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Nachricht vom 03.04.2013    

Pfarrer Groß geht bald neue Wege

Zum Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Klaus Groß hatten sich zahlreiche Menschen in der Evangelischen Kirche in Wahlrod eingefunden. Nachdem Groß sieben Jahre als Pfarrer in Wahlrod tätig war, will sich der 58-jährige nun eine Auszeit nehmen und anschließend neue Wege gehen.

Klaus Groß war und ist ein Mensch mit Ecken und Kanten und ein Freund klarer Worte. Nun verabschiedet sich der Pfarrer aus Wahlrod. (Fotos: pr)

Wahlrod. Klaus Groß war schon immer ein Freund klarer Worte. Auch während seines Abschiedsgottesdienstes in der Evangelischen Kirche in Wahlrod vermied er leere Floskeln. Das, was er dort sagte, war ehrlich, schlicht und ergreifend. Ein passendes Adieu eines Menschen mit Ecken und Kanten.

Sieben Jahre war Klaus Groß Pfarrer in Wahlrod. Jetzt nimmt sich der 58-Jährige aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit und möchte danach noch einmal neue Wege gehen. Wohin ihn die führen, weiß er heute noch nicht. „Gott hat zu Abraham gesagt: Geh' in das Land, das ich Dir zeigen werde. Dieser Vers hat mich mein ganzes Leben begleitet. Ich habe ihn früher ernst genommen und werde ihn auch jetzt ernst nehmen“, sagt Groß zu den vielen Gästen in der Wahlroder Kirche.

Als Teenager folgt er diesem Ruf zum ersten Mal. Mit 17 Jahren beginnt er seine Ausbildung als Diakon und Erzieher, macht ein Praktikum bei geistig behinderten Menschen und besucht anschließend die Diakonenschule. Nach seinem Fachabitur studiert Groß zunächst Religionspädagogik, dann Theologie und tritt schließlich eine Pfarrstelle im Dekanat Gladenbach an. Dann geht Klaus Groß neue Wege: Fünf Jahre lang ist er Anstaltspfarrer in den Heimen Scheuern und eine Dekade arbeitet er als Gemeindepfarrer in Hattert. 2006 kommt Groß schließlich nach Wahlrod. Als Landpfarrer, der er immer sein wollte. Mitten im Leben, nah bei den Menschen. „Er ist ein bodenständiger, ehrlicher Typ, stets gerade heraus. Einer, der zu seinen Überzeugungen steht. Und mit dem man vor allen Dingen sehr gute Gespräche führen kann“, sagt die Vorsitzende des Wahlroder Kirchenvorstandes, Sandra Dörner, und spricht denen, die ihn in den vergangenen Jahren kennengelernt haben, wohl aus der Seele.

„Klaus Groß hat vielen Menschen vieles gegeben. Aber er ist und war jemand, an dem man sich reiben konnte und musste“, beschreibt auch Dekan Wolfgang Weik seinen Kollegen, „Er sagt, was er denkt – auch wenn es einem nicht immer gefällt. Er verbiegt sich nicht und hat ein Gespür für das, was wichtig ist.“ Weik lobt außerdem Groß' kirchenpolitisches Engagement – sowohl in der Synode als auch im Rechtsausschuss oder als Impulsgeber und Brückenbauer für viele Kooperationen zwischen den Westerwälder Dekanaten Selters und Bad Marienberg.



Klaus Groß ist eben von Herzen Wäller. Ein kantiges Urgestein, das mitunter aneckt. Und das um seine Grenzen weiß: Während des Abschiedsgottesdienstes lernen die Besucher eine andere, eine weichere Seite des großen Mannes kennen. Er tut sich schwer damit, erzählt er nachdenklich, dass er nicht wie in den Jahren zuvor das Subjekt ist, sondern dass er heute als Objekt vor der Gemeinde steht – als der, um den sich plötzlich alles dreht. Mit ruhiger Stimme verabschiedet er sich von seinen Wegbegleitern, dankt allen, die in der Gemeinde tätig sind und ihn freundlich in ihren Häusern empfangen haben. Und er entschuldigt sich ehrlich und aufrichtig bei denjenigen, für die seine direkte Art mitunter etwas zu direkt war. Dann wird aus dem Objekt wieder das Subjekt: „Es ist zwar mein Abschiedsgottesdienst. Aber es geht gerade heute nicht um mich, sondern um etwas viel Wichtigeres: um die Osterbotschaft. Der Tod ist besiegt. Und Gott wird alle Tränen wegwischen.“ Klare Worte statt Abschiedsfloskeln. Ein echter Groß eben.

Am Ende singt die Gemeinde das Lied „Vertrau den neuen Wegen“. „Wer aufbricht, der kann hoffen/in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen/Das Land ist hell und weit“, heißt es dort. Eine gute Zusage für Klaus Groß und eine Mut machende für die Kirchengemeinde. Denn wann es in Wahlrod einen neuen Pfarrer oder eine Pfarrerin gibt, weiß heute noch niemand. Am Ende bittet Klaus Groß seine Schäfchen, den Kopf trotzdem nicht hängen zu lassen: „Wir sollten den Abschied nicht trauriger machen, als er ist. Unsere Leben gehen weiter und wir werden sehen, wohin uns und mich der Weg führt. Ihnen wünsche ich von Herzen Gottes Segen – und dass die Vakanz nicht allzu lange dauert. Vielen Dank für die sieben Jahre.“ (bon)


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