Craco GmbH setzt auf Variationen aus Stahl
Die neue Halle der Firma Craco GmbH in Streithausen war Ziel des Besuches von Ortsbürgermeister Gottfried Benner und dem Gemeinderat. Die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit bei der Ansiedlung wurde betont, sowohl von der Geschäftsführung und vom Bürgermeister. Im Jahr 2007 begann diese Zusammenarbeit, die rund 150 Arbeitsplätze in der Region sichert.
Streithausen. Wo früher das Gasthaus „Zur Morgensonne“ in Streithausen den Wanderer labte, ist jetzt Verarbeitung viel härterer Materialien angesagt. Die Mitarbeiter der Firma Craco GmbH fertigen hier individuelle Verschleißteile aus Spezialstahl für Bau- und Recyclingmaschinen. Derzeit werden rund 10.000 Tonnen Stahl pro Jahr verarbeitet und schon bald sollen es 30.000 sein.
Der Streithausener Rat folgte jetzt einer Einladung des Geschäftsführers Erich Schönenberg in die neue 20.000 Quadratmeter große Halle, wo man sich über Produkte und Zukunftspläne informierte. Schon erste Fragen galten Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Die aus der Firma Cramer & Co hervorgegangene CRACO GmbH beschäftigt heute 150 Mitarbeiter(innen) und widmet sich stark der Ausbildung in Berufen wie Zerspanungsmechaniker Frästechnik, Industrie- und Konstruktionsmechaniker, Technischer Produktdesigner, Mediengestalter Print und Digital, Fachinformatiker Anwendungsentwicklung, Industriekaufleute, Industriekaufleute nach dem Mittelrhein-Modell, sowie Fachkraft für Lagerlogistik. In Kooperation mit der Uni Siegen wird ein Duales Studium „Maschinenbau“ ermöglicht.
Das Unternehmen entwickelt eigene Software und gestaltet Anzeigen und Broschüren in der hauseigenen Werbeabteilung. Rund 20 Außendienst-Mitabeiter betreuen die Kundschaft in einem Bereich hauptsächlich „1.000 Kilometer rund um Streithausen“, wie Schönenberg den Aktionsradius beschreibt. Immer wieder verlassen Streithausen aber auch Produkte zu Kunden in der ganzen Welt.
Besondere Wettbewerbs-Vorteile sieht man in dem vielfältigen Angebot aus einer Hand. Dies erspare den Kunden wertvolle Zeit und Mühe. Denn wenn eine Recyclinganlage oder eine Baumaschine ausfällt, ist prompte Hilfe nötig. Die schnelle Lieferfähigkeit erfordert natürlich auch die umfangreiche Lagerhaltung von Verschleißteilen im modernen Hochregallager. „Vorbildlich gelaufen!“, kommentierte Schönenberg die mit dem großzügigen Neubau für die Mannschaft verbundene Phase des Lernens und Eingewöhnens an neue Produktions- und Arbeitsabläufe.
Was in den Anlagen und Maschinen der Kunden geschieht, wirkt auf den ersten Blick destruktiv: Da wird gebrochen, zerkleinert, zerhackt, zerschnitten und geschreddert. Hinter der vordergründigen Zerstörung steht allerdings die Förderung und Zurückgewinnung wertvoller Rohstoffe, nicht zuletzt im weiten Feld der Müllverwertung. Enorme Kräfte sind im Einsatz, wenn es etwa darum geht, Altholz zu zerhacken, armierten Beton zu zerschlagen, hartes Gestein zu brechen oder handliche Pakete aus Altautos zu formen.
In Anlagen, die solchen Zwecken dienen, werden spezielle Teile, etwa Rotoren, Schlagleisten und Auskleidungen, besonders stark beansprucht und verschleißen oft in rasantem Tempo. Solche Teile sind das Geschäftsfeld, sind die Welt von Craco. Der hierfür verwendete Spezialstahl „CRACOX“ wurde zusammen mit ThyssenKrupp entwickelt, wird stetig optimiert und in vielen Variationen in Streithausen von einem qualifizierten Team mit modernster Schweiß-, Bohr-, Schneid- und Frästechnik bearbeitet.
Zunehmend gilt das Augenmerk auch der Produktion kompletter Anlagen. Jüngstes Beispiel ist die Eigenentwicklung eines Batteriezerkleinerers, der die Bestandteile säuberlich trennt. Nach Holland und Österreich gingen Anlagen zur Behandlung der so genannten Zweitfraktion beim Auto-Recycling, die alles außer Stahl umfasst.
Rückblickend verwies Geschäftsführer Schönenberg darauf, dass für die Erweiterung keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen wurden. Auch sprach er das zeitliche Missverhältnis von siebenjähriger Planungs- zu nur einjährigen Bauzeit an, welches wesentlich durch Blockaden und Widerstände, die es zu überwinden galt, verursacht wurde. Ansiedlungsversuche in Luckenbach und Nauroth seien an örtlichen Bodenverhältnissen gescheitert. 1993 markiert den Beginn in Atzelgift; die jetzige Erweiterung erfolgte im benachbarten Gewerbegebiet Streithausen. Hier, so Schönenberg, habe das Unternehmen in mehrfacher Hinsicht gute Grundlagen und Partner gefunden, nicht zuletzt in den am Bau beteiligten Firmen. Mit der Gemeinde Streithausen sei es auf verlässliche und freundschaftliche Weise in guter Zusammenarbeit gelungen, auch schwierige Probleme zu überwinden: „Wir mussten wirklich dicke Bretter bohren“.
Ortsbürgermeister Gottfried Benner erinnerte an die erste Zusammenkunft am 17. April 2007. Die Gemeinde habe seither stets die ortsnahen Erweiterungspläne des Unternehmens unterstützt und dabei Wert auf offenen und fairen Umgang gelegt. Es sei spannend gewesen, man habe viel erlebt und eine freundschaftliche, ehrliche Zusammenarbeit sei entstanden, die letztlich alle Schwierigkeiten und Probleme überwunden habe. „Allen Unkenrufen und Neidern trotzend“ blicke man ohne Kirchturmdenken auf das entstandene neue Werk mit seinen Arbeits- und Ausbildungsplätzen für die ganze Umgebung.
Mit einem herzlichen Dankeschön überreichte Benner Blumen für Hannelore Schönenberg. Ihr Mann erhielt einen Fotoband, der die Entwicklung von der „Morgensonne“ zum CRACO-Werk zeigt. Anschließend stärkte Peter Hilger die Gesellschaft im modernen Sozialraum für anregende Gespräche. (ho)
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