Der "Bucharest-Tango" faszinierte im Westerwald das Publikum
Mit der seit 18 Jahren laufenden Reihe "Musik in alten Dorfkirchen“ bringt die Kleinkunstbühne Mons Tabor immer von Mai bis September die Kulturen der ganzen Welt musikalisch in den Westerwald. Jetzt gelang das mit dem Konzert von Oana Catalina Chitu & Ensemble aus Rumänien wieder einmal begeisternd. Es passte einfach alles zusammen an diesem frühen Sonntagabend: ideales Sommerwetter, eine bis auf den letzten Platz besetzte stimmungsvolle alte Kirche in einer historischen Kannenbäckerland-Umgebung, außergewöhnliche Weltmusik auf höchstem Niveau und viele begeisternd mitgehende Konzertbesucher.
Höhr-Grenzhausen. Das Konzert in der Evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen mit Oana Catalina Chitu und ihrem Ensemble sorgte für ein begeistertes Publikum. Zu dem ungewöhnlichen Konzert an einem ungewöhnlichen Ort hatte Ulla Groenewald-Keller die Gäste für den Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde begrüßt.
Für die Kleinkunstbühne Mons Tabor dankte deren Vorsitzender Uli Schmidt (Horbach) der Kreissparkasse und der Kevag für ihre Unterstützung der gesamten Reihe im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Er kündigte für den 18. August in Nordhofen ein ganz besonderes Solokonzert des „Percussionswunders“ Mohammad Reza Mortazawi aus dem Iran an.
Die Sängerin Oana Catalina Chitu kam mit ihrem virtuosen südosteuropäischen Tangoensemble mit serbischen, bulgarischen und griechischen Musikern in den Westerwald und erinnerte mit ihren süß-traurigen aber auch mal fetzigen Liedern an das mondäne Leben in Bukarest, auch Paris des Ostens genannt, in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Dabei äußerte sie in dem Programm „Bucharest Tango“ musikalisch ihre ganz besondere Liebe für die Lieder und Tangos der großen rumänischen Sängerin Maria Tanase (1913-1963), die in Deutschland kaum bekannt ist. Die leidenschaftlichen Gesten, die süßen Lieder der Trauer, passten damals wie heute zum Gemüt der Osteuropäer, vor allem der Rumänen. Der Gypsy vermählte sich dort als besondere Note mit dem argentinischen Tango zum „Bucharest Tango“. Die Texte handeln von Liebesschmerz und Todesküssen und sind die Inbrunst pur.
Was für eine Ausstrahlung. Wie sie dastand, sehr aufrecht, sehr ruhig und doch vibrierend von einer inneren Spannung. Man spürte es sofort: Diese Frau ist ganz bei sich. Bei sich, bei ihrer Stimme, ihrer Musik. Keine Show, keine unnötige Bewegung. Während Oana Catalina Chitu mit ihrer betörend vollen, warmen und flexiblen Stimme, die zuweilen an Edith Piaf erinnert, Lieder und Tangos aus dem Bukarester Leben der 1920er und 30er Jahre sang, gingen einem manche Gedanken durch den Kopf. Etwa, dass der Spruch von der Ruhe, in der die Kraft liegt, immer wieder stimmt. Oder, dass diese junge Frau ihre Kindheit und Jugend in einer der brutalsten Diktaturen des Ostens, in Rumänien unter Ceausescu, verbracht hat. Man fragte sich: Waren sie und ihre Musik Repressalien ausgesetzt?
Fragen, auf die Oana Catalina Chitu, jene Sängerin, die am Sonntagnachmittag in der trotz Ferienzeit prallvollen Evangelischen Kirche das Publikum in ihren Bann zog, nach Ende des Konzertes gerne vielen interessierten Konzertgästen Antwort gab. So erzählte sie die Geschichte von ihrem Vater, der allabendlich auf dem Heimweg vom dörflichen Wirtshaus die von den Kommunisten verbotenen alten Lieder sang.
Eines der letzten Lieder des Konzertes handelte von einem Mann, der in einem Gasthaus sitzt und mit viel Wein seiner großen Liebe nachtrauert. In den Höhr-Grenzhäuser Gasthäusern wurde am Abend jedoch nicht getrauert. Zumindest in dem Restaurant in dem die Aktiven der Kleinkunstbühne einkehrten, durften sie sich immer wieder anhören: Danke für ein wunderschönes Konzert! Das motiviert für die Planungen der 19. Reihe, die bereits weit fortgeschritten sind und mit einem Konzert irischer Musiker am 11.5.2014 in Höhr-Grenzhausen beginnt.
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