Darmkrebs als „Volkseuche“, aber zu verhindern
„Die typischen Mittelständler haben so ihre Probleme, wenn es um die eigene Gesundheit geht: Dafür hat man keine Zeit – aber auch eine gute Portion Unwissenheit und Nachlässigkeit gehört dazu“, so der Bezirksgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft BVMW eingangs beim BVMW Meeting Mittelstand am 25. September 12 in Siegen.
Siegen. Dipl.-Kfm. Helmut Bald, Geschäftsführer des Möbelhauses Heinrich Bald GmbH, hieß die Unternehmer des Mittelstandsverbandes in seinem Haus willkommen, erklärte dessen Geschichte und Entwicklung des erfolgreiches Unternehmen im Familienbesitz mit Sitz in Siegen und Olpe.
Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Chefarzt des Jung-Stilling-Krankenhausen Siegen und zukünftiger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten DGVS, sprach zu dem Thema „Darmkrebs – eine Volksseuche, die zu verhindern wäre“. Der renommierte Internist referierte aus Theorie und vor allem seiner Praxis in seinem Fach. Nach seinen Erfahrungen weiß kaum jemand wirklich etwas über den Darm und seine Funktion. Deshalb geht man auch wenig schonend damit um. Damit kommt er auch zur Sache: Jährlich erkranken über 70.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs und mehr als 25.000 sterben daran – schon sehr verwunderlich für Prof. Labenz, dass der Aufschrei ausbleibt, entspricht diese Anzahl doch etwa den Personen, die bei dem Absturz von vollbesetzten A380 pro Woche sterben würden. Dabei ist der zwangsläufige Tod bei Darmkrebs nicht gegeben.
Krebs generell entwickelt sich. „In jedem Menschen entstehen täglich Krebszellen, aber sie können nichts anrichten, solange die Killerzellen sie vernichten“ so der Mediziner. Zu einem nicht definierbaren Zeitpunkt können jedoch „normale“ Zellen bösartig werden. Jene haben dann die Eigenschaft, schneller zu wachsen, unsterblich zu sein und zu streuen (Metasthasen zu bilden). Darmkrebs gehört zu den am besten heilbaren Krebsarten. Immerhin werden über 50 Prozent der Darmkrebspatienten geheilt – sterben also an anderen Todesursachen.
Generell aber – und dies ist der entscheidende Punkt: bei regelmäßiger Vorsorge muss es gar nicht so weit kommen, denn die Vorstufen des Darmkrebses sind gutartige Polypen, die problemlos im Rahmen einer Darmspiegelung entfernt werden können. Der Gesetzgeber hat bereits 2003 das Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung an alle über 55-jährigen etabliert, bei Personen mit vorhandenen Symptomen und Risikopatienten auch früher. Weniger als 20 Prozent der Betroffenen jedoch nutzen die Vorsorge, obwohl das Procedere der Untersuchung erträglich ist (während der Untersuchung „schläft“ der Patient) und die Risiken dabei minimal sind. Entsprechende Studien sprechen eine eindeutige Sprache: Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, verringert sich ganz erheblich.
Andere Vorsorgemethoden sind entweder noch nicht praxisreif oder diagnostisch nicht sicher.
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Wünschenswert wären nach Prof. Labenz Stuhl- oder Bluttests, die den Krebs und insbesondere seine Vorstufen zuverlässig anzeigen könnten. Sie sind nur noch nicht in Sicht. Da der Darmkrebs die einzige Krebsart ist, die verhindert werden kann, appelliert er an die Unternehmer zur Vorsorge zu gehen: „Vorbeugen und vorsorgen ist besser als Nachsorge – dies gilt nicht nur für den Darmkrebs, sondern für viele andere Krankheiten auch“, so der Mediziner. Besondere Wichtigkeit hat sie allerdings für Risikopatienten, z. B. wenn in der Familie vermehrt Krebsfälle aufgetreten sind und/oder erhöhte Umweltbelastungen vorliegen.
Der Referent begrüßt auch Vorsorgeprogramme in den Unternehmen. Nicht zu vergessen für jeden: eine gesunde Lebensweise (kein Rauchen, wenig Alkohol, weniger Fleisch, weniger Fett, mehr Obst und Gemüse, reduzieren von Stress, körperliche Bewegung).