Das "Erinnerungsprojekt" soll bundesweit Vorreiter sein
Das Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach will ein Modellprojekt starten, um Demenzkranken eine besondere Kultur des Erinnerns bieten zu können und damit den Seniorinnen und Senioren ein hohes Maß an Lebensqualität gewährleisten. Dabei geht es nicht um moderne Pflege, sondern um museale Erinnerungspädagogik, die im Buchfinkenland umgesetzt werden soll.
Horbach. Eine Demenzerkrankung entwickelt sich nicht nur abwärts, sondern es geht bei den Patienten und Patientinnen meist rauf und runter. Mit einem bundesweit bisher einmaligen Erinnerungsprojekt „So war das früher bei uns im Buchfinkenland“ soll im Senioren- und Kurzzeitpflegeheim Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach dazu beigetragen werden, das es bei den betroffenen Bewohnern mehr rauf als runter geht. Gemeinsam wollen sich der Förderverein der Einrichtung und die Barmherzigen Brüder Montabaur dafür einsetzen.
In einer gut besuchten Veranstaltung im Gesellschaftsraum des Ignatius-Lötschert-Hauses wurde jetzt über die Grundlagen der Demenzerkrankung informiert und die Perspektiven des geplanten Projektes diskutiert.
Als Wohnbereichsleitungen des Hauses stellten Simone Vernekohl und Jennifer Ortseifen zunächst die nach Prof. Böhm zertifizierte Demenzarbeit des Seniorenheimes vor. Diese geht von den Bedürfnissen der Bewohner aus und versucht diese unter Einbeziehung der Angehörigen zu aktivieren.
„Wir müssen die Seele der erkrankten Menschen bewegen, sonst können wir auch ihre Füße nicht bewegen“, brachte Schwester Simone die Arbeit auf den Punkt.
Als langjähriges Vorstandsmitglied des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) und Berater von Landes- und Bundesregierungen referierte Dr. Willi Rückert dann zum Thema „Altwerden und Demenz“. Er geht von zu knapp bemessenem Personal in den Einrichtungen aus und rät bei den Potentialen der erkannten Menschen anzusetzen. In Krankenhäusern und bei Hausärzten sieht er noch Fortbildungsbedarf im Hinblick auf die Behandlung dementiell Erkrankter. Zur Gestaltung der Umwelt meinte Dr. Rückert: „Wir dürfen auch im Westerwald die Dörfer nicht immer schöner machen, wir müssen sie demenzfreundlicher gestalten“.
Als Vorsitzender des Fördervereines für das Ignatius-Lötschert-Haus stellte Uli Schmidt das geplante Projekt vor: „Wir wollen das moderne und innovative Haus in landschaftlich reizvoller Lage um museale Aspekte in Form dorfgeschichtlicher Alltagsgegenstände aus der Region erweitern“, so Schmidt. So befänden sich die Bewohnerinnen und Bewohner ständig auf einem Ausflug in die Vergangenheit. Diese praktische Erinnerungspädagogik solle dazu beitragen den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Zurückgegriffen werden soll dabei auf die vom früheren „Bürgerverein Horbach“ zusammengestellte dorfgeschichtliche Sammlung.
Die Initiatoren hoffen für die Umsetzung des Demenzprojektes auf eine Modellförderung aus verschiedenen Quellen und auf eine personelle Unterstützung durch eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme. Voraussetzung ist allerdings, dass sich noch weitere Menschen aus der Region dazu bereit erklären, das Modell ehrenamtlich mit umzusetzen. „Da steckt viel Arbeit drin“ so Heimleiter Jürgen Simon. Er sei allerdings hoffnungsvoll, dass sich insbesondere aus dem Buchfinkenland einige ältere und jüngere Interessenten melden. Diese sollen dann nach den Sommerferien zu einem ersten Projektgruppentreffen eingeladen werden.
Alle Interessenten, die in dem neuen Projekt mitarbeiten oder dieses finanziell unterstützen wollen, können sich gerne telefonisch im Ignatius-Lötschert-Haus unter 06439/890 oder per Mail beim Vorstand des Fördervereins unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de melden.
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