Wenn gelbe Schafe eine göttliche Party feiern
Die evangelische Kirchengemeinde Wallmerod bietet Gottesdienste für die Allerkleinsten an und dies mit viel Erfolg. An drei Samstagen im Jahr gibt es den "Kirchenmäuse-Gottesdienst", wo sich Eltern und Kinder wohlfühlen.
Wallmerod. Die Kleinen staunen Bauklötze, als der Schäfer sein quietschgelbes Schaf in die Arme schließt, statt es gehörig auszuschimpfen. Schließlich ist es vorher einfach aus der Herde ausgebüxt und anschließend auf einem Berg in ziemliche Schwierigkeiten geraten. Doch statt Schimpf und Schande gibt’s am Ende eine große Party, und die wohl jüngsten Gottesdienstbesucher im Westerwald haben soeben ihre erste „Predigt“ gehört.
Das biblische Gleichnis vom verlorenen Schaf – mit knollennasigen Schäfern und knuddeligen Schäfchen wurde kindgerecht aufbereitet. Genau richtig für den neuen „Kirchenmäuse-Gottesdienst“ in Wallmerod.
An drei Samstagen im Jahr lädt die Evangelische Kirchengemeinde zu diesem ungewöhnlichen Gottesdienst ein, in dem sich gerade die Allerkleinsten wohlfühlen sollen: „Die Vormittage richten sich an Kinder von 0 bis 4 Jahre – also an diejenigen, die noch zu klein für unsere ,Kinderkirche' sind“, erklärt Pfarrerin Heike Meissner.
Gemeinsam mit der Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung, Regina Kehr, und einem Team der Kirchengemeinde hat sie die Gottesdienste 2012 ins Leben gerufen und betreut sie seitdem. „Wir haben uns im vergangenen Jahr überlegt, wie wir die Familien nach der Taufe ihrer Kinder begleiten können, damit sie in dieser Zeit keine geistliche Durststrecke erleben. Schließlich nehmen wir ihnen das Versprechen ab, dass sie die Jungen und Mädchen im christlichen Glauben erziehen. Die Samstage sollen Momente sein, in denen Eltern und Kinder gemeinsam eine schöne, entspannte Zeit erleben.“
Dass die Eltern entspannen können und nicht ständig nach ihren Schützlingen sehen müssen, liegt an der lockeren Atmosphäre des Kirchenmäuse-Gottesdienstes: Der Boden ist mit Krabbeldecken und Matten ausgelegt, es liegt reichlich Spielzeug herum, statt langer Predigten gibt’s viele Mitmach-Lieder, und die kurzen Botschaften werden in bunte Bilder gepackt und manchmal auch von Handpuppen erzählt. Ob der Kern der Geschichten bei den Kleinen ankommt, steht freilich auf einem anderen Blatt. „Zunächst einmal sollen sich die Kinder wohlfühlen und Kirche als etwas Schönes kennenlernen – als einen Ort, an dem man willkommen ist und Spaß haben kann“, meint Regina Kehr.
Nicht nur die Allerjüngsten fühlen sich in Wallmerod willkommen. Auch die Eltern freuen sich über den entspannten Samstagmorgen – zum Beispiel Judith Huba aus Dreikirchen: „Ich als Mutter kann den normalen Gottesdienst oft nicht richtig genießen, weil ich ständig nach den Kindern schauen muss. Hier ist das viel lockerer.“ Ina Altbrod aus Dreikirchen hat es besonders der Schlusssegen des Gottesdienstes angetan, den die Teilnehmer an ihren Nachbarn weitergeben: „Wenn man sein Kind auf dem Arm hält und sich gegenseitig den Segen zuspricht, vermittelt das ein tolles Gefühl der Verbundenheit. Auch weil wir hier alle evangelisch sind, was in unserer Region die Ausnahme ist“, sagt sie.
Und Christoph Muckenhaupt aus Herschbach fühlt sich mit den anderen Teilnehmern des Kirchenmaus-Gottesdienstes ebenfalls verbunden – obwohl er der einzige Mann in der Runde ist. „Aber die Atmosphäre ist hier so herzlich und warm, dass mir das mittlerweile gar nicht mehr auffällt“, findet er.
Den Kindern scheint die Atmosphäre auch zu gefallen. Die kleine Agathe liebt zum Beispiel das gelbe Schaf „Wolle“. Und der dreijährige Levin, eine „Kirchenmaus“ der ersten Stunde, hat auch schon sein Lieblingstier gefunden, wie er verrät: „Ich mag den Gockelhahn auf dem Kirchdach!“ (bon)
Der nächste Kirchenmaus-Gottesdienst ist am Samstag, 26. Oktober, um 10 Uhr in der Evangelischen Kirche Wallmerod.
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