12. Westerwälder Literaturtage starten am 5. Mai
Im Landkreis Altenkirchen beginnen die 12. Westerwälder Literaturtage unter dem Motto des Kultursommersommers Rheinland-Pfalz "Eurovisionen" am Sonntag, 5. Mai in Wissen. Hanns-Josef Ortheil wird mit einer Lesung im Kulturwerk die Literaturtage eröffnen. Die weiteren Veranstaltungsorte sind im gesamten Kreisgebiet.
Kreis Altenkirchen. Die 12. Westerwälder Literaturtage nehmen das Motto des Kultursommers, "Eurovisionen", wörtlich: Wie sehen die Schriftsteller Europa, welche Sichtweisen auf Europa bewegten und bewegen sie in Vergangenheit und Gegenwart und auch für die Zukunft? Was sehen die Autoren in Europa, wenn sie von außen auf unseren Kontinent blicken, und zu welchen Innensichten gelangen sie?
All dies erfahren wir auf sehr persönliche Weise in ihren Romanen und Erzählungen, sodass in diesem Jahr hauptsächlich eine belletristische Ausrichtung der Westerwälder Literaturtage zum Tragen kommt. In den beachtlichen Werken der überwiegend jungen Autoren werden Ansichten und Ideen zu Europa, Erwartungen an Europa, Europas Verantwortung in der Welt, Hoffnungen für und auf Europa, aber auch Befürchtungen und Sorgen angesprochen.
Die Veranstaltungsorte verteilen sich weit im gesamten Landkreis Altenkirchen, von Neitersen bis Herdorf und von Wissen bis Steinebach. Dabei wird zuweilen durch die Wahl der Orte daran erinnert, dass die europäische Idee in der Montanunion ihren Anfang hatte.
Die VHS Wissen e.V. arbeitet mit zahlreichen Kooperationspartnern (Kreis-VHS, Team des Kulturhauses Hamm/Sieg, Tanzstudio Step In Altenkirchen, Kulturring und VHS Herdorf, Wied Scala, Besucherbergwerk Bindweide, Ökumenische Stadtbücherei Betzdorf, Breidenbacher Hof, Hatzfeldtsche Verwaltung, GARTEN Molzberger, Fotostudio Linke, Buchhandlung Mankelmuth Betzdorf und buchladen Wissen) zusammen. Neben den öffentlichen Lesungen werden in diesem Jahr mehrere Schulveranstaltungen angeboten.
Die einzelnen Veranstaltungen:
Sonntag, 5. Mai, 11 Uhr, kulturWERKwissen Walzwerkstr. 22, Wissen
Hanns-Josef Ortheil: Das Kind, das nicht fragte
Hanns-Josef Ortheil spiegelt in seinem neuen großen Roman seine autobiografische "Erfindung des Lebens". Sein Protagonist ist Ethnologe und erkundet die Lebensgewohnheiten der Menschen in einem kleinen Dorf in Sizilien. Wir dürfen uns auf eine humorvolle Kontrastierung deutscher und italienischer Mentalitäten freuen.
Donnerstag, 16. Mai, 19 Uhr, Schloss Schönstein, Schlossstraße, Wissen
Priya Basil: Die Logik des Herzens, Moderator: Bernhard Robben
Die kenianisch-englische Autorin erzählt eine Liebesgeschichte zwischen den Religionen und Kulturen, zwischen England, Kenia und dem Sudan. Die große Liebe der Protagonisten scheitert nicht nur an den kulturellen und religiösen Unterschieden, sondern auch an der Verantwortungslosigkeit von Familienmitgliedern, die skrupellose Waffenschiebereien zwischen Europa und Afrika betreiben. Die Autorin ist Mitbegründerin der Bewegung "Authors for Peace" und lebt z.Zt. in Berlin.
Freitag, 24. Mai, 19 Uhr, „Pulverkammer“ Besucherbergwerk Grube Bindweide, Bindweider Str. 2, Steinebach
Jan Hellstern: Die Kinder des Bösen
Ein junger Deutsch-Tscheche flieht in den Wirren des letzten Kriegswinters in seine Geburtsstadt Prag. Hellsterns Debut ist ein Kriminalroman auf dem Hintergrund der schwierigen tschechisch-deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Mittwoch, 29. Mai, 19 Uhr, Wied Scala, Südstr. 1, Neitersen
Oskar Negt: Gesellschaftsentwurf Europa. Plädoyer für ein gerechtes Gemeinwesen
Der Vortrag und das zugundeliegende Buch treten all denen entgegen, die den Europadiskurs auf ein finanzpolitisches Problem reduzieren wollen. Oskar Negt gibt sich nicht mit dem Blick auf Währungskurse zufrieden. Er blickt auf Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Menschen in Europa und zieht eine beunruhigende Bilanz. Ob Politiker, alleinerziehende Mutter oder Protestierer in Gorleben – für jeden verständlich, macht er deutlich, worum es in Europa geht: um den Erhalt eines friedensfähigen und solidarischen Gemeinwesens.
Oskar Negt, geboren 1934, ist einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Er studierte bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno und war von 1970 bis 2002 Professor für Soziologie in Hannover. 2011 wurde Oskar Negt für sein politisches Engagement mit dem August-Bebel-Preis geehrt.
Freitag, 7. Juni, 19 Uhr, KulturHaus Hamm am Synagogenplatz, Scheidter Str. 11-13, Hamm/Sieg
Zsuzsa Bank: Der Schwimmer
Nach dem großen Erfolg von Zsuzsa Banks neuem Roman "Die hellen Tage" wird auch ihr erstes Buch "Der Schwimmer" wieder mehr gelesen. Die Autorin ist in Deutschland geboren, hat aber ungarische Wurzeln. Sie erzählt hier die bewegende Geschichte einer Restfamile, nachdem die Mutter in der Folge des Aufstands 1956 in den Westen geflohen ist.
Sonntag, 9. Juni, 11 Uhr, Tanzstudio Step In Altenkirchen, Frankfurter Str. 5, Altenkirchen
Sebastian Schnoy: Smörrebröd in Napoli
Der studierte Historiker und Kabarettist ist ein glühender Verfechter der europäischen Einigung und lädt zu einem vergnüglichen Streifzug durch Europas Vergangenheit und Gegenwart ein. Damit das Publikum nicht nur etwas zu lachen, sondern auch zu beißen hat, lädt das Step-In-Team zu kleinen Köstlichkeiten ein, die Lust auf Europa machen.
Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr, Großer Sitzungssaal im Rathaus Herdorf, Am Rathaus 1, Herdorf
Sabine Friedrich: Wer wir sind
Auf über 2000 Seiten beschreibt die Autorin in ihrem Roman Schicksale berühmter deutscher Familien vom Kaiserreich bis zur Nachkriegszeit. Hier werden universelle Fragen deutscher Identität aufgeworfen, in einer Zeit, als eine europäische Einigung noch nicht absehbar, allenfalls ein Zukunftstraum Weniger war. Die Lesung passt gut nach Herdorf, das in der Nazizeit als Nest von „Nein-Sagern“ galt.
Freitag, 28. Juni, 19 Uhr, Scheune des Breidenbacher Hofs, Klosterhof 7, Betzdorf
Sascha Reh: Gibraltar
Hochriskante Spekulationen eines Investmentbankers mit griechischen Staatsanleihen und seine Flucht vor den Gläubigern nach Südspanien sind die Hintergründe von Rehs zweitem Roman, der im Januar 2013 erschienen ist. Aus der Reihe der Frühjahrsneuerscheinungen hebt die Kritik Rehs Roman aufgrund seines erzählerischen Niveaus, seiner intellektuellen Tiefe und seines künstlerischen Aufbaus hervor.
Sonntag, 30. Juni, 19 Uhr, Wied Scala, Südstr. 1, Neitersen
Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen
Lapperts mit dem renommierten Schweizer Buchpreis ausgezeichneter Roman beschreibt das Schicksal des 20-Jährigen Wilbur, der nach einer schwierigen Odyssee in Irland und Schweden nach seinen Wurzeln sucht und so zu sich selber und ins Leben zurückfindet.
Am darauf folgenden Montag können Lesungen für Schüler stattfinden aus "Pampa Blues". Auch hier beschreibt Rolf Lappert alle seine schrägen Figuren mit Empathie und liebevoller Ironie.
Sonntag, 25. August, 18 Uhr, GARTEN Molzberger, Frankenthal, Wissen
Christian Schünemann und Jelena Volić: Kornblumenblau
Der erste Belgrad-Krimi des Autorenduos Schünemann und Volić ist eine der aufregendsten Neuerscheinungen des Frühjahrs. „Kornblumenblau“ ist nicht nur süffig geschriebene Unterhaltung sondern auch eine kundige und liebevolle Beschreibung einer Metropole im Brennpunkt europäischer Geschichte. Durch ihre Protagonisten nehmen die beiden Autoren auch politisch Stellung für die Aufarbeitung und Bestrafung von Kriegsverbrechen, für Korruptionsbekämpfung und Zivilcourage. Gleichzeitig plädieren sie aber auch dafür, einer jungen Demokratie in Europa eine Chance zu geben.
Donnerstag, 29. August, 19 Uhr, Ökumenische Stadtbücherei, Decizer Straße 3, Betzdorf
Agnes Hammer: Regionalexpress
Die Vision eines Jugendlichen, wie sein Deutschland, sein Europa aussehen soll, steht im Mittelpunkt des Romans „Regionalexpress“ der Autorin Agnes Hammer. Er befasst sich mit den Gefahren, die einer offenen Gesellschaft drohen: es gilt, ein friedliches und demokratisches Gemeinwesen gegen alle Arten von Extremismus zu verteidigen.
Agnes Hammer bietet für Freitag, 30. August Lesungen für Schüler aus ihrer Neuerscheinung an. (Kontakt: buchladen Wissen, Tel. 02742 - 1874 oder Buchhandlung MankelMuth, 02741 - 970024)
Donnerstag, 5. September, 19 Uhr, Altes Gefängnis Wissen jetzt: Fotostudio Linke, Heisterstr. 7, Wissen
Jenk Saborowski: Biest
Dass die etwa 140 Mitarbeiter von Europol bis heute keinerlei operative Befugnisse haben, war für Jenk Saborowski Anlass, die schlagkräftige Eingreiftruppe ECSB um die hochintelligente und sensible Agentin Solveig Lang zu erfinden. Ihre Fälle sind fiktiv, aber realistisch, Mit zahlreichen Wendungen und Spannung auf hohem Niveau. "Biest" ist der zweite Roman der Reihe.
Sonntag, 8. September, 11 Uhr, KulturHaus Hamm am Synagogenplatz, Scheidter Str. 11-13, Hamm/Sieg
Sabrina Janesch: Ambra
Die junge Autorin lässt in ihrem zweiten viel beachteten Roman eine deutsch-polnische Familiengeschichte in Danzig von widerstreitenden Protagonisten erzählen: einer jungen Deutsch-Polin, einem Stadtschreiber und einer in einen Bernstein eingeschlossenen uralten Spinne.
Samstag, 21. September, 19 Uhr, KulturHaus Hamm am Synagogenplatz, Scheidter Str. 11-13, 57577 Hamm/Sieg
Necip Tokoglu: Türkische Heimatgeschichten aus dem Westerwald
Necip Tokoglu ist mit seinen kabarettistischen Vorträgen gern gesehener Gast bei Comedy-Sendungen und Poetry-Slams. Seine Sammlung „türkischer Heimatgeschichten aus dem Westerwald“ ist inzwischen auf mehrere hundert Seiten angewachsen, gleichwohl noch unveröffentlicht. Die Lesung verspricht Verbalattacken auf das Dorfleben im deutschesten aller Mittelgebirge.
Die folgenden Autoren haben zugesagt, konnten aber keinen Termin im Kultursommer-Zeitraum mehr anbieten. Sie werden von der VHS Wissen daher als Euro-Lit-Nachtisch angeboten:
Montag, 28. Oktober, 20 Uhr, kulturWERKwissen, Walzwerkstr. 22, Wissen
Arne Dahl: Bußestund
Bereits sein genialer Kriminalroman "Tiefer Schmerz" (Originaltitel "Europa Blues") befasste sich mit den Gefahren, die durch die Öffnung der europäischen Grenzen nach Osten entstehen. „Bußestund“ ist der zehnte Band der Reihe. Sein Sonderermittlungsteam "A-Gruppe" hat er für seine neuesten Bücher in ein geheimes Europol-Team umgewandelt.
Donnerstag, 28. November, 19 Uhr, kulturWERKwissen, Walzwerkstr. 22, Wissen
Friedrich Schorlemmer: Europa eine Seele geben
Der Autor und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels hat im letzten Jahr seinen Vortrag über das Christentum mit einem Ausschnitt aus seinem Europa-Vortrag abgeschlossen. Seine literarisch-politische Meditation wird europäisch-musikalisch begleitet von einem herausragenden jungen Pianisten.