Mogendorfer Senior engagiert sich in und für Tansania
Der Mogendorfer Senior Eberhard Ströder arbeitet wochenlang unter der Sonne Tansanias. Damit zeigt der Kirchenvorsteher vorbildlichen Einsatz für die Menschen des ostafrikanischen Staates, wo er selbst viele Projekte ins Leben gerufen hat.
Mogendorf. Der Wasserkanister ist zu schwer für Eberhard Ströder. Ein kleiner Junge hilft ihm und trägt den Behälter unter der sengenden Sonne Tansanias zur Hütte des weißen Mannes. Der ist gerührt und fragt den Vater des Jungen, womit er ihm einen Gefallen tun könnte. Der Kleine träumt davon, einmal eine Cola zu trinken. Eberhard Ströder kauft sechs Flaschen, doch der Vater winkt ab: Das könne er nicht annehmen. Also belässt er es bei einer. Doch statt die süße Flüssigkeit alleine zu genießen, zeigt sie der Junge stolz im ganzen Dorf und teilt sie mit all seinen Freunden. Wenn sich Eberhard Ströder an Erlebnisse wie diese erinnert, kommen ihm immer noch die Tränen. Der 70-jährige Mogendorfer hat eben ein großes Herz für Tansania, jene Republik an der afrikanischen Ostküste. Und er hat seine ganz eigene Art, seine Liebe für dieses Land auszudrücken: Seit 1991 reist er alle zwei Jahre dorthin und arbeitet wochenlang unter harten Bedingungen, damit es den Menschen in der Region Karagwe besser geht. Warum er diese Strapazen auf sich nimmt? „Ich brauche das. Es ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt er, „Gott war in meinem Leben gut zu mir, und das möchte ich weitergeben.“
Begegnet man Eberhard Ströder flüchtig, erweckt er den Eindruck des Seniors mit einem beschaulichen Alltag: Ein Häuschen in Mogendorf, ein freundliches Lächeln, ein zurückhaltendes, ruhiges Wesen. In Wirklichkeit ist sein Ruhestand alles andere als beschaulich: Seit 50 Jahren ist er sowohl im Evangelischen Dekanat Selters als Organist unterwegs als auch im Vorstand der Kirchengemeinde Nordhofen tätig. Und dann noch die Sache mit Afrika.
Sieben Mal ist er bisher nach Tansania geflogen. Wenn er dort unten ist, arbeitet er fünf Wochen am Stück. Völlig unentgeltlich, versteht sich. 1991 unternimmt er seine erste Reise in den Mabira-Distrikt, einem Kirchenkreis an der Grenze zu Ruanda. Damals entsteht zwischen dem Distrikt und dem Evangelischen Dekanat Selters eine jahrelange Partnerschaft, die Eberhard Ströder von Anfang an begleitet und im wahrsten Wortsinn kräftig unterstützt. Denn der Handwerker ist ein Typ, der anpackt, wenn es etwas zu tun gibt. 1998 entsteht auf seine Initiative hin eine Schreinerei in Karagwe. Eberhard Ströder hat nicht nur die Idee zu diesem Projekt, sondern hilft beim Aufbau mit, sammelt fast 2000 Euro an Spenden für eine Hobelmaschine und zeigt den Einheimischen wertvolle Schreinertechniken. Wochenlang haben er und andere Helfer an und in der Werkstatt malocht. „Man muss dort eben viel Zeit mitbringen“, sagt er. Fertig ist die Schreinerei freilich noch nicht. Aber sie läuft, schafft Arbeitsplätze und trägt sich selbst. Heute entstehen dort Hütten für die Arbeiter einer deutschen Straßenbaufirma, die Routen in Tansania anlegen.
Und auch ein weiteres Projekt, das Eberhard Ströder angestoßen hat, ist noch nicht ganz fertig: Im September dieses Jahres arbeiten er und Tansanier an einem 180 Kubikmeter großen Wasserauffangbecken. Denn ein funktionierendes Leitungssystem gibt es dort unten nicht – ganz zu schweigen von einem verlässlichen Stromnetz. „Der Boden war steinhart und wir hatten nur kleine Hacken. Aber mittlerweile ist das Becken so gut wie fertig“, sagt er. Nächstes Jahr fährt er wieder nach Tansania und will die Sache zu Ende bringen. Eine andere war freilich weniger aufwändig: Eberhard Ströder hat Särge für die tansanischen Gemeinden geschreinert. „Und als mir die Einheimischen gesagt haben, dass die Menschen ihre verstorbenen Angehörigen zum Abschied gerne noch einmal sehen, habe ich eben kleine Fensterchen in die Särge gemacht.“
Episoden, von denen Eberhard Ströder wie von ganz normalen Auftragsarbeiten erzählt. Dabei hat er sämtliche Reisen aus eigener Tasche bezahlt und bekommt für seinen Einsatz keinen Cent. Mehr noch: Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, wirbt er um Spenden für das afrikanische Land, das zu den ärmsten der Welt gehört. „Ich gebe gerne ab und kann ganz gut teilen. Ich brauche keine Millionen. Denn Geld alleine bringt es nicht. Es sind die Begegnungen mit Menschen, die mich glücklich machen“, sagt er. Menschen, die er im Laufe der Jahrzehnte schätzen gelernt hat: „Die Leute, die ich dort kennen gelernt habe, sind trotz ihrer Armut glücklich“, glaubt er, „Die Gottesdienste dauern stundenlang und werden im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert. Alle teilen, was sie haben – auch wenn es nur eine Colaflasche ist. Und jeder hat ein Lächeln auf dem Gesicht. Es ist eine ganz andere Welt.“ Auch Eberhard Ströder lächelt, während er von einem Land erzählt, in das er sich vor 20 Jahren verliebt hat. „Wenn es nach mir ginge, würde ich gleich morgen wieder runterfliegen. Aber das möchte ich meiner Frau nicht zumuten.“ (bon)
Spenden für Hilfsprojekte von Eberhard Ströder sind unter der Kontonummer 0108947508 bei der Kreissparkasse Westerwald (Blz 57051001) willkommen.
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