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Nachricht vom 15.05.2012    

Dem Artensterben Einhalt gebieten

BUND-Veranstaltung „Biologische Vielfalt – Vielfalt des Lebens, Natur als Lebensspender“ in der Abtei Marienstatt - Naturschutz betrifft alle

Marienstatt. In der beschützenden Annakapelle der Zisterzienser-Abtei Marienstatt begrüßten am vergangenen Sonntag (13.5.) die BUND-Kreisvorsitzenden Egbert Bialk und Harry Neumann die Besucher der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Biologische Vielfalt – Vielfalt des Lebens“.

BUND-Funktionäre und Referenten mit Wolf und Wildkatze.

Hausherr Abt Andreas Range formulierte in seiner Lectio „Schöpfung, Natur und Artenvielfalt“ die theologisch-moralische Begründung für den „Mut zur Wildnis“. Mit diesem Titel hatte Harry Neumann seinen beeindruckenden Multivisionsvortrag überschrieben. Brillante Fotos aus den Wildnisgebieten der Erde – Arktis und Antarktis, Wäldern in Finnland, Polen, Rumänien, Brandenburg, der Schweiz und Österreich – unterlegt mit der Filmmusik zum Untergang der Titanic berührten die Betrachter und machten betroffen angesichts zahlreicher Nachrichten, die das forcierte Artensterben belegen.

Neumann: „Wir brauchen keine Resolutionen oder Unterschriftenaktionen gegen den Raubbau am Amazonas und das Roden der Urwälder in Brasilien verfassen, wenn wir selbst mit unseren ökologischen Schätzen nicht behutsam umgehen.“ Für die Westerwälder Heimat heißt das konkret: Zusätzliche neue Gewerbegebiete auszuweisen und neue Zubringerstraßen zu bauen in der Hoffnung auf mehr kommunale Einnahmen, bedeutet Flächenfraß, Zerstörung von Grün- und Ackerland, Zerstören der Artenvielfalt vor unserer Haustür.

Als Beispiele nannte Neumann das auf einer Fläche von 280.000 Quadratmetern geplante Gewerbegebiet der Stadt Hachenburg, das 63.000 Quadratmete große Industriegebiet Langenhahn, 14 Hektar Gewerbegebiet in Siershahn und 30 Hektar erschlossenes leer stehendes Gewerbegebiet auf dem Siegerlandflughafen. Trotzdem solle das einzigartige ökologische Juwel „Stegskopf“ gleich nebenan erschlossen und auf der Montabaurer Höhe, größtenteils ein Natura-2000-Gebiet, ein Windpark errichtet werden.

Den Hauptvortrag gestaltete Prof. Dr. Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Er veranschaulichte viele für den Menschen lebenswichtige Gründe für den Erhalt der Biodiversität und unterstrich die besondere Bedeutung Deutschlands für das Wattenmeer, die Buchenwälder, Moore und das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten mit Schwerpunkt in Deutschland.



Unser nationales Erbe seien die Buchenwälder, die natürlicherweise drei Viertel des Landes bedecken würden. Tatsächlich betrage der heutige Waldanteil 30 Prozent des Festlandes, davon seien 11 Prozent Laubwald und lediglich 4,3 Prozent Buchenbestand. dessen Situation zudem bedauerlich sei, weil zu wenige nutzungsfreie Schutzgebiete existierten, große Defizite bei Totholz, Biotopbäumen und bei alten Wäldern samt deren Bewohnern festzustellen seien.

Außerdem seien massive Schäden durch Wildverbiss und Schälen sowie zunehmend Bodenschäden durch hoch mechanisierte Holzernte entstanden. Weiger forderte daher naturgemäße Waldwirtschaft, die Naturschutzaspekte berücksichtigt und Schutzgebiete.

Der Referent Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im Umweltministerium Mainz, stimmte mit dem Bundesvorsitzenden des BUND in der Einschätzung des Buchenwaldes als wichtiges nationales Erbe überein. Dr. Griese legte außerdem großen Wert auf die Erhaltung von Grünland. Da passt es gut, dass der BUND in diesem Jahr einen Wiesenwettbewerb durchführt, der sich an alle Landwirte und Bewirtschafter artenreicher Mähwiesen im Naturraum Westerwald richtet. Dieser umfasst den Westerwaldkreis, Kreis Neuwied und Teile des Kreises Altenkirchen.

In der anschließenden, von Landesgeschäftsführerin Sabine Yacoub geleiteten, Diskussion der Referenten mit dem Plenum zeigte es sich, dass Landwirte von den Umweltschützern konsequenter Weise nicht als Gegner sondern als Partner gesehen werden. Wirkungsvoll sei die Macht aller Verbraucher, die lokale Produkte erwerben, die mit Respekt der Naturkreisläufe erzeugt wurden.

Fazit: Die Natur als Lebensspender ist kein reines Agrarwirtschaftsproblem, sondern betrifft alle Menschen. Der Boden, das Wasser, der Wald, die Grünflächen, der Artenschutz sind Werte an sich. Helmi Tischler-Venter



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