Die "Liedertafel" Hellenhahn-Schellenberg feiert 130-jähriges Bestehen
Die „Liedertafel“ Hellenhahn-Schellenberg blickt auf 130 Jahre voller musikalischer Höhepunkte zurück – von Konzerten im Zagreber Dom bis hin zu modernen Klängen mit GOOD NEWS. Welche unvergesslichen Momente erwarten die Sängerinnen und Sänger im Jubiläumsjahr 2025?

Die „Liedertafel“ Hellenhahn-Schellenberg feiert 130-jähriges Bestehen. Chorleiter Franz-Josef Kexel und Vorsitzender Paul Bär führten den Chor zu ungeahnten Höhen und schrieben Vereinsgeschichte.
Ein Bericht von Willi Simon
Bereits 1895 wird in einer Schulchronik erstmals ein Männerchor erwähnt, weshalb dies als Gründungsjahr angenommen werden kann. Ein Chor bestand wahrscheinlich zu dieser Zeit schon ein paar Jahre, wobei Lehrer jeweils auch Dirigent waren. Um Nachwuchs zu fördern, wurde in der Schule viel gesungen, und der Schulchor unterstützte gelegentlich den Männerchor.
1925, nach einer Pause nach dem 1. Weltkrieg, übernahm der Hellenhahner Hugo Schmidt die Leitung des Männerchores. Die Sangestätigkeit geriet aber ins Stocken, weil die Männer die Woche über zur Arbeit waren. In den Jahren des II. Weltkrieges war die Sangestätigkeit dann ganz zu Ende.
1945 taten sich schließlich Männer und Frauen zusammen, um an kirchlichen Feiertagen gemeinsam zu singen. 1949 erfolgte der eigentliche Neubeginn, und man trat dem Sängerbund Rheinland-Pfalz bei. Es folgten Jahre der Chortätigkeit mit rund 30 Sängern. 1950 konnte das erste Konzert mit den Vereinen aus Pottum und Neustadt gegeben werden. 1964 erfolgte die Ausrichtung des Kreisleistungssingens, eine besondere Ehre für den Chor. Als jedoch die Sängerzahl des Chores auf rund 25 zurückging, wurde im November 1964 der Gemischte Chor aus der Taufe gehoben.
Beide Chöre wurden zunächst noch parallel betrieben, der Männerchor dann jedoch zugunsten des Gemischten Chores eingestellt. Rasant war der Gemischte Chor auf 50 Sängerinnen und Sänger angewachsen. 1970 erfolgte das 70-jährige Gründungsfest der „Liedertafel“. 1972 legte Oswald Mohr, der den Chor bisher begleitet hatte, den Dirigentenstab nieder. Franz-Josef Kexel übernahm den Chor, den er 28 Jahre leiten sollte. Kexel gründete 1974 dazu einen Kinderchor, den er viele Jahre erfolgreich führte und der bis Ende der Neunzigerjahre Bestand hatte.
1975 wurde Paul Bär zum 1. Vorsitzenden gewählt. Damit begann die Blütezeit des Gemischten Chores „Liedertafel“. Das dynamische Führungsduo Kexel/Bär führte den Verein vom „Ständchenchor“ zum Leistungschor. Der Chor wuchs ob der nun einsetzenden Erfolge zu einer verschworenen Gemeinschaft. 1981 konnte erstmals der Titel eines „Meisterchores“ errungen werden. 1982 erfolgte auf Einladung der jugoslawischen Botschaft eine Konzertreise nach Zagreb. Dort wurde der Chor bereits mit einer Leuchtreklame auf einem der höchsten Gebäude begrüßt. Das Konzert im Zagreber Dom vor einem begeisterten Publikum war ein Riesenerfolg. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Mitglieder des Chores, von dem heute noch gesprochen wird. Zahlreiche Auftritte hatte auch der Kinderchor, jetzt unter der Leitung von Ludwig Schmidt. Im selben Jahr wurde eine Langspielplatte mit Gemischtem Chor und dem Kinderchor aufgenommen.
Es folgten viele Auftritte in den 80er Jahren zu erfolgreichen Wettstreiten, die den Chor weit über den Westerwald hinaus nach Hessen, Taunus und nach Luxemburg führten. Der zweite Meisterchortitel 1985 war ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben. Die Sängerzahl war auf 96 Aktive angestiegen. 1985 war das 90-jährige Gründungsfest des Chores, das mit 3900 Sängerinnen und Sängern aus über 60 Chören gefeiert wurde und vollkommen neue Maßstäbe setzte. 1986 erfolgte eine weitere Konzertreise, diesmal nach Ungarn, mit Konzerten in Budapest und Tamasi. In der St. Stephansbasilika in Budapest sang man vor 2000 Besuchern. Der Chor machte europaweit auf sich aufmerksam. 1988 erfolgte in Hellenhahn der Besuch des „Bowdoin College Chamberchoir“ aus Brunswick, Maine, USA. Ein gemeinsames Konzert in der Westerwaldhalle in Rennerod bleibt unvergessen.
Legendär sind damals auch die Wandertage der „Liedertafel“ mit bis zu 200 Teilnehmern. Auch in den 90er Jahren verbuchte der Chor viele sängerische Erfolge bei diversen Auftritten. Zahlreiche schöne Ausflüge (1994 u. a. nach Greifswald) wurden unternommen, die den Sängerinnen und Sängern in Erinnerung blieben.
Mit dem Ende der Tätigkeit von Franz-Josef Kexel und Paul Bär ging dann aber auch die Blütezeit des Gemischten Chores einher. 1999 zum Jubiläumsfest des damals noch bestehenden Kinderchores wurde der „Chor der Ehemaligen des Kinderchores“ ins Leben gerufen, der nach dem erfolgreichen Auftritt beim Jubiläum unter musikalischer Leitung von Ludwig Schmidt und unter der organisatorischen Leitung von Beate Schilling unter dem Dach der „Liedertafel“ als „Good News“ gegründet wurde.
Bis 2010 gab es beim Gemischten Chor mehrere Chorleiterwechsel, und auch die Zahl der Sänger ging kontinuierlich zurück. 2010 musste dann die Arbeit des Gemischten Chores endgültig eingestellt werden. Mit einem „Kaffekonzert“ verabschiedete sich der Gemischte Chor nach 46 Jahren vom aktiven Sangesbetrieb.
Eine Ära mit unwahrscheinlichen Höhen, aber auch Rückschlägen war unwiderruflich zu Ende. Dafür trat GOOD NEWS in die Fußstapfen und eroberte sich neue Felder der Chormusik, die bis dahin in Hellenhahn-Schellenberg bisher nicht beschritten wurden. Moderne zeitgenössische Literatur mit Klavier-, Band- und Orchesterbegleitung hielt Einzug in Hellenhahn-Schellenberg. Es folgten große Konzerte, die in Erinnerung bleiben werden.
Ludwig Schmidt, Andreas Huth, Dorothea Raukes, Fabian Glück und heute Marco Herbert brachten ihr beachtliches Können auf hohem Niveau und Musikalität in den Chor ein, der heute 46 Aktive zählt. Diese geben Anlass zu einer hoffnungsvollen Zukunft von GOOD NEWS. Der Stern der „Liedertafel“ ist neu erstrahlt.
Mit der Mitgestaltung eines Gottesdienstes am 30. März in der Pfarrkirche in Hellenhahn und einem anschließenden Beisammensein im benachbarten Pfarrheim beginnt der Reigen mehrerer Veranstaltungen im Jahr 2025 um das Vereinsjubiläum. Die Termine werden rechtzeitig veröffentlicht. Bericht: Willi Simon / Daten stellte Beate Schilling zur Verfügung.
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