Werbung

Nachricht vom 27.10.2012    

Gemeinsam gegen Armut und soziale Ausgrenzung

Der 2. Westerwälder Sozialstammtisch diskutierte viele Themen, die derzeit die Sozialpolitik beherrschen. Das "Forum für soziale Gerechtigkeit" hatte eingeladen. Die Kirchen im Westerwald sollen im Kampf gegen soziale Ausgrenzung voran gehen, so eine Forderung im Rahmen der Diskussion. Auch die Situation der Heimbewohner, neue Wohnformen für Ältere und die Jugendpolitik wurde angesprochen.

Überall im Westerwaldkreis entstehen Wohngemeinschaften für Senioren – da muss Fachwissen vermittelt werden, wie hier bei einer Wohnberatungsschulung im Kannenbäckerland. Foto: Forum

Montabaur. Gerade bei enger werdenden finanziellen Spielräumen haben der Kreis und die Verbandsgemeinden eine besondere Verantwortung für eine bedarfsgerechte Jugend- und Sozialpolitik. Denn als Wirtschaftsstandort wird der Westerwaldkreis auch durch eine intakte soziale Infrastruktur noch attraktiver. Wie durch eine nachhaltige Sozialpoltik dazu beigetragen werden kann, war Thema beim 2. Westerwälder Sozialstammtisch. Dazu hatte das "Forum Soziale Gerechtigkeit" in das Azurit-Seniorenzentrum in Montabaur eingeladen.

„Allein eine Verringerung der aufzuwenden Sozialmittel bedeutet nicht, dass auch gespart wird“, stellte Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) bei der Begrüßung fest. Alle Entscheidungen zu Förderung bzw. Nicht-Förderung müssten im Gesamtzusammenhang gesehen und auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden.
Als Leiterin des gastgebenden Azurit-Seniorenzentrums stellte Tatjana Born-Rüßler die im Haus etappenweise laufenden Sanierungsmaßnahmen vor. Sie bedauerte, dass zu wenig junge Menschen für eine Tätigkeit in der Pflege geeignet und bereit sind. „Die einen wollen nicht, die anderen können nicht“, so Born-Rüßler.

Die Situation der Altenpflege im Westerwald zog sich als drängendes Thema durch den ganzen Abend. So forderte Jörg Schneider-Ramseger, Leiter des Seniorenzentrums Hildegardis in Langenbach bei Kirburg, menschlichere Strukturen in der Altenpflege zu verwirklichen. Anders könne der Fachkräftemangel nicht beseitigt werden. „Unser Altenheime werden immer mehr zu Sterbeheimen, weshalb wir die Einrichtungen fachlich und optisch entsprechend weiterentwickeln müssen“, meinte Heinz Peter Rüffin als Vorsitzender des Hospizvereins Westerwald. Er wies auf eine am 13. November in Westerburg stattfindende Fachtagung zum Thema „Hospizkultur und Palliativversorgung in Alten- und Pflegeheimen“ hin.

Angesprochen wurde auch die oft schwierige ärztliche Versorgung für Heimbewohner und Möglichkeiten dazu, Altenheime mehr hin zur Dorfgemeinschaft zu öffnen – und umgekehrt. Erfreut wurden verschiedene Praxisberichte zur Kenntnis genommen nach denen es derzeit im Westerwaldkreis bereits 18 Wohngemeinschaften für ältere Menschen bestehen. „Mir ist bekannt, dass weitere über eine Gründung konkret nachdenken“, so die Mitarbeiterin eines Pflegestützpunktes.



„Wenn wir Inklusion nicht nur als Worthülse begreifen, muss der Kreis in der Politik für behinderte Menschen einfach mehr Impulse setzen“, forderte Otto Gilberg von der Elternvertretung der Caritas-Werkstätten. Peter Bill, Ausbilder beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) am Standort Montabaur, bedauerte, dass nur wenige Unternehmen in der Region behinderten Menschen eine Chance zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt geben. Andere „Stammtischler“ bemängelten, dass nur wenige heimische Betriebe dies überhaupt als wichtiges Thema vor dem Hintergrund des nahenden Fachkräftebedarfs in vielen Branchen erkannt haben.

„Mit den Kirchen voran müssen wir im Westerwald mehr gegen Armut und soziale Ausgrenzung insbesondere von Kindern und Jugendlichen tun“, meinte Maic Zimmermann, neuer Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Bad Marienberg. Geklagt wurde auch über die Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher. „Eine zeitgemäßere Jugendpolitik kann da nützlich sein“, so Angela Roos, Chefin des gleichnamigen Pflegedienstes mit Sitz in Nordhofen. Dies könne auch dazu beitragen, mehr Jugendliche für einen Pflegeberuf zu interessieren.

Abschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Arbeit des Forums Soziale Gerechtigkeit äußern. Anerkannt wurde, dass es erstmals eine für alle offene Initiative im Kreis gibt, die sich unabhängig von Träger- oder Parteiinteressen für die benachteiligten Menschen in der Region stark macht und die Kräfte bündelt um gemeinsam was zu bewegen. Alle waren sich einig: wir machen weiter und das Forum wird immer stärker.


Lokales: Montabaur & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Theaterstück „Die große Nein-Tonne“: Kinder stärken und schützen

Hachenburg. Das Theaterstück drehte sich um die Frage: "Was gehört in die große Nein-Tonne?" Zusammen mit den Darstellern ...

Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Neuer Headcoach der Fighting Farmers Montabaur: Tino von Eckardt tritt am 1. Dezember an

Montabaur. Der A-Lizenz-Trainer Tino von Eckardt bringt eine beeindruckende Karriere von 40 Jahren als Spieler und Trainer ...

Mehrere Verkehrsunfälle in Westerburg - Drogenbeeinflussung und unangepasste Bereifung als Ursache

Region. Gegen 12.15 Uhr kam es zu einem Unfall auf der K34 zwischen Hof und Stein-Neukirch. Ein 21-jähriger Mann verlor in ...

Unfall durch Schneeglätte und Sommerreifen - E-Auto erfordert aufwendige Bergung

Wittgert/Wirscheid. Um 23.50 Uhr kam es auf der L 306 zwischen Wittgert und Wirscheid zu einem Verkehrsunfall. Der allein ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Vereine erhalten Zuschüsse

Hachenburg. Ohne Vereine und ihre Aktivitäten und Angebote wäre das Leben in den Gemeinden und Städten deutlich ärmer. Die ...

IHK-Beirat: Aktuelle Wirtschaftslage gut

Montabaur/Hachenburg. Anlässlich seiner Herbst-Tagung in Hachenburg bei der Westerwaldbrauerei H. Schneider GmbH & Co.KG ...

Emil Huck arbeitet als "Bufdi" im Dekanat

Westerburg. Als Mitarbeiter in der evangelischen Jugendarbeit ist Emil Huck kein Unbekannter. Bereits seit sechs Jahren arbeitet ...

Matthias Bieber gewann Oldtimerfahrt

Bad Marienberg. Nun steht es fest: Matthias Bieber aus Liebenscheid gewann die Oldtimer-Fahrt der Nassauischen Sparkasse ...

Spendenlauf brachte 12.228 Euro für Aktion Tagwerk

Montabaur. Das Wetter wollte im Juni zwar nicht mitspielen, aber der Betrag, den Schüler und Lehrer beim Spendenlauf am Mons-Tabor-Gymnasium(MTG) ...

"FWG vor Ort" besuchte Firma Mann

Langenbach. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „FWG vor Ort“ hatten auf Initiative der FWG Westerwald Kommunalpolitikerinnen ...

Werbung