Rundreise zum Thema "Inklusion" im Westerwald
Das Forum Soziale Gerechtigkeit hatte zur Inklusionstour durch den Westerwald eingeladen, um auf die Lebenswirklichkeiten behinderter Menschen in der Region aufmerksam zu machen. Die Expertenrunde unterstrich die Bedeutung der unterschiedlichen Projekte für ein besseres Miteinander behinderter und nichtbehinderter Menschen.
Westerwaldkreis. Auf eine Tour für gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen im Westerwald ging das Forum Soziale Gerechtigkeit in Begleitung des Landesbehindertenbeauftragten Ottmar Miles-Paul. Mit dabei waren auch die Landtagsabgeordnete Gabi Wieland und einige besonders in der Behindertenarbeit engagierte Wäller.
Beim abschließenden Fachgespräch im Integrationscafe „Vogelhaus“ in der Kreisstadt stellte die Reisegruppe fest: es geht auch im Westerwald voran in Sachen Inklusion, aber man steht erst am Anfang einer langen Entwicklung. Diese wird die Bereiche Arbeiten, Wohnen, Bildung und Freizeit behinderter Menschen nachhaltig verändern!
Erste Station war das Reiseunternehmen Orthen GmbH in Herschbach. Dort werden zwei Mitarbeiter über das „Budget für Arbeit“ beschäftigt, die vorher in einer Werkstatt für behinderte Menschen tätig waren. Sie erhalten je einen Ausgleich für ihre Leistungsminderung in Höhe von 70 Prozent der Personalkosten. „Das Paket passt“, stellte Geschäftsführer Jörg Orthen zufrieden fest. Das müsse von mehr Arbeitgebern im Westerwald umgesetzt werden, denn es lohne sich für das Unternehmen und für die behinderten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Roland Fleck von den Caritas-Werkstätten wies darauf hin, dass die Betroffenen über ein Jahr noch von der abgebenden Werkstatt am neuen Arbeitsplatz betreut werden.
Als neuen „Lebensmittelpunkt“ von Mündersbach stellte Ortbürgermeister Helmut Kempf den durch die Ortsgemeinde mit Erlösen aus Windenergieanlagen gebauten Dorfladen vor. Der Geschäftsführer der AWO-Gemeindepsychiatrie als Betreiber, Frank Kröller, wies darauf hin, dass in dem als Integrationsfirma geführten Laden auch behinderte Menschen einen Arbeitsplatz gefunden haben. „Wie gut es in Mündersbach läuft, zeigt der stetig steigende Umsatz“, so Kröller. MdL Gabi Wieland bezeichnete das Projekt als Modell für viele Gemeinden in ganz Rheinland-Pfalz.
Zu einer modernen Wohneinrichtung für behinderte Menschen wird derzeit das ehemalige Pflegeheim „Am Alsberg“ in Rennerod umgebaut. Auf einer Nutzfläche von etwa 650 Quadratmetern werden barrierefreie Wohnungen entstehen. Für den Verein für Behindertenarbeit e.V. als Träger stellte Geschäftsführer Winfried Weber fest: „Menschen mit einer Behinderung wollen lange in ihrem sozialen Verbund leben, dazu schaffen wir hier mit der Alten Gendarmerie optimale Bedingungen“. Weber wies auf den für den Westerwaldkreis ermittelten Bedarf von 60 fehlenden Wohnplätzen hin. Die Bürgermeister von VG und Stadt Rennerod, Werner Daum und Hans-Jürgen Heene, waren auch zu dem Termin gekommen. Beide zeigten sich erfreut darüber, dass das schon seit vier Jahren leerstehende Haus nun eine überaus sinnvolle Verwendung gefunden hat. Bereits im Oktober sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein und die neuen Bewohner einziehen können.
Auch in der abendlichen Abschlussdiskussion im Cafe Vogelhaus in Montabaur zum Thema „Inklusion im Westerwald – wir mischen uns ein!“ ging es darum, wie man es schafft, dass behinderte Menschen mitten in der Gemeinde leben und arbeiten können. Gesprächsteilnehmerin war auch MdL Dr. Tanja Machalet. Der barrierefreie Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielte dabei eine große Rolle. Bei Ausschreibungen des Busverkehrs müsse konsequent darauf geachtet werden, dass dieser barrierefrei gestaltet wird, bekräftigte der Landesbehindertenbeauftragte Ottmar Miles-Paul. Er dankte dem Forum für die Initiative zu einer Anfang 2013 geplanten größeren Veranstaltung zu diesem Thema.
Kreisbehindertenbeauftragter Franz-Gerog Kaiser kündigte für den UN-Behindertentag am 3. Dezember eine Aktion des Kreises an. Der Gast aus Mainz übergab bei dieser Gelegenheit ein Staffelholz mit der Aufschrift „Teilhabe sichern – UN-Konvention umsetzen – wir machen´s einfach“ an Ruben Rhensius von der in Dernbach ansässigen Katharina-Kasper-Stiftung. Der Student hatte vergangene Woche die Initiative zur Gründung eines „Netzwerk Inklusion“ im Westerwald ergriffen.
Uli Schmidt, Sprecher des Forum Soziale Gerechtigkeit, dankte abschließend allen die zu dem überaus erkenntnisreichen Tag beigetragen haben und für mehr Inklusion und Teilhabe behinderter Menschen im Kreis kämpfen.
„Aber es ist wichtig, dass sich die behinderten Menschen selbst zu Wort melden“, so Schmidt. Deshalb werde er sich auch weiterhin für die Einrichtung eines Behindertenbeirates im Westerwaldkreis stark machen. Und natürlich gehe es darum, die Belange behinderter Menschen und die in der UN-Behindertenrechtskonvention verankerten Rechte in die Öffentlichkeit zu tragen.
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