Nicole nörgelt … über überfüllte Notaufnahmen und Krankenhäuser
Von Nicole
GLOSSE | Man hört es immer wieder in den Nachrichten: totale Überlastung der Notaufnahmen, Pfleger, die ihre Arbeit einfach nicht mehr schaffen können und die Wahrscheinlichkeit, dass die verfügbaren Rettungsmittel den wirklich kranken Patienten nicht rechtzeitig erreichen, weil sie gerade einen Schnitt in den Finger oder Kopfschmerzen verarzten müssen.
GLOSSE! Was ist denn da eigentlich gerade los, könnte man fragen. Und es hat doch immer funktioniert, was ist also jetzt anders? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach und für jeden mit gesundem Menschenverstand liegt sie auch durchaus auf der Hand. Es fehlt einfach an allem, und zwar überall – an Personal für den Rettungsdienst und die Krankenhäuser, an Krankenhäusern selbst, an Hausärzten und vor allem fehlt es den meisten Menschen an … richtig, an gesundem Menschenverstand.
Hausarzt ? Leider nicht mehr verfügbar!
Nein, man muss nicht in eine Notaufnahme, wenn man sich in den Finger geschnitten hat, auch nicht, wenn es sogar blutet. Die Magen-Darm-Grippe oder die ordentliche Nasennebenhöhlenentzündung sind ebenfalls nichts für den Rettungsdienst oder ein Krankenhaus. Im Normalfall könnte hier ein Hausarzt helfen, aber halt, da stehen wir schon vor dem nächsten Problem. Die Hausärzte, die es in ländlichen Regionen gab, sind entweder schon in Ausübung ihrer Tätigkeit verstorben oder so alt, dass sie davon nicht mehr weit entfernt sind. Und auch hier kommt kein Nachwuchs, der eine Landarztpraxis übernehmen will. Leider wird genau das von unserer Regierung einfach total unattraktiv gemacht, und da wir ja sowieso schon viel zu wenige Ärzte in diesem Land haben, werden die wohl kaum eine Landarztpraxis übernehmen, wenn es viel attraktivere Angebote gibt.
Der Rettungsdienst als Nothelfer
Also wird ab sofort für alles und jedes Wehwehchen der Rettungsdienst gerufen. Ist ja auch total chillig, man wird zu Hause vor dem Fernseher aufgesucht (muss also nicht einmal aus dem Haus), vor Ort behandelt und dann auch noch kostenlos in ein Krankenhaus gefahren. Und als Sahnehäubchen auf der Torte wird natürlich der Patient, der mit einem Rettungswagen eingeliefert wird, viel schneller behandelt als der, der sich eigenständig als Notfall in ein Krankenhaus begibt. Weit gefehlt und da gibt es oft ein böses Erwachen – behandelt wird nach Dringlichkeit und nicht nach Art der Ankunft.
Rettungsdienst und Krankenhauspersonal am Ende
Was aber noch viel schlimmer ist, als die immensen Kosten, die den Krankenkassen damit unnötig auferlegt werden, und die am Ende des Tages alle arbeitenden Bürger mit ihren Beiträgen zahlen, ist die Tatsache, dass die Mitarbeiter der Rettungsdienste und der Krankenhäuser durch diesen ganzen unnötigen Kleinkram völlig überlastet sind. Kommt dann der echte, richtige, lebensbedrohliche Notfall gegen Ende einer Schicht fahren total gestresste Mitarbeiter des Rettungsdienstes dorthin und müssen dann aber Höchstleistungen bringen – sei es bei der Reanimation, bei der technischen Rettung oder auch nur bei schwersten Verletzungen.
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Nummern ziehen in der Notaufnahme
Nicht anders sieht es leider in den Notaufnahmen der Krankenhäuser aus. Lange Schlangen vor den Türen und im Wartebereich, Mitarbeiter rennen von links nach rechts, um irgendwo noch ein Plätzchen für den nächsten Patienten zu finden, während die vorhandenen Liegen von Betrunkenen, Rückenschmerzen an einem Wochenende oder Bauchweh und Grippe blockiert werden. Hier sind wir wieder beim gesunden Menschenverstand angekommen – Bauchschmerzen und Grippe können erst einmal mit Hausmitteln behandelt werden, Betrunkene sollen ihren Rausch (egal ob mit oder ohne Drogen) gefälligst zu Hause ausschlafen und wenn man seit Wochen Rückenschmerzen hat, dann sollte man vielleicht einen Orthopäden aufsuchen und wenn das nicht so schnell geht, hilft auch mal Wärme und Bewegung.
Nachwuchs? Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Vielleicht überrascht es viele Leute, aber die Nachwuchsgewinnung in den angesprochenen Berufen gestaltet sich nicht gerade einfach. Schichtdienst, Arbeiten an Wochenenden und Feiertagen, keine besonders überragende Bezahlung und dazu auch noch mangelnde Wertschätzung. Da überlegt es sich der eine oder andere, der vielleicht gerne in der Pflege arbeiten würde, ob er sich nicht lieber von Montag bis Freitag bei geregelten Arbeitszeiten in ein warmes, trockenes Büro setzt und sogar noch mehr Geld dafür bekommt. Wenn inzwischen unsere Regierung sogar schon die Zulagen für Sonn- und Feiertagsarbeit besteuern möchte, statt einfach mal alle Schmarotzer ans Arbeiten zu bringen, trägt auch das nicht gerade dazu bei, Leute davon zu überzeugen, einen dieser wirklich schönen Berufe auszuüben.
Liebe Leser, denken Sie vielleicht einen kurzen Moment darüber nach, was Sie selbst wollen – total ausgepumpte Rettungskräfte, Ärzte und Pfleger, wenn Sie selber einmal krank sind oder die Gewissheit, dass alles für Sie getan werden kann? Denn auch all die Menschen, die gerne helfen wollen, fühlen sich am Ende schlecht, wenn jemand stirbt, weil man woanders für Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder zu viel Alkohol hingefahren ist, und im entscheidenden Moment eben dann nicht vor Ort war.
In diesem Sinne, scheuen Sie sich bitte nicht, in einem Notfall die 112 zu wählen, lieber bei Verdacht auf Schlaganfall, Herzinfarkt oder Luftnot auch einmal zu viel, aber versorgen Sie die Halsschmerzen mit Tee und den Schnitt in den Finger mit einem Pflaster.
Ihre Nicole
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Nicole nörgelt
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