" von Ilona Jerger einen Roman mit über den Verhaltensforscher Konrad Lorenz und seine Graugans Martina. Deutlich wurde Lorenz’ Faszination für die Tiere und deren genaue Beobachtung aber auch, dass seine Vorstellungen von den Arten die Grundlage für späteren Rassenvorstellung der Nazis war. Ein Roman und zugleich ein Stück deutsche Zeitgeschichte.
Uli Lantermann stellte einen Kinderbuch-Klassiker aus den 70er Jahren vor. "Watership down - Unten am Fluß" von Richard Adams. Die Geschichte um die Kaninchen Hazel, Fiver und Bigwig wurde mehrfach verfilmt. Lanterman war der Meinung, dass Buch und Filme zu brutal sind, um als Kinderlektüre zu gelten. Diese Meinung teilte auch mehrere Zuhörer, die sich als Kind vor dem Zeichentrickfilm gefürchtet hatten.
Max Kunz las nicht vor, er bot den Zuhörern viel mehr eine Vorstellung im Stil eines Hörbuches. In deutlich veränderten Stimmlagen und Akzenten las er aus "Harry Potter und der Feuerkelch" von Joanne K. Rowling. Die Zuhörer hatten sichtlich Freude an einem Mr. Weasly mit norddeutschem Dialekt. Max Kunz ist großer Fan von Rufus Beck, der die deutschen Hörbücher eingelesen hat.
Zwei Bücher dienten weniger der Unterhaltung, denn mehr des Nachdenkens. Marian Glaremin las aus "Apeirogon" von Colum McCann, der Geschichte eines israelischen und eines palästinensischen Vaters, die beide eine Tochter im Nahost-Konflikt verloren haben. "Mich hat am meisten beeindruckt", sagt Glaremin, "dass beide nicht auf Rache sinnen, sondern für Trost, Hoffnung, Freundschaft einstehen". Das zweite Buch hatte Moderator Eckhard Schneider als "nicht für einen solchen Abend geeignet" eingestuft, weil es eine Graphic Novel, also ein Comic, ist und weil er das Leben einer Holocaust-Überlebenden schildert. Er und seine Frau, Bettina Rückert-Schneider, lasen aus "Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung" von Barbara Yelin. Emmie Arbel kann sich kaum erinnern an die Lager Ravensbrück und Bergen Belsen und den Tod ihrer Mutter, auch nicht an den Missbrauch, den sie später in ansonsten behüteten Verhältnissen erlebt hatte. Und genau das bewegt sie ihr Leben lang.
Lustige Töne schlugen zwei Bücher an: Simone Elflein las aus "Achtsam Morden" von Karsten Dusse, der verrückten Geschichte eines Anwalts, der von seiner Frau zur Achtsamkeit gezwungen wird, aber immer mehr in die Machenschaften der Mafia verstrickt wird. Sätze wie "Ich bin kein gewalttätiger Mensch, ganz im Gegenteil. Den ersten Manchen brachte ich auch erst mit 42 um" brachten die Gäste zum Lachen. Mit "Frankie" von Jochen Gutsch und Maxim Leo las Ute Zimmermann aus einer berührenden, zugleich skurrilen und urkomischen Geschichte eines Katers, der seinem Nachbarn zufällig vorm Selbstmord rettet und sich mit ihm anfreundet. "Das wär nix für mich, so’n Lebenssinn", sagt der Kater, "Erstmal muss man ihn finden. Und dann muss man drauf aufpassen, damit man ihn nicht verliert". (PM)
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