Blasverrückt und Spaß dabei
Eher Beatles als Bach – auch nach 15 Jahren will das Blechbläserensemble Frechblech nichts anderes als einfach nur spielen. Neben der klassischen Bläserliteratur begeistern die fünf Musiker auch mit neueren Musikstücken ihr Publikum.
Westerwaldkreis. Frechblech – der Name passt. Es ist Donnerstagabend, der Probetag des fünfköpfigen Blechbläserensembles in der Montabaurer Pauluskirche, und noch bevor der erste Ton erklingt, wird klar, warum: Die Fünf scherzen, spielen sich die Bälle hin und her und lachen viel, sehr viel und das schon seit 15 Jahren.
Wenn das Quintett die Instrumente ansetzt, hört der Spaß freilich nicht auf. Denn neben der typischen, „klassischen“ Bläserliteratur verlässt Frechblech regelmäßig die musikalisch vertrauten Wege und spielt Musik von Adele, Michael Jackson, Gospels, Songs aus Filmen und der Beatles. Heraus kommt eine luftig-lockere und vor allen Dingen einzigartige Bläser-Pop-Melange. Eine Mischung, die es – bei aller scheinbaren Leichtigkeit – in sich hat und ein gesundes Maß an musikalischer Geschmackssicherheit voraussetzt, damit die humorvollen Songs nicht ins Alberne kippen. Frechblech gelingt dieser Spagat aus Leichtigkeit und Anspruch mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit, der auch Dekanatskantor Jens Schawaller kaum etwas hinzuzufügen hat: „Das, was Frechblech macht, ist cool. Punkt.“
Schawaller ist mit seinem Helikon (einer Art Tuba) seit der ersten Stunde dabei – ebenso wie Rudi Weide (Trompete und Flügelhorn), Claudia Liebe (Kornett und Flügelhorn) und Dorit Gille (Waldhorn). Der Kantor erinnert sich noch gut, wie es zur Geburt des ungewöhnlichen Ensembles kam: „Als ich vor 15 Jahren meine Stelle im Dekanat antrat, existierten hier zwei Bläsergruppen. Innerhalb dieser Gruppen gab es Leute, die sich gerne wöchentlich treffen und ein eigenes Ensemble auf die Beine stellen wollten, das einen höheren Anspruch als die bestehenden hat. Und das sich vom typischen Posaunenchor-Repertoire abhebt.“ Nach den ersten gemeinsamen Treffen und einigen Brainstormings später schlug die Geburtsstunde von Frechblech, das die beiden anderen Formationen inzwischen übrigens überlebt hat. „Das liegt einfach daran, dass wir alle völlig blasverrückt sind“, sagt Schawaller lächelnd. Und wohl auch daran, dass es auch menschlich passt. „Wir machen das schon so lange und sind mit genauso viel Spaß bei der Sache wie vor 15 Jahren. Wir haben uns eben als Gruppe gefunden, und die Chemie stimmt. Wenn das nicht so wäre, würde ich nicht kommen“, meint Claudia Liebe. Auch das neue Mitglied des Ensembles – Benjamin Bereznai – fühlt sich bei Frechblech wohl und fügt sich musikalisch prima ein. Mit dem im vergangenen Jahr dazugestoßenen Baritonisten sind die Fünf indes komplett. „Die Gruppengröße ist perfekt“, sagt Jens Schawaller. „Hätten wir mehr, würde die Terminabstimmung zu kompliziert werden und es bei den Bläsersätzen Schwierigkeiten geben.“
Als Quartett beziehungsweise Quintett war und ist Frechblech freilich im gesamten Dekanat Selters und darüber hinaus unterwegs. Zu den bisherigen Auftrittsorten zählen zum Beispiel Bad Ems, Koblenz, Gemünden, aber auch Budapest, wo die Fünf in der ehemaligen Heimatgemeinde Benjamin Bereznais ein Ständchen gaben. Alles in allem spielt Frechblech rund 20 Mal pro Jahr – und ist für „jeden Blödsinn offen“, wie Jens Schawaller grinsend sagt: „Wir haben viele Anfragen und drängeln uns rein, wo's nur geht.“ Denn die „Blasverrückten“ von Frechblech wollen auch nach 15 Jahren nur eines: spielen. (bon)
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