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Nachricht vom 15.08.2012    

Westerwald-Verein auf Spuren der Vorfahren

Im Rahmen einer Exkursion des Westerwald-Vereins begaben sich zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Spuren der Vorfahren und besichtigten Überbleibsel aus der Zeit als die Kelten noch Buchfinkenland und Lahnhöhen besiedelten.

Bernd Schendel, Leiter des Forstreviers Winden, (rechts) erklärt den Teilnehmern im Rahmen der Exkursion das keltische Hügelgrab. (Foto: pr)

Buchfinkenland/Zimmerschied. Die meisten Spuren der Menschheitsgeschichte finden sich im Boden. Bodendenkmalschutz und Bodendenkmalpflege bewahren deshalb archäologische und paläontologische Denkmäler als Bestandteile unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaften. Auf Einladung des Westerwald-Vereins Buchfinkenland erfuhren die leider nur wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Waldexkursion jetzt, dass es viele solche stummen Zeugen unserer Geschichte auch im Buchfinkenland und den angrenzenden Lahnhöhen gibt.

Ein Duzend Männer und Frauen durften unter der Leitung von Bernd Schendel, Leiter des Forstre-viers Winden, faszinierende Einblicke in die Geschichte und Lebensweise unserer Vorfahren erleben. Bodendenkmäler zeugen von ehemaligen Bestattungsplätzen und Kultorten, von alten Handelsplätzen, Siedlungen oder Befestigungsanlagen. „Sechs solcher Bodendenkmäler werden wir heute Abend hier erkunden“, so Bernd Schendel bei seiner Einführung ins spannende Thema. Für den Westerwald-Verein begrüßte zuvor Hans-Jürgen Merfels (Gackenbach) die Teilnehmenden an einem sonnigen Augustabend.

Erste Station der kleinen Wanderung war ein etwa 2.500 Jahre altes Hügelgrab, das von den damals hier lebenden Kelten angelegt wurde. An dieser Stelle wird die Waldwirtschaft normal weitergeführt, um hier schon gelegentlich aufgetauchten Grabräubern die Einsicht zu erschweren. Im März 1945 wurden die zuvor von den Nazis entwickelt V2-Bombe von der Lahn hoch zur Abschussrampe nach Hillscheid transportiert. Die Engländer versuchten den Transport durch intensives Bombardement zu verhindern. Als mahnende Erinnerung daran konnte ein großer Bombentrichter besichtigt werden, der heute noch immer über zwei Meter tief und etwa acht Meter breit ist.

Von ganz besonderem Interesse war das Handwerk der früheren Köhler, die noch bis 1920 Holzkohle als Energieträger Nummer Eins geliefert hatten. Eigens hierfür angepflanzte Bäume wur-den etwa alle 25 Jahre abgeholzt und im Mailer verkohlt. Dies war ein Grund dafür, dass in der Region viele Jahrzehnte kein gewachsener Hochwald entstehen konnte. An einem Köhlerplatz konnte von den Teilnehmenden noch Holzkohle aus dem Boden geholt werden.



Als Grenze zwischen den früheren Ländern Trier und Nassau war der Landgraben vom 13. bis 15. Jahrhundert errichtet worden. Er diente bis ins 16. Jahrhundert überwiegend der Zollkontrolle. Heute ist dies die Grenze zwischen dem Westerwaldkreis und dem Rhein-Lahn-Kreis oder zwischen den Gemarkungen Zimmerschied und Welschneudorf.

Datiert ins Jahr 1410 ist ein von einem Rennofen stammender Schlackeplatz. Dort wurde auf einfachstem technischem Niveau schon vor 1.000 Jahren Eisenverhüttung betrieben. Der erstarrte Schmelzrückstand ist an dieser Stelle noch heute in Form von Schlacke zu finden. Als neuzeitliches Bodendenkmal erläuterte der Referent eine noch recht frisch ausgehobene Grube, an der Standortkartierungen vorgenommen werden. Leider reichte die Zeit nicht mehr um weitere stumme Zeitzeugen im Boden wie den Limes und den Wildgraben auf der Welschneudorfer Gemarkung in nur zwei Kilometer Entfernung zu besichtigen. Das könnte Thema einer weiteren Führung sein.

Schendel würdigte die langjährige Siedlungsforschung in der Region von Prof. Dr. Helmut Hildebrandt vom Geographischen Institut der Uni Mainz. „Auf seine Forschungsergebnisse gehen viele unserer Erkenntnisse zurück“, so der engagierte Forstmann.

Abschließend wurde noch kurz das seit 1992 bestehende und 76 Hektar große Naturwaldreservat Stelzenbach besucht. Dort bleibt der Wald sich selbst überlassen und von forstwirtschaftlichen Ein-griffen verschont. Nachgewiesen wurden hier unter anderem 500 Käferarten, 251 verschiedene Pilze und zwölf Fledermausarten. Das Erstaunen darüber hielt sich in Grenzen, das von den 50 vorkommenden Vogelarten der „Buchfink“ bei weitem überwiegen soll.


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