Nachhaltiges Bauen: Wie sich Industrie und Umwelt effizient vereinen lassen
RATGEBER | Nachhaltiges Bauen gewinnt auch im industriellen Sektor zunehmend an Bedeutung, denn Unternehmen müssen zusätzlich zum Druck aus der Öffentlichkeit nun auch immer strengere Regularien der Gesetzgeber einhalten. Langfristig sorgt die Verbesserung der Umweltbilanz aber nicht nur für ein besseres Standing, sondern auch für niedrigere Kosten und eine bessere Reputation. Wir zeigen, wie nachhaltiges Bauen in der Industrie funktionieren kann.

Aktuelle Entwicklung in der industriellen Baubranche
Die Nachhaltigkeit ist in den meisten Unternehmen bereits angekommen und wird oft sogar zu einem Teil des Markenimages. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der sogenannten „Green Buildings“ in Deutschland mehr als verfünffacht, jährlich liegt das Transaktionsvolumen dieser Gebäude bereits bei über 10 Milliarden Euro. Viele davon im Bereich der Industrie oder anderen Gewerben.
Doch warum das Ganze? Das lässt sich vergleichsweise einfach anhand von Zahlen darlegen: Die Baubranche ist für einen erheblichen Anteil aller CO₂-Emissionen verantwortlich. Gerade bei Großprojekten fallen enorme Abgase für den Transport und bei der Herstellung von Rohstoffen und Baumaterialien an.
Die Lösung: Unternehmen müssen beim Bau neuer Gebäude oder der Renovierung von bestehenden Industrieimmobilien darauf achten, dass ökologische Standards eingehalten werden. Hierfür gibt es bereits – gerade in Deutschland – einige Paradebeispiele. Auf diese und andere Lösungsansätze gehen wir später im Text noch genauer ein.
Die Planung: Fokus auf Bestandsgebäude und energetische Sanierungen
Die Planung von Industrieimmobilien erfordert immer eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens als auch ökologische Faktoren berücksichtigt. Schließlich bringen die Einsparungen der Firma am Ende nur wenig, wenn das neue Betriebsgebäude ein Vielfaches dessen kostet, was ohne Nachhaltigkeitsoptimierungen nötig gewesen wäre. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ökologische Gebäude im Regelfall sogar günstiger sind als solche, die nach konventioneller Vorgehensweise errichtet werden.
Ein Paradebeispiel hierfür ist die neue Firmenzentrale von Alnatura in Darmstadt. Das größte Lehmbau-Gebäude Europas hat nicht nur sehr geringe Betriebskosten, sondern war auch günstiger als der durchschnittliche Baupreis für konventionelle Gebäude. Der Energiebedarf liegt nur bei einem Drittel dessen, was ein konventionelles Gebäude verbraucht, zudem gibt es eine natürliche Klimaanlage, ohne mechanische Belüftung und ein ausgeklügeltes Fensterkonzept, welches weitere Kosten für Licht und Wärme eindämmt.
Wichtig: Angesichts der hohen Klimaziele und des Leerstands in vielen Industriegebieten rückt auch die Revitalisierung von Bestandsgebäuden wieder mehr in den Vordergrund. In vielen Fällen ist es energetisch und kostentechnisch sinnvoller zu sanieren, als von Grund auf neu zu bauen. Laut einer Analyse der Deutschen-Energie-Agentur (dena) liegt das energetische Einsparpotenzial in der Industrie bei 30 %, wenn Sanierungsmaßnahmen konsequent umgesetzt werden.
Tipps und Strategien für nachhaltiges Bauen in der Industrie
Wenn Unternehmen nach neuen Gebäuden suchen, sollten sie sich zunächst bestehende Immobilien im näheren Umkreis einmal genauer ansehen. Auch aufgrund von attraktiven Förderungen können diese eine gute und lukrative Lösung sein. Allerdings gibt es auch bei einem Neubau viele Möglichkeiten, die zu einer hohen Energieeffizienz und niedrigen Kosten beitragen:
• Einsatz umweltschonender Materialien: Beim Bau sollten lokal verfügbare oder recycelte Baustoffe eingesetzt werden, da hierdurch der CO₂-Ausstoß massiv reduziert werden kann. Innovationen wie der 3D-Druck mit neuartigen Betonarten können die Abgase beim Bau um bis zu 40 % senken.
• Ressourcenschonung durch Planung: Gerade in Zeiten von hohen Rohstoffkosten sollte der Bau präzise geplant werden, um keine Materialien zu verschwenden. Eine Materialbedarfsberechnung trägt zur Vermeidung von Überbestellungen bei, zudem vergleichen Planer die unterschiedlichen Materialien und ihre Vorteile.
• Lebenszyklusbetrachtung: Dieser ganzheitliche Ansatz betrachtet den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes, von der Planung bis hin zu einem eventuellen Rückbau und der Entsorgung einzelner Materialien. So kann sichergestellt werden, dass das Gebäude möglichst hohe ökologische Standards erfüllt.
• Integration erneuerbarer Energien: Die hohe Energieeffizienz ist ein großer Vorteil eines neu errichteten Gebäudes. Neben einer exzellenten Dämmung und modernen Fenstern sind auch erneuerbare Energien entscheidend, um die zukünftigen Kosten so gering wie möglich zu halten. Bestenfalls kann sich das Gebäude autark versorgen, etwa mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen.
Oftmals stehen nachhaltigen Bauprojekten neben den vielen Vorteilen auch einige Herausforderungen gegenüber. Hohe Anfangsinvestitionen und lange Amortisationszeiten können abschrecken und verunsichern. Positivbeispiele wie der Alnatura-Campus zeigen allerdings, dass ökologisches Bauen mit der richtigen Planung funktioniert und sogar günstiger ist, als konventionelle Materialien einzusetzen – wer jetzt den nachhaltigen Schritt geht, profitiert in der Zukunft umso mehr! (prm)