Christen lernten jüdisches Passah-Fest kennen
Rund 40 Gäste erlebten eine Passah-Abendmahlsfeier in der evangelischen Kirche Dreifelden. Die Feier führte zurück zu den Wurzeln des christlichen Glaubens, denn letztlich war die Person Jesu Jude aus dem Volk Israel. Ein besonderer Abend mit besonderen Erfahrungen.
Dreifelden. Knapp 40 Menschen haben in der Evangelischen Kirche Dreifelden zweieinhalb außergewöhnliche Stunden erlebt: Unter der Anleitung von Pfarrer i. R. Hans-Christoph Gensichen nahmen sie an einer Passah-Abendmahlsfeier teil – einer Verbindung des jüdischen Passah-Festes mit dem christlichen Abendmahl.
Das Passah-Fest erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten um das Jahr 1300 vor Christus. Die Liturgie greift Motive dieses Ereignisses auf: So werden beispielsweise Matzen verzehrt – ungesäuerte Fladenbrote, die symbolisieren, dass die Israeliten bei ihrem Aufbruch aus Ägypten keine Zeit mehr hatten, ihre Brote säuern zu lassen.
In Dreifelden wurde die Feier mit dem christlichen Abendmahl kombiniert: Die Evangelisten berichten, dass Jesus Christus das Abendmahl während eines Passah-Mahles eingesetzt hat. „Die christliche Kirche ist mit dem Volk Israel durch die Person Jesu eng verbunden. Denn er war und ist Jude. Eine Tatsache, die immer wieder vergessen, verdrängt und bestritten worden ist“, unterstreicht Hans-Christoph Gensichen.
Er hofft, dass Zusammenkünfte wie diejenige in Dreifelden dazu beitragen, die Kluft zwischen der christlichen Kirche und dem Volk Israel zu schließen. „Dieser Zusammenschluss zweier zentraler Glaubensfeiern zeigt deutlich, dass viele Christen ihre vergessenen Glaubenswurzeln, die im Volk Israel liegen, wiederfinden wollen“, sagt Gensichen.
In Dreifelden verschmolzen Passah-Fest und Abendmahl tatsächlich zu einer Einheit. Zwar hatte Gensichen die sehr lange jüdische Liturgie gekürzt, doch deren Charakter und die präzisen Vorgaben zum Ablauf blieben erhalten. Verkrampft oder gar gehetzt wirkte die Feier trotz der formalen Strenge indes nicht - ganz im Gegenteil: Die Teilnehmer hatten zwischendurch genügend Zeit, die liebevoll vorbereiteten, traditionellen Speisen wie Matzen, Kräuter und das fruchtig-süße Charosset zu kosten, miteinander ins Gespräch zu kommen, moderne und traditionelle Kirchenlieder zu singen, im Gebet still zu werden und in sich hineinzuhorchen.
Momente, die den Abend tatsächlich zu etwas Besonderem machten – nicht nur zum Lehrstück über die jüdischen Wurzeln des Christentums, sondern auch zur intensiven, berührenden Glaubenserfahrung. (bon)
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