Haushaltsmythen auf dem Prüfstand: Was stimmt und was stimmt nicht?
RATGEBER | Jeder kennt sie – die vermeintlich klugen Ratschläge rund um Haushalt und Reinigung, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Doch welche davon sind effektiv und was davon ist nur ein Mythos?
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Woher kommen Haushaltsmythen?
Viele der Haushaltsmythen haben ihre Wurzeln in einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse bisher nicht so leicht zugänglich waren wie heute. Die Generation der Großeltern griff oft auf altbewährte Hausmittel und Methoden zurück, die sich für sie bewährt hatten. Doch nicht alles, was damals funktionierte, ist heute noch sinnvoll, sei es aufgrund neuer Materialien, moderner Technik oder einfach wissenschaftlicher Erkenntnisse, die frühere Annahmen widerlegt haben.
Ein weiterer Grund für die Entstehung von Haushaltsmythen ist die Werbung. Viele Unternehmen haben über Jahrzehnte gezielt bestimmte Überzeugungen verbreitet, um den Absatz ihrer Produkte zu steigern. So entstanden Mythen wie „Je mehr Waschmittel, desto sauberer die Wäsche“ oder „Backofenreiniger ist die einzige Lösung für hartnäckige Verschmutzungen“. Nicht zuletzt tragen heute das Internet und soziale Medien dazu bei, dass sich alte und neue Mythen rasend schnell verbreiten.
1. Zucker zieht Ameisen an – Salz vertreibt sie
Der Mythos, dass Zucker automatisch Ameisen anzieht, ist zwar nicht völlig falsch, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Ameisen werden von Zucker oder anderen Lebensmitteln mit Zucker und Proteinen angezogen, da sie Nahrungsquellen suchen. Salz hingegen hat keine nachgewiesene Wirkung auf die Bekämpfung von Ameisen. In manchen Fällen kann Salz sogar dazu führen, dass Ameisen vermehrt in den Bereich kommen, da es zu einer Anreicherung von Feuchtigkeit führen kann. Wer Ameisen loswerden möchte, muss ihre Nahrungsquelle beseitigen oder spezielle Ameisenköder verwenden, die sie zum Nest zurücktragen.
2. Essig ist der Alleskönner gegen Schimmel
Essig hat antibakterielle Eigenschaften und kann in vielen Fällen bei der Schimmelbekämpfung hilfreich sein, aber nicht immer. Essig hilft, Oberflächen zu desinfizieren und Schimmel zu entfernen, jedoch tötet er nicht alle Schimmelarten ab. Besonders bei gesundheitsschädlicheren Sorten, wie den Schwarzen Schimmel, ist die Wirkung von Essig nicht ausreichend. Am hilfreichsten ist er bei frischem Schimmel, während tief in die Poren eingedrungener Schimmel möglicherweise nicht so effektiv behandelt wird. Außerdem ist Essig nur für eine Oberflächenbehandlung geeignet und entfernt nicht die Ursachen des Schimmelwachstums wie Feuchtigkeit oder schlechte Belüftung. Für hartnäckigen oder großflächigen Schimmelbefall sind professionelle Reinigungsmittel oder Fachleute erforderlich.
3. Messer, Holzlöffel und Pfannen gehören nicht in die Spülmaschine
Ein sehr verbreiteter Mythos ist, dass Messer, Holzlöffel und Pfannen, niemals in die Spülmaschine gehören. Es stimmt, dass Messer, insbesondere solche aus hochwertigen Materialien wie Edelstahl oder mit scharfen Klingen, durch die Hitze und das harte Spülmittel stumpf werden können. Auch Holzgegenstände sollten möglichst nicht in die Spülmaschine, da das Wasser und die hohe Temperatur das Holz austrocknen und verziehen können. Bei Pfannen mit Antihaftbeschichtung kann diese sich in der Spülmaschine lösen. Es gibt allerdings noch mehr Küchengegenstände, die nicht in ihr gespült werden dürfen.
4. Kaffeeflecken lassen sich mit Salz entfernen
Es ist kein Mythos, dass Salz eine effektive Methode zur Entfernung von Kaffeeflecken ist. Das Salz wirkt als Absorptionsmittel und kann den Fleck, besonders wenn er noch frisch ist, sehr gut aufnehmen. Streue einfach etwas Salz auf den Fleck und lasse es einige Minuten einwirken, bevor du es mit Wasser ausspülst. Diese Methode funktioniert auch bei anderen Flecken wie Rotwein.
5. Kochsalz in der Waschmaschine hilft gegen Flecken
Kochsalz ist ein bekanntes Hausmittel bei der Wäschepflege, aber es ist kein Wundermittel gegen alle Flecken. Es hilft in manchen Fällen dabei, Farben zu fixieren und das Waschen zu intensivieren. Salz kann jedoch keine hartnäckigen Flecken wie Fett- oder Blutspuren entfernen. Für effektive Fleckenentfernung sind spezielle Fleckenmittel erforderlich. Salz allein kann in einigen Fällen helfen, die Wäsche weicher zu machen oder die Waschmittelwirkung zu verstärken, aber es ist kein Ersatz für gründliche Fleckenbehandlung.
6. Wasser aus der Leitung ist immer besser als abgefülltes Wasser
Viele Menschen glauben, dass Leitungswasser immer die bessere und gesündere Wahl ist, aber das ist nicht in jedem Fall wahr. In vielen Ländern und Regionen ist Leitungswasser absolut sicher und auch qualitativ hochwertig. In anderen Gebieten kann es jedoch Schadstoffe oder Verunreinigungen enthalten, die durch die Leitungen oder das Wasserversorgungssystem eingeführt werden. Ferner können Geschmack und Mineralgehalt stark variieren, sodass abgefülltes Wasser in manchen Fällen eine bevorzugte Wahl ist. In Rheinland-Pfalz besteht allerdings kein Grund zur Sorge, was die Wasserqualität angeht.
7. Man muss den Staubsaugerbeutel regelmäßig wechseln, auch wenn er nicht voll ist
Viele denken, dass der Staubsaugerbeutel immer gewechselt werden muss, wenn er auch nur teilweise voll ist. Tatsächlich ist es so, dass der Staubsaugerbeutel seine volle Saugleistung erst verliert, wenn er etwa zu 70-80 % gefüllt ist. Ein früher Wechsel kann also unnötig sein. Wenn der Beutel allerdings schon lange benutzt wurde oder Gerüche abgibt, ist es vielleicht trotzdem eine gute Idee, ihn zu wechseln. Manche Staubsauger sind auch effizienter, wenn der Beutel weniger voll ist. Grundsätzlich lohnt es sich, den Beutel regelmäßig zu überprüfen und nur dann zu wechseln, wenn es notwendig ist, um die Saugkraft zu erhalten.
8. Bleichmittel hilft immer bei der Desinfektion
Bleichmittel wird häufig als das ultimative Desinfektionsmittel angesehen, aber es ist nicht immer die beste Wahl. Es ist zwar sehr effektiv gegen viele Bakterien, Pilze und Viren, jedoch gibt es auch Mikroorganismen, die Bleichmittel nicht abtöten kann. Zudem kann Bleichmittel auf empfindlichen Oberflächen oder Textilien Schäden verursachen und auch gesundheitsschädlich sein, wenn es nicht richtig verwendet wird. Es gibt viele andere Desinfektionsmittel, die ebenso oder sogar effektiver sind, wie zum Beispiel Produkte auf Wasserstoffperoxidbasis, die weniger gefährlich und gleichzeitig umweltfreundlicher sind.
9. Backpulver und Natron sind dasselbe
Backpulver und Natron werden oft synonym verwendet, doch sie sind nicht dasselbe. Backpulver enthält neben Natron auch eine Säure (meistens Weinstein oder Zitronensäure) sowie Stärke, um die chemische Reaktion auszulösen. Natron hingegen ist reines Natriumbicarbonat, das allein keine säurehaltigen Zutaten benötigt, um zu reagieren. In vielen Rezepten kann man Backpulver durch Natron ersetzen, aber nicht immer, da das Fehlen der Säure zu einem anderen Ergebnis führen kann. Beides kann aber als Hausmittel genutzt werden, zum Beispiel um Silberbesteck zu reinigen.
10. "Wäsche muss bei 90 Grad gewaschen werden, um Keime abzutöten"
Viele denken, dass Wäsche nur bei sehr hohen Temperaturen wirklich sauber wird. Doch moderne Waschmittel und Maschinen sind so entwickelt, dass sie auch bei niedrigeren Temperaturen, etwa 30 bis 40 Grad, effektiv reinigen. Das hilft nicht nur, Energie zu sparen, sondern schont auch die Kleidung.
11. Trocknerbälle ersetzen Weichspüler
Trocknerbälle können helfen, die Wäsche aufzulockern und die Trockenzeit zu verkürzen, indem sie das Material auseinanderdrücken. Sie sind jedoch kein vollständiger Ersatz für Weichspüler, da sie keinen Duft hinterlassen und keine Weichheit wie Weichspüler bieten. Weichspüler enthält chemische Inhaltsstoffe, die das Gewebe weicher machen und einen angenehmen Duft hinterlassen. Trocknerbälle bieten eine natürliche und umweltfreundlichere Alternative, die den Duft und die Weichheit von Weichspülern jedoch nicht vollkommen ersetzen kann. Für den besten Effekt kann man auch beides kombinieren.
12. "Holzmöbel müssen ständig geölt oder gewachst werden"
Viele Menschen glauben, dass Holzmöbel regelmäßig geölt oder gewachst werden müssen, um ihre Schönheit zu erhalten. In Wirklichkeit hängt dies vom Holztyp und der Nutzung ab. Einige Möbel benötigen überhaupt keine zusätzliche Behandlung, andere wiederum profitieren von einer gelegentlichen Pflege. Zu viel Öl oder Wachs kann das Holz sogar schädigen.
13. Cola reinigt die Toilette besser als jedes Putzmittel
Es heißt oft, dass Cola als Reinigungsmittel Wunder wirkt – vor allem in der Toilette. Die Idee dahinter ist, dass die enthaltene Phosphorsäure Kalk und Schmutz löst. Cola kann tatsächlich leichte Kalkablagerungen oder Verfärbungen lösen, aber sie ist kein vollwertiges Reinigungsmittel. Sie hinterlässt eine klebrige Schicht, die noch mehr Schmutz anziehen kann. Außerdem tötet Cola keine Bakterien ab, was bei einer Toilette nicht gerade ideal ist. Auch der Plan, Verschmutzungen unter dem Rand mit einer Cola-Mentos-Mischung zu bekämpfen, sollte verworfen werden, außer der Plan ist, im Anschluss das gesamte Bad zu putzen. (prm)