Sicherstellung der Pflege im Alter Zukunftsthema
Menschen mit Handicaps brauchen berufliche Perspektiven, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Die große Herausforderung der Zukunft ist die Sicherstellung der stationären und ambulanten Pflege im Alter. Das Forum Soziale Gerechtigkeit ging auf Informationstour.
Westerwaldkreis. Dafür lohnt sich im Westerwald jedes Engagement: Geeignete berufliche Perspektiven für Menschen mit Handicaps und die dauerhafte Sicherstellung einer guten stationären und ambulanten Pflege. Für diese wichtigen sozialpolitischen Ziele setzt sich auch das Forum Soziale Gerechtigkeit auf Kreisebene ein. Dessen Sprecher Uli Schmidt (Horbach) – der auch sozialpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion ist – war einen ganzen Tag vor Ort im Gespräch mit vielen Akteuren in beiden Bereichen.
Der Tag begann mit wichtigen Eindrücken beim Job-Fux im Schulzentrum Höhr-Grenzhausen. Eng verzahnt mit dem Lehrerkollegium und der Arbeitsagentur betreut Michael Fischer schwächere Schüler auf dem Weg von der Schule ins Berufsleben. Ohne ihn wären sicher nicht wenige Jugendliche längst in der beruflichen Sackgasse gelandet. Keine Frage: das Projekt muss unbedingt zukunftssicher gestaltet werden und dient als Modell für andere Regionen! Das Forum Soziale Gerechtigkeit will sich angesichts unklarer Finanzierung für einen Fortbestand einsetzen.
Im Berufsförderungswerk (BFW) in Vallendar mit über 500 Plätzen wird auch vielen gehandicapten jungen Leuten aus dem Westerwald eine berufliche Neuorientierung ermöglicht. Geschäftsführer Heinz Werner Meurer wies Uli Schmidt auf die Notwendigkeit hin, dass die für den Westerwaldkreis zuständige Arbeitsagentur und das Jobcenter als Kostenträger geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten eine Chance geben. Neuerdings wird dort mit dem „Sozialbetreuer in der Behindertenarbeit“ auch für den Bedarf im Sozialbereich ausgebildet. Fast die Hälfte der Lehrgansteilnehmer/innen kommt aus dem Westerwald.
Um die Beschäftigung behinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ging es im Garten- und Landschaftsbauunternehmen Deimling in Astert. Das Integrationsunternehmen beschäftigt einen hohen Anteil von Menschen mit unterschiedlichen Handicaps. Und dies mit großem Erfolg, wie Gärtnermeister Jörg Deimling berichtete. Nebenbei wurde der innovative Betrieb auch noch zum besten Ausbildungsbetrieb in Rheinland-Pfalz im Sektor der grünen Berufe gekürt. „Ein gelungenes Beispiel dafür, dass man als Unternehmer sozial engagiert und trotzdem wirtschaftlich erfolgreich sein kann“, so Uli Schmidt.
Bei drei weiteren Ortsterminen stand die Pflege im Mittelpunkt. Derzeit diskutiert die Landespolitik über die Notwendigkeit des Neubaus von stationären Altenheimen. Unabhängig davon war die stationäre Altenpflege Thema im voll belegten Seniorenzentrum St. Josef der gemeinnützigen Maria Hilf Kranken- und Pflegegesellschaft mbH in Dernbach. Einrichtungsleiterin Sandra Krautscheid führte den Gast durch den wohnlich gestalteten Wohnbereich Laurentius, der sich durch einen hohen Männeranteil mit entsprechend angepasster Betreuung auszeichnet. Es wurde darüber gesprochen, wie mehr Jugendliche aus der Region motiviert werden können eine Pflegeausbildung zu beginnen. „Wir brauchen im Kreis mehr Schülerinnen und Schüler, die sich für eine Ausbildung in der Pflege interessieren“, so Schmidt. Anders sei der Fachkräftebedarf mittelfristig nicht zu decken.
Anlass des Besuches beim Pflegedienst Roos in Nordhofen war das 10-jährige Firmenjubiläum des inzwischen 65–Köpfe zählenden Unternehmens. Ein wichtiges Thema war die Betreuung demenzkranker Patienten in den Westerwälder Krankenhäusern. „Es fehlen dort geschulte Fachkräfte für diesen Personenkreis“, stellte Geschäftsführerin Angela Roos fest. Ein weiteres Thema war die Neuorientierung der Pflegestützpunkte im Kreis nach der erfolgten Neuausschreibung der Trägerschaft.
Immer wichtiger wird auch im Westerwald das Thema Wohnen im Alter. Dies stand am Abend bei einer Versammlung des AWO-Ortsvereins Montabaur im Mittelpunkt. Vorsitzender Lothar Elsner stellte fest, dass zunehmend auch in der Kreisstadt ältere Menschen im Alter selbstbestimmt leben und selbst entscheiden wollen, wie und wo sie wohnen. In Zukunft werde folglich der Bedarf an Ideen und Initiativen für neue Formen des Zusammenlebens wachsen, beispielsweise für barrierefreien Wohnraum oder gemeinschaftliche Wohnformen. Elsner verwies auf Unterstützungs- und Beratungsprogramme der Landesregierung. „Wenn neue Wohnformen für ältere Menschen ausgebaut werden, können wir auch mittelfristig auf den Neubau von weiteren stationären Altenheimen in der Region verzichten“, meinte ein Teilnehmer.