Neue Notfallseelsorger für den Westerwaldkreis
Frauen und Männer, die den schweren Dienst der Notfallseelsorge auf sich nehmen sind keine taffen Superhelden. Es sind Menschen, die in ganz unterschiedlichen Krisensituationen Betroffenen beistehen können. 14 neue Notfallseelsorger werden mit einem Gottesdienst am 14. November in ihr Amt eingeführt.
Westerwaldkreis. Es stand schlecht um die Notfallseelsorge im Westerwaldkreis (NFS): Noch im vergangenen Jahr war deren Personalsituation derart angespannt, dass die Leiterin Ulrike Braun-Steinebach den nahen Kollaps der Hilfseinrichtung befürchtete.
Doch die NFS ging in die Offensive und warb um neue Mitglieder. Mit Erfolg: 14 Männer und Frauen verstärken ab sofort die Notfallseelsorge im Westerwald. Damit gehören insgesamt 27 Helfer zum Team, das in einer Krise erste Hilfe für die Seele leistet.
Am 14. November werden sie nun offiziell in ihren Dienst eingeführt: Der feierliche Gottesdienst beginnt um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche Selters und wird unter anderem von Pröpstin Annegret Puttkammer und von Bezirksdekan Heinz-Walter Barthenheier gestaltet.
Taffe Supermänner und -frauen sind die „Neuen“ freilich nicht. Keine abgebrühten Seelsorgeprofis, sondern normale Menschen, die anderen in schweren Situationen beistehen wollen. Denn viele von ihnen wissen, wie es ist, in solchen Momenten alleine zu sein.
Zum Beispiel Claudia Seemann aus Montabaur. Sie hat diese Erfahrung schon vor etlichen Jahren gemacht und möchte, dass es anderen nicht so ergeht wir ihr selbst: „Ich habe als Kind eine schlimme Todesnachricht überbracht bekommen. Damals war kein Notfallseelsorger dabei. Ich kenne also dieses Gefühl der Einsamkeit“, erzählt sie. Trotzdem war es für sie nicht selbstverständlich, dass sie bei der Notfallseelsorge mitarbeitet. Die Entscheidung ist das Ergebnis eines langen Prozesses. „Schließlich ist es eine große Verantwortung, Menschen in solchen Situationen so nahe zu kommen. Dass ich mich letztlich dafür entschieden habe, lag nicht nur an der Personalnot der NFS. Ausschlaggebend war der Wunsch, Menschen in Krisen zu begleiten und christliche Präsenz in der Gesellschaft zu zeigen. Wir haben eine gute Botschaft, die auch in schweren Zeiten trägt.“
Angespannt ist sie vor ihrem ersten Einsatz trotzdem. „Aber das ist doch auch normal. Alles andere wäre Selbstüberschätzung“, findet sie. „Fest steht: Wir sind gut ausgebildet, und eine gewisse Grundanspannung ist gar nicht so schlecht. So bleibt man wach und aufmerksam.“
Henri Paletta aus Heiligenroth blickt seinem ersten Einsatz indes gelassener entgegen. Er war als Soldat in Afghanistan und hat dort schon vieles erlebt. „Mich kann so leicht nichts mehr schocken“, sagt er. Wie ein Supermann wirkt er trotzdem nicht. Denn er hat in Afghanistan auch gelernt, wie wichtig es ist, über Dinge zu sprechen. Und seinem Gegenüber zuzuhören. „Ich bin gerne für andere Menschen da und versuche ihnen, Halt und Trost zu geben. Denn dadurch bekomme auch ich unheimlich viel zurück.“
Halt und Trost – zwei Worte, die immer wieder fallen, wenn die neuen Notfallseelsorger über ihre Aufgabe sprechen. Nicht nur, wenn es um die Betroffenen geht. Für die „Neuen“ ist der Dienst bei der NFS eine Aufgabe, die – wie es einer der Helfer formuliert – eine tiefe Zufriedenheit gibt. „Diese Aufgabe lässt mich wissen, dass das eigene Leben Sinn macht. Auch für andere.“ (bon)
Zusatz:
Der Einführungsgottesdienst der 14 neuen Notfallseelsorger beginnt am Mittwoch, 14. November, um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche Selters. Wer sich für die Arbeit der Notfallseelsorge interessiert oder sie unterstützen möchte, kann sich bei deren Leiterin Ulrike Braun-Steinebach informieren (Telefon 02602/950459 oder per E-Mail: nfs.ww@t-online.de)