Nachhaltiges "grünes" Wachstum ist möglich
Die Zukunft ist Grün und nachhaltiges Wachstum ist möglich. Professor Dr. Martin Jänicke führte den Teilnehmern des 8. Forums für Wirtschaftsethik vor Augen, dass ein Wirtschaftswachstum andere politische Entscheidungen erfordert und ein Umdenken. Bereits 8 Prozent des Umsatzes der deutschen Industrie sind im Umweltsektor erwirtschaftet worden.
Montabaur. Grünes Wirtschaftswachstum war das Thema des 8. Forums Wirtschaftsethik in Montabaur. Der bekannte Politikberater und Gründungsdirektor des Forschungszentrums für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin, Professor Dr. Martin Jänicke, informierte die rund 100 Teilnehmer des Forums in der Bürgerhalle des alten Rathauses über die aktuelle Politik-Debatte um den Begriff „Grünes Wachstum“ (Green Growth).
Damit gemeint ist insbesondere ein umwelt- und ressourcenschonendes Wirtschaftswachstum, das ökologisch erwünscht und erforderlich ist. Zuvor hatte Landrat Achim Schwickert die Anwesenden begrüßt. In seinem Vortrag machte Professor Jänicke zunächst auf die Probleme der bisherigen Wachstumspolitik der Industrieländer aufmerksam. „Das ressourcenorientierte Wachstum des 20. Jahrhunderts ist in Zukunft nicht mehr möglich, da uns die Rohstoffe ausgehen“, erläuterte Dr. Jänicke.
Und Wachstum politisch vergrößern zu können – das sei ein ganz übler Trugschluss. Beispiel dafür sei die Europäische Union, die ihr Wachstumsziel von 3 Prozent jüngst aufgeben musste. Auch sei es nicht zutreffend, dass ein höheres Wachstum strukturelle Probleme, wie Haushaltsdefizite, Rentenfinanzierung und Armut lösen könne. Allerdings sei es ebenso eine Illusion zu glauben, dass ein Nullwachstum der Wirtschaft die ökologischen Probleme lösen würde.
Dr. Jänicke plädierte in seinem Vortrag anhand zahlreicher Studien für ein niedriges, aber umweltverträgliches und ressourcenschonendes, Wachstum von einem Prozent pro Jahr: “Nachhaltiges Wachstum ist möglich.“
Dabei ging er auf zahlreiche Umwelthemen, wie den Klimawandel, Teuerung der Rohstoffe, Abfallverwertung und erneuerbare Energien ein. „Atomkraft hatte den Wettbewerb schon vor Fukushima verloren“, erläuterte Dr. Jänicke, „da erneuerbare Energien sich auf Dauer als billiger erweisen.“ Er plädierte für politische Entscheidungen, um einen stärkeren Innovationsdruck für „Grünes Wachstum“ zu erzielen.
Da Deutschland auf diesem Gebiet weltweit führend sei, sei vom politischen Willen der Akteure abhängig, ob Deutschland seine Zukunftschancen verschlafe oder ausbaue. 2007 wurden bereits ca. 8 Prozent des Umsatzes der deutschen Industrie im Umweltsektor erwirtschaftet. Die beiden Schlüsselindustrien Auto- und Maschinenbau kamen dagegen nur auf 3 Prozent bzw. 2 Prozent. Bei der, an den Vortrag anschließenden lebhaften Diskussion brachten die Teilnehmern des Forums Wirtschaftsethik unter anderem die Skepsis zum Ausdruck, dass wirtschaftliches Handeln noch zu lange und noch zu sehr die vorhandenen Ressourcen verbrauchen werde.
Das Forum Wirtschaftsethik wurde im Jahr 2005 von der katholischen Erwachsenenbildung Westerwald-Rhein-Lahn, dem evangelischen Pfarramt für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Bad Marienberg und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Westerwaldkreises gegründet. Es ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung zu wirtschaftsethisch relevanten Themen und setzt sich für eine breitere Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit Fragen der Wirtschaftsethik ein. (shg)
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