Betriebliches Gesundheitsmanagement: mehr Nutzen als Kosten
„Der Fachkräftemangel wird vor allem im Mittelstand zukünftig immer mehr zu spüren sein, weil weniger Mitarbeiter nachkommen, es viele Mitarbeiter zu Großunternehmen zieht und die Headhunter dem Mittelstand gute Leute abwerben“, so Rainer Jung, regionaler Geschäftsführer des Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW zur Begrüßung zum „BVMW Meeting Mittelstand“ im Hause Heinrich Huhn GmbH in Drolshagen.
Drolshagen. Als Vision für die Unternehmen gibt er das Motto aus, nach dem alle zu handeln haben: „Gemeinsam fit bleiben und alt werden“. Gemeint sind alle, der Chef und alle Mitarbeiter für eine lange Zusammenarbeit und mit guter Motivation und Leistungsfähigkeit.
Zum Thema des Abends: „Betriebliches Gesundheitsmanagement - was überwiegt: Kosten oder Nutzen?“ geht nach der Begrüßung durch Bernd Schneider, Leiter des technischen Vertriebs bei Huhn, als Referent der Gesundheitsmanager Rüdiger Stöcker, symbicon, Wetzlar, ins Detail.
Die Einführung eines „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“ (BGM) ist wegen des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels, älter werdende Belegschaft, steigenden Belastungen und daraus folgender steigender Arbeitsunfähigkeit geboten. Schließlich steigen dadurch Krankheits- und Ausfallkosten. Das statistische Bundesamt beziffert die Gesundheitsausgaben der Unternehmen im Jahr 2009 auf 129 Mrd. Euro, den Wertschöpfungsausfall im gleichen Jahr gar auf 225 Mrd. Euro.
Vor deren Einführung eines BGM hält Stöcker eine Auswertung der Krankheitstage in den Unternehmen, eine Analyse des Ist-Zustandes der Arbeitsplatz-Situation und –Belastung sowie eine gründliche Beratung über deren Möglichkeiten für unerlässlich. Nicht sinnvoll sind Einzelmaßnahmen wie „mal einen Rückenkurs, ein Rabatt im Fitnessstudio, mal ein Vortrag oder ein Gesundheitstag ohne Folgeangebot“. Auch sollten die Angebote an die Mitarbeiter mehr sein als eine Image bildende Maßnahme. „Betriebliches Gesundheitsmanagement ist die planvolle Organisation, Steuerung und Ausgestaltung betrieblicher Prozesse mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit von Mitarbeitern“, so definiert der Experte das BGM.
Die Mitwirkenden innerhalb der Unternehmen sind dabei: Projektleitung, ein Arbeitskreis Gesundheit, Personalabteilung, Betriebsrat, Führungskräfte und außerhalb die Arbeitsmedizin, Gesundheitszentren, Krankenkassen und ein Netzwerk externer Dienstleister. Die Handlungsfelder der Gesundheitsförderung/Prävention des ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements umfassen Arbeitsschutz, Fehlzeiten- und Eingliederungsmanagement, Mitarbeiterbeteiligung, Organisations- und Personalentwicklung. Orientiert an den strategischen Zielen des Unternehmens sollte das BGM nach eindeutiger Zieldefinierung ganzheitlich betrachtet, präventiv und korrektiv sowie Arbeitsgruppen-orientiert praktiziert werden.
Damit der Erfolg nicht ausbleibt, müssen möglichst viele Mitarbeiter „mitgenommen werden“, damit sie das betriebliche Angebot auch nutzen. Dafür muss es alltagstauglich sein und eine Kombination aus Verhältnis- und Verhaltensbezogenen Maßnahmen beinhalten. Schließlich muss es für das Unternehmen finanzierbar sein. Dabei helfen Krankenkassen bei den Angeboten und der Staat durch (teilweise)steuerliche Befreiung. Erfahrungsgemäß, so Rüdiger Stöcker, sind eine Senkung der durch Fehlzeiten verursachten Kosten bis zu 50 Prozent, eine Verbesserung des Betriebsklima und eine erhöhte Leistungsbereitschaft die Folge. Einem Euro, der in die Gesundheit der Mitarbeiter investiert wird, bringen (abhängig von der Funktion des Mitarbeiters) das 2,3 bis 5,9-fache wieder zurück.