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Nachricht vom 27.01.2025    

Reiner Kröhnert begeistert im Westerwald mit bissiger "Merzrevolution"

Von Wolfgang Rabsch

Reiner Kröhnert gastierte mit seinem Programm "Reiner Kröhnert's ER" im Rahmen von "Kabarett im Gelbachtal" in der Gelbachtalhalle Montabaur-Ettersdorf. Der Kabarettist, bekannt für seine scharfsinnige politische Satire, parodierte mit viel Humor die deutsche und internationale Politik und sorgte an zwei ausverkauften Abenden für Lachen und Nachdenklichkeit.

Reiner Kröhnert schlüpfte meisterhaft in die Rollen von Politikern und Prominenten und sorgte für Begeisterung in der Gelbachtalhalle. Fotos: Wolfgang Rabsch

Montabaur-Ettersdorf. Mit der Verpflichtung von Reiner Kröhnert landete die "Kleinkunstbühne Mons Tabor" einen Volltreffer. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kabarett im Gelbachtal" präsentierte Kröhnert sein aktuelles Programm "Reiner Kröhnert's ER" in der Gelbachtalhalle. Der Vorsitzende der "Kleinkunstbühne Mons Tabor", Uli Schmidt, begrüßte die Zuschauer und bedankte sich bei den Sponsoren der Ortsgemeinde Ettersdorf und der Stadt Montabaur, welche das Format erst möglich machten.

Kröhnert, ein Meister des politischen Kabaretts, scheute sich nicht, unbequeme Wahrheiten in bissige Satire zu verpacken. Seine Parodien auf Spitzenpolitiker aller Parteien sorgten gleichermaßen für Heiterkeit wie für nachdenkliche Momente. Jede politische Couleur musste dabei bittere Pillen schlucken, denn Kröhnert sparte an niemandem.

Friedrich Merz im Mittelpunkt der Satire
Besonderes Augenmerk legte Kröhnert auf Friedrich Merz, dem er sein Programm gewissermaßen widmete. Mit dem Titel "Merzrevolution" setzte er auf eine Mischung aus treffender Kritik und gekonnter Parodie. Bereits optisch schlüpfte Kröhnert überzeugend in die Rolle von Merz – beide sind 1,98 Meter groß, schlank und licht auf dem Kopf.

Sein erster Satz als Merz ließ aufhorchen: "Wir müssen mehr Krieg wagen, denn das war doch mal unsere Kernkompetenz." Auch historische Anspielungen blieben nicht aus. So erinnerte er an Merz' Nein zur Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe im Jahr 1997 und kommentierte dies lakonisch: "Ein bisschen Gegenwehr wirkt doch durchaus stimulierend." Sollte Merz tatsächlich Kanzler werden, könnte er sich angesichts seiner Größe "GröKaZ" nennen – "Größter Kanzler aller Zeiten".

Andere Spitzen zielten auf Verteidigungsminister Boris Pistorius, den Kröhnert in die Diskussion um die Bundeswehrs "Kriegstüchtigkeit" einband. Pistorius meinte augenzwinkernd, die Erderwärmung könne im Konflikt mit Russland ein Vorteil sein – als Ausgleich für "Väterchen Frost", an dem schon Napoleon und Hitler gescheitert seien.

Prominente in der Talkrunde
In einer fiktiven Talkrunde mit dem Titel "Krieg aber fair" ließ Kröhnert Michel Friedman eine bunte Runde moderieren, darunter Boris Becker, Daniela Katzenberger und Robert Habeck. Während Friedman und der Philosoph Rüdiger Safranski in langen Monologen über Werte und Menschlichkeit referierten, platzte Boris Becker schließlich der Kragen: "Wars das?", fragte er resigniert. Katzenberger antwortete mit piepsiger Stimme: "Mein Opa hat gesagt, man kann mich auch als Dumm-Dumm-Geschoss verwenden."



Auch Winfried Kretschmann und Joachim Gauck wurden gekonnt aufs Korn genommen. Gauck mahnte, "solidarisch zu frieren", während er selbst in seinem Wohnzimmer bei 24 Grad saß. Kretschmann empfahl in der Energiekrise, Wasser zu sparen, und dichtete: "Reinlichkeit nach alter Sitt', mit dem Lappen durch den Schritt."

Von Wärmepumpen bis Trump
Robert Habeck, von Kröhnert als "Philosoph im Körper eines Wirtschaftsministers" bezeichnet, bot eine besondere Vorlage. Die Grünen, so Kröhnert, hätten früher selbst einen Föhn als Waffe angesehen und könnten heute aus Panzern Wärmepumpen machen. Angela Merkel wurde in einem Telefonat mit Hendrik Wüst zitiert: "Merz war mein erstes und letztes Opfer."

Zum Abschluss nahm Kröhnert auch Donald Trump aufs Korn. In einem fiktiven Besuch in der Pfalz, der Heimat seiner Vorfahren, habe Trump sich über den Dialekt gewundert: Worte wie "stinkische Babbelgosch" oder "durchgeknalltes Schlappmaul" seien ihm neu gewesen.

Kabarett auf höchstem Niveau
Kröhnerts 90-minütige Show ließ sich kaum in ihrer Fülle wiedergeben, da nahezu jeder Satz für Lachsalven sorgte. Mit seiner Mimik und Rhetorik brachte er die parodierten Figuren täuschend echt auf die Bühne, was ihm nicht nur Applaus, sondern auch die Herzen des Publikums einbrachte. Selbst Kritiker, die sich an seiner satirischen Kritik stören könnten, mussten seine Virtuosität anerkennen.
Am Ende verabschiedete sich Kröhnert unter großem Applaus mit dem hebräischen Friedensgruß "Schalom".

Hinweis der "Kleinkunstbühne Mons Tabor"
Die 32. Westerwälder Kabarettnacht findet am 14. und 15. März in der Waldbachhalle in Montabaur-Eschelbach statt. Weitere Informationen unter www.kleinkunst-mons-tabor.de.


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