Nicole nörgelt … über die Würde(losigkeit) des Altwerdens
Von Nicole
GLOSSE | Respekt vor dem Alter und vor allen vor den Menschen, die in ihrem Leben schon eine Menge geleistet und gesehen haben – das haben wir alle schon in den Kindertagen von unseren Eltern beigebracht bekommen. Doch wo ist diese Achtung heute geblieben, wenn man in die Altenheime schaut?
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GLOSSE! Für horrende monatliche Kosten leben, oder besser vegetieren alte Menschen dann auf 12 Quadratmetern in einer Massenabfertigung vor sich hin. Dreimal am Tag wird Essen gebracht, je nach Anordnung werden Medikamente ausgegeben und für die Körperpflege morgens und abends gibt es ein Zeitfenster von fünf bis acht Minuten. Zuwendung, Freundlichkeit oder ein kurzes Gespräch? Leider Fehlanzeige, denn dafür fehlt dem ultraknappen Personal leider die Zeit. Und nicht nur die Bewohner leiden darunter, das Personal leidet nicht minder darunter, ihren Job nicht so machen können, wie sie es gerne tun würden.
Schöne neue Welt
Das ist also unsere schöne neue Welt, die Welt übrigens, für die fleißig von Balkonen geklatscht wurde, für deren Personal aber niemand anständig bezahlen will. Wo gehen denn eigentlich die Beträge hin, die von Pflegekasse und den Menschen für die Unterbringung in den Heimen bezahlt werden. Also eins ist sicher – sie werden nicht für die Menschen im Heim und die, die dort pflegen aufgewendet, denn sonst gäbe es eventuell mehr Menschen, die diesen Job machen und davon auch leben könnten. Schließlich kostet so ein Pflegeplatz monatlich dasselbe wie eine Kreuzfahrt.
Pflege zu Hause als Alternative?
Wer also nicht will, dass seine Eltern oder Großeltern ihren Lebensabend nach einem arbeitsreichen Leben in solch einer Umgebung verbringen müssen, dem bleibt dann nur noch, die Pflege zu Hause zu übernehmen. Doch wie soll das in der Realität aussehen? Selbst wenn der nötige Platz für die Unterbringung vorhanden ist, reichen die paar Euro Pflegegeld wohl kaum aus, um rund um die Uhr einen dementen Angehörigen zu pflegen, dabei noch seinen Lebensunterhalt zu verdienen und den Laden zu Hause am Laufen zu halten.
Demenz als Endgegner
Insbesondere die stark steigenden Zahlen an Demenzerkrankungen stellen hier die Angehörigen vor oft unlösbare Probleme. Aber wenn es dann doch schon die Unterbringung in einem professionellen Heim sein muss, dann sollte es wenigstens auch professionell und nicht permanent unterbesetzt sein. Würden wir einmal einen Blick zu unseren Nachbarn in die Niederlande werfen, so würden wir dort Heime sehen, die speziell für an Demenz erkrankte Bewohner Aktivitäten und Einbindung in den Alltag vorsehen.
Einbindung in den Alltag
Wo wir gerade beim Thema Einbindung in den Alltag sind, viele ältere Menschen würden sich mit Sicherheit darüber freuen, wenn sie in den Alltag eingebunden werden würden und sich nützlich machen könnten. Denn das würde nicht nur ihre Lebensqualität steigern, sondern auch für geistige und körperliche Fitness sorgen. Es gibt bereits solche Modelle, die sich großer Beliebtheit erfreuen, jedoch leider viel zu selten sind. Früher waren die Großeltern in Mehrgenerationenhäusern in den Alltag eingebunden – in Haushalt, Kindererziehung und Garten. Und wie vielen Kindern hat es gut getan, von den Großeltern betreut zu werden, von ihnen vorgelesen zu bekommen und von ihrem reichen Schatz an Lebenserfahrung zu profitieren. Einer Generation Z würde das mit Sicherheit ganz gut zu Gesicht stehen. Dann wäre sie wahrscheinlich ein bisschen lebensfähiger und ihr gesamtes Leben würde sich nicht um soziale Medien, die Frage, welchem Geschlecht man denn nun angehören will und blödsinnigen Forderungen nach Work-Life-Balance (noch bevor man überhaupt den ersten Monat in seinem Leben gearbeitet hat) drehen.
Ein paar Gedanken zum Thema Personalschlüssel
Und wenn dann schon am Ende des Lebens die Unterbringung im Heim steht, dann sollte vielleicht wenigstens dafür gesorgt werden, dass den Leuten, die dieses Land aufgebaut und nach vorne gebracht haben, ein wenig der Würde gelassen wird, die sie sich verdient haben. Dazu gehört jedenfalls nicht ständig überlastetes und unterbezahltes Pflegepersonal. Wie wäre es denn, wenn alle die, die von unserem Staat mit Bürgergeld unterhalten werden, in den Pflegeheimen eingebunden würden, um das Personal zu entlasten? Um Bettwäsche wegzuräumen, Tische abzudecken und Rollstühle zu schieben braucht man kein Studium und auch keine besonderen Fähigkeiten. Aber wenn die Pflegekräfte nicht auch noch alle diese Arbeiten ausführen müssten, dann hätten sie endlich mal wieder Zeit für ihre Bewohner und ihre eigentlichen Aufgaben. Und so könnten auch die "Arbeitsuchenden" der Gesellschaft ein bisschen was für die empfangene Leistung zurückgeben und ihre Wertschätzung für die alten Menschen zum Ausdruck bringen. Das würde natürlich bedingen, dass sie sich aus ihrer Komfortzone herausbewegen und gleichzeitig würde es von der Politik verlangen, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich mal etwas zu trauen, was eventuell Unmut hervorrufen könnte.
In diesem Sinne, lassen Sie uns unsere "Alten" wertschätzen, sie in die Gesellschaft einbinden und von ihrem unglaublichen Erfahrungsschatz lernen. Denn unsere Großeltern wussten und wissen mehr über Ernährung, Geschichte, Bildung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Anstand als die ganzen studierten Spezialisten in unserer Regierung zusammen.
Ihre Nicole
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