Pfarrer findet klare Worte zum Abschied aus Rückeroth
Nach 25 Jahren im Dienst der Evangelischen Kirche und fast neun Jahren in Rückeroth sagt Gerhard Henßler adieu: In einem bewegenden Gottesdienst hat sich der Pfarrer von "seiner" Gemeinde verabschiedet - und zwar so, wie es viele von ihm kennen: mit deutlichen Worten über einen leidenschaftlichen Glauben, der ihn seit Jahrzehnten tief bewegt.
Rückeroth. Viele waren gekommen, um Gerhard Henßler noch einmal zuzuhören. Nicht nur Vertreter der Orts- und Verbandsgemeinde, der Kirchengemeinde und des Dekanats Selters, sondern auch die Pröpstin der Propstei Nord-Nassau, Annegret Puttkammer, sowie S. D. Carl Fürst zu Wied und I. D. Sophie Charlotte Fürstin zu Wied, unter deren Patronat die Kirchengemeinde steht. Außerdem nutzten viele die Gelegenheit, um Gerhard Henßler musikalisch Lebewohl zu sagen: Neben den Organisten der Kirchengemeinde, Helmut Eiser und Martin Löw, gaben Chöre aus Raubach und Rückeroth klangvolle Segenswünsche mit auf den Weg.
Ein Weg, der freilich nicht in den Ruhestand führt. Zumindest noch nicht. Denn künftig wird der scheidende Pfarrer ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde am Bodensee mitarbeiten, und auch seine letzte Predigt im Westerwald war wieder ein echter Henßler. Er sprach über das erste der zehn Gebote, in denen sich Gott als ein ansprechbares Gegenüber zeigt. "Er gibt uns seinen Namen preis. Wir können also mit ihm reden. Und er sagt uns: ,Ich bin Dein!' Er beschenkt uns, bevor er uns fordert. Er ist unser Retter, der uns aus dem Dreck zieht. Gott braucht keinen Assistenten. Er ist konkurrenzlos. In jedem Bereich des Lebens"
Klare Worte, die auch zeigen: Der Mann hat einen felsenfesten Glauben. Trotz - oder gerade wegen - seines nicht eben geradlinigen Lebenslaufs: Eigentlich sollte Henßler Klempner werden, entschied sich aber für die Ausbildung an einer Evangelistenschule, arbeitete beim CVJM, war Stadtmissionar bei den harten Jungs in Berlin und später in Darmstadt; arbeitete als Gemeindepfarrer im Odenwald und eben in Rückeroth. Außerdem reiste er viel: Die Besuche bei Christen in Indien haben seinen Glauben nachhaltig beeinflusst.
"Man spürt, dass sie eine besondere Art haben, das Pfarramt zu leben", meinte auch Pröpstin Puttkammer, die Henßler mit einem Segen aus seinem Dienst verabschiedete. "Doch statt ,Das war's!' zu sagen, zieht es sie nach Süddeutschland, wo Sie am Gemeindeaufbau mitarbeiten", sagte die Pröpstin und hofft, dass der Mann Gottes in seinem bewegten Leben immer wieder Ruhe findet: "Ich wünsche Ihnen dazu die Zeit, der Liebe unseres Herrn Raum zu geben und um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass Sie darauf gut achten werden." Peter Bongard
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