Jugend hat gute Chancen beim Start ins Berufsleben
Junge Leute, die mit einer Ausbildung ins Berufsleben starten wollen, haben beste Chancen. Zugleich wird es für viele Unternehmen schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden und die betriebliche Zukunft zu sichern. Das zeigt die Bilanz für das Ausbildungsjahr 2011/2012, die die Agentur für Arbeit Montabaur jetzt vorlegt.
Montabaur. Ein Ausbildungsjahr beginnt jeweils am 1. Oktober und endet am 30. September des folgenden Jahres. In diesem Zeitraum meldeten sich bei der Arbeitsagentur Montabaur, die die beiden Landkreise Westerwald und Rhein-Lahn betreut, 2.451 Bewerber auf der Suche nach einer Lehrstelle. Zugleich boten die Betriebe 1.788 Ausbildungsstellen über den Arbeitgeberservice der Agentur an – ein deutliches Plus von 105 gegenüber dem Vorjahr.
„Die Schere hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr geschlossen – zum Vorteil der jungen Leute“, sagt Agenturchef Elmar Wagner. „Die Betriebe in der Region haben erkannt, wie wichtig es ist, sich die Fachkräfte von morgen heranzuziehen. Im Zuge der demografischen Entwicklung schrumpft das Potenzial, aus dem sie schöpfen können. Gleichzeitig drohen viele Belegschaften zu überaltern, und es gilt gegenzusteuern. Natürlich trägt auch die gute Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage dazu bei, dass so viele Auszubildende gebraucht werden.“
Am 30. September galten von den bei der Berufsberatung betreuten Bewerber nur noch 49 als unversorgt – die übrigen haben inzwischen eine Ausbildung begonnen, sich für ein Studium oder einen weiteren Schulbesuch entschieden oder werden gefördert – zum Beispiel in berufsvorbereitenden Maßnahmen oder über Einstiegsqualifizierungen. Die Zahl der Ausbildungsstellen, die zum genannten Stichtag noch unbesetzt war, ist mit 128 erheblich höher als die der unversorgten Jugendlichen.
Auch wenn Angebot und Nachfrage sich rechnerisch aufeinander zubewegen: Nicht jeder Jugendliche findet seinen Traumjob und nicht jede Firma den idealen Azubi. Die Hauptgründe liegen laut Wagner auf der Hand: Die meisten jungen Menschen agieren bei der Berufswahl leider in engen Bahnen und folgen dabei auch noch dem traditionellen Rollenverständnis: Bei den Mädchen stehen die Verkäuferin, die Friseurin und die medizinische Fachangestellte offenbar unverrückbar in den Top Ten der Wünsche, bei den Jungen sind es der Metallbauer, der Kfz-Mechatroniker und der Bürokaufmann. „Mehr als die Hälfte der Mädchen konzentrieren sich auf fünf Berufe, knapp ein Drittel der Jungen auf sechs Berufe“, erklärt Wagner. „Das ist sehr schade, denn damit verschenken sie viele Möglichkeiten, was Karriere, Verdienst und interessante Jobs angeht. Die Auswahl ist riesig: In Deutschland gibt es mehr als 300 Ausbildungsberufe!“
Berufe aus der „Hitliste“ der Wünsche finden sich durchaus auch in den Top Ten der gemeldeten Stellen. Aber hier wird das Missverhältnis deutlich: So wollen viel mehr junge Menschen im Büro oder in der Arztpraxis arbeiten als Ausbildungsplätze angeboten werden. Auf der anderen Seite gibt es z.B. zu wenige Interessenten für das Hotel- und Gaststättengewerbe.
Da der Nachwuchs knapp wird, müssen auch die Arbeitgeber neue Wege gehen. „Manches Schulzeugnis spricht nicht für den Bewerber, mancher junge Mensch hat Defizite“, sagt der Agenturchef. Aber oft lohnt es sich, auch den Schwächeren eine Chance zu geben. Der Teenager, der schulisches Lernen verabscheut hat, kann sich in der Praxis sehr wohl bewähren.“ Und wenn es in der Berufsschule hakt, kann die Arbeitsagentur ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) finanzieren. Der Bedarf ist offenbar groß, und entsprechend stark wird dieses Angebot genutzt: derzeit sind im Agenturbezirk 250 abH-Plätze besetzt.
Bei der Arbeitsagentur wurden trotz zurückgehender Schülerzahlen im aktuellen Entlassjahrgang mehr Bewerber für Lehrstellen registriert: darin spiegelt sich, dass die duale Ausbildung für junge Leute attraktiv ist. Es zeigt aber auch, dass der Service der Berufsberatung verstärkt genutzt wird. Die Berufsberater besuchen alle Entlass- und Vorentlassklassen im Agenturbezirk (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) und informieren grundlegend. Außerdem werden individuelle Gesprächstermine angeboten.
Teamleiter Peter Müller rät allen jungen Leuten, sich frühzeitig zu orientieren und zu bewerben. Er weiß auch, wie wichtig der Rückhalt der Erwachsenen ist: „Eltern, Lehrer und Berater müssen an einem Strang ziehen und die jungen Leute unterstützen. Unerlässlich sind natürlich Eigeninitiative und Motivation. Wenn das alles stimmt, sollte bei der Berufswahl nichts mehr schief gehen!“
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