Arbeitslosenzahlen im November nochmals gesunken
Die Zahl der Personen ohne Arbeit im Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur sank im November erneut. Aktuell sind 6.036 Menschen arbeitslos gemeldet. Profitiert vom stabilen Arbeitsmarkt in der Region haben die Menschen in der Grundsicherung (Hartz IV). Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,5 Prozent, wobei die Personen, die an einer Qualifizierung oder Fördermaßnahme teilnehmen, hier nicht erscheinen.
Montabaur. Der November war ein milder Monat – nicht nur, was die Temperaturen angeht. Auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt hat der Winter noch keinen Einzug gehalten. Die Zahl der Menschen ohne Job ist im Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur nochmals gesunken, und zwar um 244 auf 6.036 Personen. Die Arbeitslosenquote fiel von 3,6 auf 3,5 Prozent.
Vor einem Jahr betrug sie 3,7 Prozent; damals gab 276 Personen mehr, die ohne Beschäftigung waren.
„Natürlich freuen wir uns über den erneuten Rückgang“, erklärt Agenturchef Elmar Wagner, der schon im vergangenen Monat einen Tiefstand bekannt geben konnte. „Diese Entwicklung dürfte allerdings jetzt erst einmal ausgereizt sein: Zum einen beobachten wir seit Monaten, dass der Markt nach der guten Erholung von der Wirtschaftskrise jetzt weniger aufnahmefähig ist. Zum anderen steigt die Arbeitslosigkeit erfahrungsgemäß in der kalten Jahreszeit an, weil viele Tätigkeiten in den Außenberufen ruhen müssen.“
Dieser Effekt konnte allerdings zunehmend abgemildert werden, seitdem im Jahr 2006 das Saison-Kurzarbeitergeld eingeführt wurde. Viele Betriebe nutzen dieses Instrument, um ihre Fachkräfte über den Winter zu halten, statt sie mangels Aufträgen zu entlassen.
Dass der Markt sich sättigt, erkennt Elmar Wagner am Kundenkreis der Agentur, die diejenigen betreut, die nach dem Verlust ihres Jobs Arbeitslosengeld I als Versicherungsleistung beziehen. Hierzu zählten im November 2820 der insgesamt 6.036 Arbeitslosen. Das ist ein leichter Rückgang um 59 Personen gegenüber Oktober, aber ein deutlicher Anstieg um 366 gegenüber November 2011.
Wagner: „Wir sprechen hier von Männern und Frauen, die die höchsten Chancen haben, wieder Arbeit zu finden: Sie sind meist noch nicht lange ,aus dem Geschäft´ und in der Regel gut qualifiziert. Wenn in diesem Segment die Arbeitsaufnahmen zurückgehen, ist das Indiz dafür, dass die Bereitschaft der Unternehmen sinkt, Personal einzustellen.“
Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen in der Region Montabaur lebt von der Grundsicherung (Hartz IV). Diese 3216 Menschen und ihre Familien werden von den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn betreut; es sind 185 weniger als vor einem Monat und sogar 642 weniger als vor einem Jahr.
„Dieser Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit ist ein bemerkenswerter Vermittlungserfolg der beiden Jobcenter im Westerwald- und im Rhein-Lahn-Kreis“, erklärt Elmar Wagner. „Dass es vermehrt gelingt, Hartz-IV-Empfänger in reguläre Beschäftigung zu bringen, widerlegt die leider immer noch verbreiteten Vorbehalte gegenüber diesen Arbeitsuchenden.“
Die rückläufige Arbeitslosenquote, die im überregionalen Vergleich auffallend niedrig ist, hängt auch mit der guten Infrastruktur im Bezirk Montabaur zusammen. Zum Beispiel ist der Unterwesterwald mit seinen günstigen Verkehrsanbindungen (Autobahn/IC-Bahnhof) ein attraktiver Standort für Betriebe. Das nutzt den Arbeitslosen und Arbeitsuchenden aus der Region.
Hinzu kommt: Der Agenturbezirk Montabaur ist traditionell eine Auspendlerregion. Die Menschen sind es gewohnt, auf dem Weg zum Arbeitsplatz Kreisgrenzen zu überschreiten. Derzeit profitieren sie stark von einem „Jobmotor“ in Koblenz. Ein großes Internet-Kaufhaus hat ein neues Logistikzentrum eröffnet und bislang mehr als 3000 Versandhelfer eingestellt. Darunter sind 577 zuvor Arbeitslose aus dem Bezirk Montabaur. 225 waren bei der Arbeitsagentur gemeldet. Hinzu kommen 242 Menschen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und 110 aus dem Westerwaldkreis, die zur Klientel der Jobcenter gehörten und nun statt der Grundsicherung ein Erwerbseinkommen beziehen.
Der Stellenmarkt im Agenturbezirk erfuhr gegen Ende des Jahres noch einmal einen kleinen Auftrieb. Von den Betrieben kamen 542 Angebote herein – 43 mehr als im Oktober, aber 70 weniger als im November 2011. Aussagekräftiger sind die Stellenzugänge seit Jahresbeginn. Hier wurden 6.708 gezählt und damit 536 weniger als von Januar bis November 2011. Aber: Noch immer hat die Arbeitsagentur 1.415 Jobs im Vermittlungsangebot; gegenüber dem Vorjahresmonat ist das lediglich ein Minus von 12 Stellen.
Wer an einer Qualifizierung oder Förderung teilnimmt, wird in dieser Zeit laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um in diesem Bereich Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagentur für Arbeit jeden Monat die so genannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht alle ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Diese erweiterte Quote liegt im Agenturbezirk Montabaur derzeit bei 4,9 Prozent; vor einem Monat waren es glatte 5, vor einem Jahr 5,3 Prozent.
Zum Schluss der „geteilte Blick“ auf die beiden Landkreise, die die Arbeitsagentur Montabaur betreut: Für den Westerwald wurden 3.649 Menschen ohne Job gezählt. Das sind 110 weniger als im Oktober und 332 weniger als im November 2011. Die Quote sank im Monatsverlauf um 0,1 auf 3,4 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es 3,7 Prozent.
An Rhein und Lahn gibt es 2.387 Arbeitslose – 134 weniger als im Oktober, aber 56 mehr als vor einem Jahr. Aktuell beträgt die Quote 3,7 Prozent, was einem Rückgang von 0,2 Punkten gegenüber Oktober entspricht. Im November 2011 hatte sie bei 3,6 Prozent gelegen.
Die Arbeitslosenquote ist sehr niedrig und die Beschäftigungslage sehr gut: „Jetzt dürfen wir keine großen Verbesserungen mehr erwarten“, meint Elmar Wagner. Trotzdem schaut er noch zuversichtlich ins neue Jahr. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (iab) hat in seiner neuesten Regionalprognose errechnet, dass es noch ein wenig „Luft nach oben“ gibt. Ausgehend von einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts um 0,8 Prozent, dürfte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Montabaur leicht steigen – von 90.100 Personen im Jahresdurchschnitt 2012 auf 91.000 Personen im Jahr 2013. Zugleich würde die Arbeitslosigkeit ebenfalls leicht zunehmen – von 7000 betroffenen Menschen im Jahresmittel 2012 auf 7100 Männer und Frauen in 2013.
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