Jörg Lindner auf dem Weg zum Traumberuf
Mit 39 Jahren startet Jörg Lindner eine Ausbildung zum Koch. Die Agentur für Arbeit fördert ihn und der Ausbilder Thomas Ibron vom "Roundabout" in Montabaur motiviert und sorgt für das Fachwissen. Lindner muss seine Lehre in zwei Jahren absolvieren, dazu gehört auch die Berufsschule.
Montabaur. Jörg Lindners Lebenslauf ist alles andere als glatt. Immer wieder gab es Brüche und Versuche, neu zu starten – beruflich wie privat. Er hat als Elektriker, Warenauslieferer und Umzugshelfer gearbeitet. Aber eigentlich wollte er immer etwas zu Ende bringen, was er einst in jugendlichem Leichtsinn hingeworfen hatte: die Lehre als Koch.
Jetzt, mit 39 Jahren, nimmt Lindner diesen Traumjob in Angriff. Gefördert von der Agentur für Arbeit, macht er eine zweijährige Ausbildung im Montabaurer Café und Restaurant "Roundabout". Dort bekommt er nicht nur das nötige Knowhow, sondern auch eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Das tut ihm gut.
In der Küche hat Jörg Lindner, der heute in Hillscheid lebt, sich schon als Kind wohlgefühlt. Er durfte der Mutter und der Oma helfen. Außerdem war ein väterlicher Freund, den er bewunderte, Koch. Was lag also näher, als nach dem Hauptschulabschluss diesen Weg zu beschreiten? Aber dann lernte der damals 17-Jährige ein Mädchen kennen und heiratete unmittelbar nach dem 18. Geburtstag zum ersten Mal. Seine Lehre brach er schon nach zwei Monaten ab, weil die unattraktiven Arbeitszeiten in den Augen des jungen Paars die Beziehung störten und zu wenig gemeinsame Freizeit blieb. „Diesen Schritt habe ich mein Leben lang bereut“, sagt Lindner heute.
Später machte er dann doch eine Ausbildung. Im zweiten Anlauf und schon damals unterstützt von der Arbeitsagentur, legte er seine Gesellenprüfung als Elektriker ab. Jörg Lindner blieb nicht lange in diesem Beruf. Es folgten wechselvolle Jahre, in denen zwei Ehen scheiterten, und er als Auslieferungsfahrer für Hygieneartikel und als Helfer bei einer Umzugsfirma arbeitete.
Als sein Rücken nicht mehr mitmachte, musste Lindner sich arbeitslos melden. Bei der Arbeitsagentur Montabaur traf er auf Vermittler Carsten Schewe, bei dem er sich sofort gut beraten fühlte: „Das war ein Glücksfall!“ Schewe sondierte die Lage und stellte fest, dass sein Kunde nach IFLAS gefördert werden kann. Hinter dem Kürzel steckt die „Initiative zur Flankierung des Strukturwandels“, ein steuerfinanziertes Sonderprogramm, mit dessen Hilfe in Zeiten des demografischen Wandels der wachsende Fachkräftebedarf gedeckt werden soll. Gefördert werden Berufsabschlüsse in Bedarfsbranchen.
Jörg Lindner passte in dieses Programm, weil er den erlernten Beruf so lange nicht ausgeübt hatte, dass er wegen des veralteten Wissens als ungelernt gilt. Und: Köche werden gesucht; in der gesamten Hotellerie und Gastronomie ist die Nachfrage an qualifiziertem Personal hoch.
An seine neue Herausforderung hat der zurückhaltende Lindner sich herangetastet. Im Montabaurer "Roundabout", wo ein Koch gesucht wurde, machte er ein sechswöchiges Praktikum und die Erfahrung: „Das kann ich schaffen!“ Zu dieser Erkenntnis hat Küchenchef Thomas Ibron (38) maßgeblich beigetragen. Er schätzt Lindners Motivation, setzt auf ein altersgemischtes Team, das voneinander profitiert, und wollte zudem keinen blutjungen Lehrling, den er wegen des Jugendschutzgesetzes nur eingeschränkt einplanen kann.
Seit dem 1. Juli ist Jörg Lindner Azubi. Damit er sein Leben bestreiten kann, stockt die Arbeitsagentur das Lehrlingsgehalt durch Arbeitslosengeld auf; außerdem zahlt sie die Fahrtkosten zum Betrieb und zur Berufsschule sowie die Schulbücher. Zuschüsse gibt´s für Arbeitsausrüstung und –kleidung.
„Ich sehe in ihm keine billige Arbeitskraft. Er soll fachlich alles können.“ Das ist Ibrons Anspruch an seinen Schützling und an sich selbst als Ausbilder. So lernt Lindner in der Küche jeden Handgriff – angefangen beim Spülen und Zwiebel-schneiden über die Zubereitung von Speisen bis hin zum Anrichten. Das macht Spaß und geht im leicht von der Hand.
Ein bisschen Bammel hat er vor der Berufsschule, die nach den Sommerferien beginnt. Dort wird er als Oldie unter jungen Leuten sitzen. Theorie war nie sein Ding, Lernen unter Stress auch nicht, und er muss alles in zwei statt drei Jahren packen. Seine alte Ängstlichkeit bricht durch: „Das wird hart…“
Thomas Ibron lässt solche Einwände nicht gelten. Er setzt darauf, dass sein Azubi eine gute Prüfung machen wird und verspricht Hilfe bei praktischen wie theoretischen Problemen. „Das kriegen wir alles hin!“, erklärt er energisch. Da holt Jörg Lindner tief Luft und nickt. Der Chef hat Recht und er vertraut ihm: „Der kann mir noch viel beibringen.“ (PM der Agentur für Arbeit)
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