Bischof Kohlgraf über Kirchenaustritte: "Fäden werden dünner"
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf äußert sich in einem Interview zu den Gründen für die zunehmenden Kirchenaustritte und der schwächer werdenden Bindung an die Kirche.

Mainz. Nach Einschätzung des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf gibt es keine einfache Lösung für die schwindende Verbindung zwischen Menschen und Kirche in Deutschland. "Wir leben in einer Gesellschaft, die zunehmend säkular ist. Gott ist kein Thema für sie", erklärte Kohlgraf in einem Gespräch mit dem privaten rheinland-pfälzischen Radiosender RPR1. Er beobachte, dass "die Fäden dünner werden", wenn es um die Bindungskräfte zur Kirche gehe. Dies sei die Realität angesichts der hohen Zahl von Kirchenaustritten.
Kohlgraf betonte, dass es kein Patentrezept gegen Kirchenaustritte gebe. "Dafür ist die Welt zu kompliziert, dafür sind die Menschen zu komplex, dafür sind die Themen zu differenziert. Die einfache Lösung gibt es nicht." Er kritisierte das Konzept von Populisten, die für komplexe Fragen einfache Lösungen bieten - dies gelte auch für die Kirche nicht.
Weiterhin betonte Kohlgraf, dass es nicht nur darum gehe, die Kirche zu retten. Die zentrale Frage sei vielmehr: "Wie kriegen wir Menschen mit Gott in Berührung, der uns liebt, der uns Leben gibt?" Was dies statistisch für die Kirche bedeute, werde die Zeit zeigen. "Es wird uns auch in 1.000 Jahren noch geben."
Laut Deutscher Bischofskonferenz traten im vergangenen Jahr 321.000 Menschen aus der katholischen Kirche aus, während im Jahr 2023 bereits 402.000 Austritte verzeichnet wurden. (dpa/bearbeitet durch Red)
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