Notfallseelsorge im Westerwaldkreis hat 14 neue Helfer
Der Jahresbericht 2011 der Notfallseelsorge im Westerwald ist fertig und zeigt zwar weniger dafür aber dramatische Einsätze. Dank 14 neuer Helfer, die Ende des Jahres eingeführt werden kann man etwas durchatmen.Für 2012 zeigt sich bereits jetzt eine Verschärfung der Situation ab.
Westerwaldkreis. Die dramatische Lage der Notfallseelsorge (NFS) im Westerwald hat sich 2011 etwas entspannt: Die Einsatzzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent zurückgegangen.
Insgesamt mussten die Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerinnen "nur" noch 82-mal ausrücken – 26-mal weniger als noch 2010. Außerdem gibt es mittlerweile lediglich einen Alarmierungsbezirk. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter der NFS 52 statt 104 Wochen Bereitschaft im Jahr haben.
"Dadurch war die nervliche Belastung im Team nicht mehr so hoch wie in den Jahren zuvor. Und das wirkt sich positiv auf die Stimmung aus", sagt NFS-Leiterin Ulrike Braun-Steinebach. "Insgesamt konnten wir also besser an die Herausforderungen herangehen als im Jahr zuvor."
Denn die Einsätze verlangten den Helfern auch 2011 immens viel ab. 34-mal wurden sie wegen eines häuslichen Todes alarmiert, elfmal zum Überbringen einer Todesnachricht, zehnmal wegen eines Verkehrsunfalls und zehnmal wegen eines sogenannten "außerhäuslichen Todes".
Die Alarmierungen nach einem Suizid (acht Einsätze gegenüber 26 im Jahr 2010) ist glücklicherweise zurückgegangen. "Allerdings ist diese Zahl 2012 wieder gestiegen", sagt Ulrike Braun-Steinebach.
Sie glaubt außerdem, dass die Statistik nur einen Teil der Realität wiedergibt, mit denen die Notfallseelsorger Woche für Woche konfrontiert sind. "Es lässt sich zwar nicht an Zahlen veranschaulichen, aber ich glaube, dass die Einsätze seit einigen Jahren dramatischer werden. Die Nachgespräche, die wir im Anschluss an solche Vorfälle führen, werden länger, und die psychische Belastung ist ebenfalls gestiegen. Die gefühlte Realität sieht also oft anders aus als das, was die Zahlen sagen", meint die Pfarrerin.
Doch die Notfallseelsorger waren 2011 nicht ausschließlich an Unglücksorten im Einsatz. Sie nutzten außerdem die vielen Gelegenheiten zur Schulung und Weiterbildung – etwa einen Studientag zum Thema "Größere Schadenslagen" als Vorbereitung auf die umfangreiche ICE-Übung am Katharina-Kasper-Tunnel in Dernbach, an der rund 1000 Menschen teilnahmen.
Einen Durchbruch erzielte die Arbeit der Notfallseelsorge unterdessen nach dem Besuch des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst im April. Denn künftig bietet die katholische Kirche auch nichtpastoralen Mitarbeitern (also Laien) die Möglichkeit, in der Seelsorge mitzuarbeiten.
Eine Chance, die die NFS genutzt hat: Nach einer umfangreichen Öffentlichkeitskampagne, zu der unter anderem ein neuer Flyer gehört hat, wächst das Team bald deutlich an. Während eines Notfallseelsorge-Gottesdienst am 14. November um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche Selters werden 14 neue Helfer eingesegnet. Sieben von ihnen kommen aus dem Dekanat Selters, zwei aus dem Dekanat Bad Marienberg – und fünf von ihnen sind katholisch.
Eine Verstärkung, die die Notfallseelsorge bitter nötig hat und auf die die Gruppe auch weiterhin dringend angewiesen ist. Denn die rückläufigen Einsatzzahlen von 2011 werden wohl eher die Ausnahme als die Regel bleiben: Für 2012 rechnet Ulrike Braun-Steinebach schon jetzt mit mehr als 125 Einsätzen. (bon)
Zusatz:
Wer die Notfallseelsorge unterstützen und sich weiter informieren möchte, kann das bei Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach unter Telefon 02602/950 459 oder per E-Mail (nfs.ww@t-online.de) tun.