Oktober zeigt ein "historisches Tief" am Arbeitsmarkt
Für die Bundesagentur für Arbeit spricht Agenturchef Frank-J. Weise von einem schwächelnden Arbeitsmarkt im Oktober. Ganz anders der Montabaurer Agenturchef Elmar Wagner, der vom "Goldenen Oktober" auf dem regionalen Arbeitsmarkt für den Westerwaldkreis und den Rhein-Lahn-Kreis spricht. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,6 Prozent, ein "historisches Tief" .
Montabaur. Nicht nur das Wetter hatte letzte Woche für einen goldenen Oktober gesorgt. Auch der regionale Arbeitsmarkt zeigt sich von der sonnigen Seite: Die Zahl der Menschen ohne Job ist im Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur gegenüber September um 224 auf aktuell 6.280 Personen gesunken.
Erstmals seit Juni gibt es auch wieder einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr, und zwar um 64 Personen; dies ist allerdings allein der Entwicklung im Westerwaldkreis zu verdanken. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,6 Prozent; das sind 0,2 Punkte weniger als vor einem Monat und 0,1 Punkte weniger als vor einem Jahr.
Über dieses „historische Tief“ freut sich Agenturchef Elmar Wagner natürlich: „Ein so niedriger Wert wurde weder bei der guten Konjunktur vor der globalen Krise noch während der raschen Erholung danach erreicht. Auf Basis einer solch stabilen Beschäftigungslage in unserer Region werden auch Entlassungen, die sich zurzeit verstärkt abzeichnen, besser aufgefangen werden können“, führt der Agenturchef aus.
Der Herbst ist eine Jahreszeit, die nochmal Schwung in den Arbeitsmarkt bringt. So konnten 865 bislang arbeitslose Männer und Frauen wieder ins Erwerbsleben gehen – ein Plus von 179 Personen gegenüber dem Vormonat und eine noch deutlichere Verbesserung um 261 gegenüber dem Oktober 2011.
Insgesamt war die Fluktuation wie immer hoch: 2.446 Personen mussten sich im zurückliegenden Monat bei der Arbeitsagentur oder den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn arbeitslos meldeten, 2.663 meldeten sich ab.
Von der guten Lage profitieren jedoch nicht alle Bevölkerungsgruppen. Besonders groß ist die Diskrepanz zwischen den Generationen. Zu den Gewinnern gehören eindeutig die jungen Leute. Derzeit werden unter den 15- bis 25- Jährigen 509 ohne Job gezählt. Dies ist ein kräftiger Rückgang um 132 Personen gegenüber dem Vormonat und 95 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat. Die aktuelle Arbeitslosenquote dieser Gruppe liegt mit 2,4 Prozent deutlich unter dem Gesamtwert.
Anders sieht es bei den über 50-Jährigen aus. Jeder dritte Arbeitslose gehört in diese Altersklasse, exakt sind das 2.153 Männer und Frauen. Und hier hat sich die Lage nicht entspannt. Im Gegenteil: Gegenüber dem September stieg die Zahl um 28, gegenüber dem Oktober 2011 sogar um 199 Personen. Die aktuelle Quote: deutlich schlechtere 4,3 Prozent.
„Diese Tendenz beobachten wir mir Sorge“, erklärt Wagner. „Dank der demografischen Entwicklung hat die junge Generation beste Perspektiven. Berufsnachwuchs wird mehr und mehr zum knappen Gut, um das die Wirtschaft wirbt. Wegen der insgesamt alternden Gesellschaft muss sich der Blick somit verstärkt auf die Älteren richten: Das Knowhow der Generation 50 plus wird gebraucht. Und es lohnt sich für Arbeitgeber, dieses Potenzial zu entdecken und ihr eine Chance zu geben: Sie punktet mit Erfahrung und Reife. In den Betrieben bewährt sich ein Mix aus Jung und Alt, in dem alle voneinander lernen und Nutzen ziehen.“
Als hoffnungsvolles Zeichen wertet Wagner, dass diese Erkenntnis sich offenbar allmählich Bahn bricht. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergibt, dass die bundesdeutschen Unternehmen von einer Verschärfung der Fachkräfte-Engpässe ausgehen und unterschiedliche Strategien dagegen entwickeln. So wollte im Jahr 2011 jeder vierte Betrieb seine älteren Beschäftigten länger im Job halten. Vier Jahre zuvor waren es gerade einmal 16 Prozent der Unternehmen.
Der Bedarf an (Fach)Kräften spiegelt sich im anhaltend hohen Stellenbestand: 1.486 Jobs hat die Arbeitsagentur Montabaur derzeit zu vermitteln. Im Oktober wurden ihr 499 gemeldet. Das sind 145 weniger als im September. Auch in der Summe sind die Zugänge rückläufig: Seit Beginn des Jahres kamen von den Unternehmen 6.166 Stellenangebote herein; von Januar bis Oktober 2011 waren es 466 mehr.
Um Transparenz zu schaffen, veröffentlicht die Agentur für Arbeit jeden Monat auch die Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht all jene ein, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden – z.B. durch Fortbildung und Umschulung oder einen Zuschuss für Existenzgründer - und in dieser Zeit statistisch nicht als arbeitslos gelten. Die Unterbeschäftigungsquote lag im Oktober bei 4,9 Prozent und damit 0,3 Punkte unter dem Vormonats- und Vorjahreswert von jeweils 5,2 Prozent.
Zum Schluss ein Blick auf die beiden Landkreise, die der Agenturbezirk umfasst. Im Westerwaldkreis sind derzeit 3.759 Personen ohne Job - 130 weniger als im September und 215 weniger als im Oktober 2011. Die Quote beträgt 3,5 Prozent und liegt 0,1 bzw. 0,2 Prozent unter den Vergleichswerten.
Für den Rhein-Lahn-Kreis sind 2.521 Arbeitslose gemeldet – 94 weniger als im September. Gegenüber dem Oktober vergangenen Jahres gibt es allerdings einen Anstieg um 151 Personen. Deshalb ist die aktuelle Quote von 3,9 Prozent um 0,2 Prozent höher als damals; im Monatsvergleich ging sie um wiederum 0,2 Punkte zurück.
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