Die Natur hilft Suchtkranke heilen
Das Fachkrankenhaus für Suchtkranke in Vielbach hatte zur Fachtagung zum Thema "Natur heilt Sucht" eingeladen. Einer der Referenten, der aus dem Westerwald stammende Prof. Hilarion Petzold, heute an einem bedeutenden Wissenschaftsinstitut tätig, würdigte die Therapieansätze der Vielbacher Klinik als unverzichtbar.
Vielbach. Pflanzen, Tiere und Natur haben eine heilsame Wirkung auf Menschen. Seit einigen Jahren setzt das Fachkrankenhaus Vielbach konsequent auf die naturnahe Ausrichtung der Behandlung seiner suchtkranken Rehabilitanden. Auf der Fachtagung „Natur heilt Sucht“ in Vielbach informierte man jetzt über neueste Erkenntnisse der Wissenschaft und Erfahrungen aus der Praxis.
Gleich zu Beginn lobte Dr. Andreas Koch, Geschäftsführer des Bundesverbandes für stationäre Suchtkrankenhilfe den innovativen Vielbacher Therapieansatz, altes Wissen über die Heilkraft der Natur zu nutzen. Er habe sich davon überzeugt, dass eine ganzheitliche Behandlung von Patienten mit besonderen sozialen Problemlagen auf diese Weise noch besser gelinge. Dieses Projekt werde von der Fachwelt mit großem Interesse verfolgt.
Der aus dem Westerwald stammende Professor Hilarion Petzold vom Europäischen Institut für biopsychosoziale Gesundheit sprach über die heilende Kraft von Natur-, Garten- und Wilderness-Therapie. „Der Mensch trägt eine naturverbundene Evolutionsgeschichte in sich, die er auch in seinem Lebensstil berücksichtigen muss, will er gesund bleiben oder wieder gesund werden. Landschaft, Gärten, Tierkontakt haben eine heilsame Wirkung auf Menschen, zumal auf Suchtkranke, die auf der Suche nach Unentfremdetem, Erfüllendem, einem Ankommen, einer Heimat sind“, so der Institutsleiter.
Für ihn als Wissenschaftler sei die Zusammenarbeit mit der Vielbacher Rehabilitationsklinik besonders wichtig. „Denn nur in der konkreten Behandlung von realen Patienten zeigt sich die die Effektivität der naturgestützten Rehabilitation Suchtkranker“, so Petzold.
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Carmen Lüger, Doktorandin an der Universität Köln, stellte erste Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit „Tiere als Co-Therapeuten“ mit deutlich Belegen für die Wirksamkeit tiergestützter Interventionen vor. Fast ein Jahr lang hatte sie in der Vielbacher Klinik untersucht, ob und wie die dort gehaltenen Tiere als „Co-Therapeuten“ das emotionale Befinden verbessern und die emotionale Kompetenz von Patienten in der Entwöhnungsbehandlung erhöhen.
Klinikleiter Joachim Jösch stellte in seinem Vortrag die breite Palette naturbasierter, therapeutisch wirksamer Aktivitäten seiner Klinik dar. Er hob hervor, dass es in Vielbach nicht darum gehe, der Therapie einen grünen Anstrich zu verpassen, weil es allgemein „trendy“ sei.
„Seit 100 Jahren findet in diesem Haus eine naturverbundene Rehabilitation statt: früher mit Kindern, seit fast 40 Jahren mit Suchtkranken. Neu ist lediglich, dass wir unseren Therapieansatz erweitert und konzeptionell wie wissenschaftlich fundiert haben“, betonte Jösch.
Die Besucher nutzten die Gelegenheit mit den Referenten über ihre Beiträge zu diskutieren. Professor Robert Frietsch, Leiter des Instituts für Weiterbildung und Angewandte Forschung in der Sozialen Arbeit der Hochschule Koblenz, gelang es in seiner Tagungsmoderation Vorträge und Diskussion zu einem erfolgreichen Resümee zusammenzuführen.
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