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Nachricht vom 25.06.2012    

Das Patenamt - geistliche Aufgaben statt Elternersatz

Patentante und Patenonkel - ein Amt mit Verantwortung. Dabei geht es nicht um die Geschenke, auch nicht um Elternersatz. Das Patenamt fordert Begleitung und Hilfe für ein Kind auf dem Weg ins Leben, damit ist nach dem Verständnis der evangelischen Kirche auch der geistliche Beistand gemeint. Die Konfirmanden werden derzeit auch auf dieses Amt vorbereitet.

Pfarrerin Heike Meissner bereitet Konfirmanden auch auf das Patenamt vor, denn Pate sein, bedeutet mehr als nur Geschenke zum Geburtstag oder an Weihnachten vorhalten. Foto: Peter Bongard

Westerwaldkreis. Die 13-jährige Laura aus Salz gehört zu Hunderten Jugendlichen im Westerwaldkreis, die sich zurzeit auf ihre Konfirmation und damit auf ihr bewusstes Ja zum christlichen Glauben vorbereiten. Doch Laura möchte noch aus einem ganz anderen Grund konfirmiert werden: „Später will ich einmal ein Patenkind haben“, sagt sie lächelnd und spricht damit vielen anderen „Konfis“ aus der Seele.
Auf was sie sich als Patenonkel oder -tante genau einlassen, werden indes nur wenige Teenager wissen. Ebenso wie etliche Erwachsene, für die das Patenamt etwas darstellt, was es eigentlich nicht ist. Oder nicht sein soll.
Denn die Hauptaufgabe eines Paten ist, den Weg des Kindes nach der Taufe mit Fürbitte und Hilfe zu begleiten. So steht es in Abschnitt 2 der Lebensordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau; das ist die Richtlinie für Kirchenvorstände und Pfarrer. „Mit anderen Worten: Nachdem das Kind in die christliche Kirche aufgenommen worden ist, soll es der Pate in Glaubensfragen begleiten und tragen, bis es auf eigenen Füßen stehen kann. Und er soll ihm Respekt vor anderen Konfessionen vermitteln“, sagt die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Wallmerod, Heike Meissner.
Sie hat schon oft Taufgespräche mit Paten geführt, denen dieser entscheidende Punkt gar nicht bewusst oder sogar ziemlich egal war. „Es geht bei diesem Amt nicht darum, dass Kinder einen Menschen haben, der sich um sie kümmert, wenn den Eltern etwas zustößt. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, der zudem keine rechtliche Grundlage hat.“

Denn falls den Eltern etwas passieren sollte, kommt das Kind nicht automatisch in die Obhut des Paten: „Falls beide versterben, ist zunächst das Jugendamt der Vormund“, heißt es aus dem Jugendamt Montabaur. „Danach wird vom Gericht überprüft, wer die Vormundschaft übernimmt.“ Dabei hat der Pate keinerlei Privilegien gegenüber anderen Erwachsenen. Selbst wenn sich die Eltern wünschen, dass sich der Pate nach ihrem Tod um das Kind kümmert, bleibt das zunächst ein Wunsch, der vom Gericht geprüft wird, heißt es aus dem Jugendamt.



Der Patt oder die Godi – so heißen die Paten in unserer Region – übernehmen also zuallererst eine geistliche Aufgabe. Deshalb sollten sie einen Bezug zum Glauben haben und daran arbeiten, dass zwischen ihnen und ihren Schützlingen ein Vertrauensverhältnis entsteht, findet Pfarrerin Meissner: „Kinder haben viele Fragen, und die sollten wir Erwachsene ernst nehmen. Etwa die, was mit Oma passiert, nachdem sie gestorben ist. Dann ist es gut, wenn die Eltern den Paten um Unterstützung bitten und ihn fragen können: ,Du, ich komme in diesem Punkt nicht weiter. Kannst Du mit dem Kind über das Thema reden?'. Ich ermutige die Eltern immer wieder, diese Chance der Patenschaft zu nutzen.“

Schwer wird’s, wenn die Chancen auf ein wachsendes Vertrauensverhältnis von vorne herein schlecht stehen. „Oft beschränkt sich alles nur auf die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke, was ich wirklich schade finde“, meint Heike Meissner. „Das passiert oft dann, wenn Pate und Kind weit voneinander entfernt wohnen. Aus der Entfernung sieht man eben nicht, wie sich das Kind entwickelt und mit welchen Fragen es sich beschäftigt.“
Zumal die Zeit der Patenschaft kürzer ist als viele denken. Denn der Pate begleitet seinen Schützling nur so lange in Glaubensfragen, bis er als Teenager religionsmündig ist, sprich: bis er konfirmiert wird. Strenggenommen braucht der Jugendliche ab diesem Tag also keinen Paten mehr.
Aus diesem Grund sind Paten bei Erwachsenentaufen ebenfalls nicht unbedingt nötig – zumal es vor der Taufe eine spezielle Taufunterweisung gibt. „Trotzdem haben viele der Männer und Frauen, die sich taufen lassen wollen, einen Menschen, der ihnen nahesteht und der für sie ein geistlicher Begleiter ist“, sagt Heike Meissner.
Wie viele der Westerwälder Konfis letztlich zu einem solchen geistlichen Begleiter werden, wissen sie heute vermutlich selbst noch nicht. Im Moment bereiten sie sich erst einmal darauf vor, ihre eigene Schritte im Glauben zu geben. Zeit genug, um sich in aller Ruhe zu entscheiden, ob sie sich auf das Abenteuer „Patenschaft“ einlassen wollen oder nicht. (bon)


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