Arbeitsamt Montabaur zeichnete Ausbildungsbetriebe aus
Zwei Betriebe ihres Amtsbezirks hat die Arbeitsagentur Montabaur mit einem besonderen Zertifikat gewürdigt. Die Sunara GmbH aus Montabaur und die Röchling Sustaplast KG aus Lahnstein wurde für ihr engagement um Ausbildung der Fachkräfte geehrt.
Montabaur. Früher waren die Lehrstellen knapp; heute fehlen Jugendliche, die über eine Ausbildung in den Beruf starten möchten: Auf diese Kernaussage lässt sich eine Entwicklung bringen, die sich angesichts der guten Konjunktur und der demographischen „Abwärtsspirale“ verschärfen dürfte. Weitsichtige Unternehmen treffen Vorsorge und ziehen sich die Fachkräfte von morgen selbst heran. Damit sichern sie Zukunft – für ihren Betrieb und die jungen Menschen. Dieses Engagement würdigt die Agentur für Arbeit Montabaur, indem sie alljährlich zum „Tag der Ausbildung“ zwei Betriebe ihres Bezirks auszeichnet.
Dieses Mal erhielten die Röchling Sustaplast KG in Lahnstein und die Sunara GmbH in Montabaur das „Zertifikat für Nachwuchsförderung“, das Agenturchef Elmar Wagner bei Besuchen in den Unternehmen überreichte. „Der Tag der Ausbildung im Mai ist ein guter Anlass, mit Verantwortlichen der heimischen Wirtschaft über dieses wichtige Thema zu diskutieren und es aus ihrer Perspektive zu beleuchten“, sagte Wagner. „Außerdem freue ich mich immer, die Firmen unserer Region kennen zu lernen.“
Bei Röchling Sustaplast geschah dies praxisnah bei einem Rundgang durch Produktion und Logistik. Zuvor aber stellten Joachim Lehmann, General Manager Financials, und Personalleiterin Iris Willrich das Unternehmen vor. Stammsitz der Röchling-Gruppe ist Mannheim. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die insgesamt 6600 Mitarbeiter an 56 Standorten einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Röchling wandelte sich vom Kohle- zum Stahlunternehmen und weiter zum Mischkonzern. Dabei blieb es nicht.
„Seit 2006 sind wir ein reinrassiger Kunststoffverarbeiter“, erklärte Joachim Lehmann. In Lahnstein arbeiten 210 Mitarbeiter, in Nentershausen sind es 50. Der Umsatz lag 2011 bei ca. 70 Millionen Euro. Mit 23 Lehrlingen – Industriekaufleute, Fachinformatiker sowie Verfahrens-, Zerspanungs- und Industriemechaniker – ist die Ausbildungsquote hoch. Lehmann: „Wir machen gute Erfahrungen mit Fachkräften, die wir selbst heranziehen. Natürlich ist es wichtig, dass es auch Zugänge von außen gibt – salopp gesprochen: frisches Blut, um immer wieder neue Sichtweisen zu gewinnen. Die stärkste Säule ist und bleibt jedoch die Ausbildung.“ Wer bei Sustaplast lernt und engagiert ist, hat beste Aussichten, übernommen zu werden.
Unternehmen können es sich längst nicht mehr leisten, auf Bewerbungen zu warten, um geeignete Auszubildende zu finden. Sie müssen aktiv werden. Vieles läuft bei der Röchling Sustaplast über Mund-zu-Mundpropaganda, da der Betrieb als guter Arbeitergeber bekannt ist. Nicht zuletzt aber setzt man bei der Auswahl und Vermittlung von Bewerbern auf die Agentur für Arbeit. Iris Willrich lobt die gute Kommunikation und Kooperation. Bei den jungen Leuten, die sich bewerben, schaut sie nicht allein auf gute Schulnoten. Das „Gesamtpaket“ müsse stimmen, betont sie. Und so hat schon mancher den Einstieg über ein Praktikum geschafft.
„Wir bilden aus Überzeugung aus – in Berufen, die Zukunft haben“, sagt Natalie Mays, Geschäftsführerin der Sunara GmbH, die ebenfalls das Zertifikat für Nachwuchsförderung in Empfang nehmen konnte. Zur GmbH gehören das Hotel Schlemmer mit Victor´s Restaurant, das Hotel Löwenguth und das Restaurant/Café Sion am Markt, die allesamt in Montabaur angesiedelt sind.
Dass Natalie Mays kein Lippenbekenntnis abgibt, zeigt sich in der Begeisterung, mit der sie von ihrem „Glauben an die Gastronomie“ und ihren Leuten spricht. Wenn im Sommer die neuen Azubis an Bord sind, wird die Sunara 30 Beschäftigte haben – darunter sieben Lehrlinge. Ausgebildet werden Köche, Hotel- und Restaurantfachleute sowie Fachkräfte im Hotel- und Gaststättengewerbe.
Obwohl die Schulabgänger- und Bewerberzahlen sinken, hat die Sunara keine Probleme, „Nachschub“ zu bekommen. Denn Natalie Mays weiß, wo er zu finden ist. So stellt ihr Unternehmen sich seit etlichen Jahren bei der Ausbildungsbörse der Anne-Frank-Realschule vor, um mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen und ihr Interesse zu wecken. Außerdem pflegt und schätzt die Chefin den Kontakt zum Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur, der ihr geeignetes Personal vermittelt.
Unschätzbar als Empfehlung ist die Qualität der Ausbildung. Hiermit hat sich Natalie Mays einen Ruf erworben, der so gut ist, dass sie selbst Nachteile in Kauf nehmen muss: „Leider verlassen uns viele nach der Prüfung. Wer bei uns gelernt hat, muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen. Unsere Absolventen sind begehrt.“ Etliche gehen in große Hotels im In- und Ausland. Ein Trost für die Chefin ist, dass sie ihren Betrieb nicht gern verlassen: „Der Abschied ist oft dramatisch – mit Tränen und Blumen!“
Auch für Natalie Mays zählt bei der Auswahl ihrer Azubis nicht allein das Schulzeugnis. In der Küche sind Kreativität und Phantasie besonders gefragt, im Service freundliches Auftreten und eine positive Ausstrahlung. Damit dies gelingt, ist auch das Betriebsklima wichtig: „Ich möchte, dass meine Beschäftigten gerne hier arbeiten – das überträgt sich auf den Gast!“ Das Ausbildungszertifikat der Arbeitsagentur nahm Natalie Mays mit Stolz entgegen; es soll einen guten Platz im Hotel bekommen.
Bei der Übergabe betonte Elmar Wagner: „Wir möchten nicht nur große Industriebetriebe auszeichnen. Die Wirtschaft unserer Region ist geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dass sie dauerhaft und zuverlässig ausbilden, schafft ein solides Fundament und bietet auch der nachfolgenden Generation Perspektiven.“
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