Breitbandversorgung im Westerwald nicht zukunftsfähig
Die Breitbandversorgung im Westerwald ist mangelhaft. Mehr als die Hälfte aller Unternehmen im IHK-Geschäftsbereich sind unzufrieden, mehr als Dreiviertel aller Befragten sehen deutliche Defizite. 627 Unternehmen aus dem Westerwaldkreis nahmen an der IHK-Umfrage teil. Es gibt bei einem Fünftel der Befragten Überlegungen zum Standortwechsel.
Montabaur. Mehr als Dreiviertel der Unternehmen im Westerwaldkreis sehen für die Zukunft oder schon jetzt deutliche Defizite bei ihrer Versorgung mit einem leistungsfähigen Breitbandanschluss. Und für über 50 Prozent reicht bereits heute die verfügbare Bandbreite bei Weitem nicht aus.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz zum Thema „Schnelles Internet“, an der sich von August bis Ende September 2013 627 Unternehmen aus dem Westerwaldkreis beteiligten. Gefragt wurde nach der Zufriedenheit mit dem gegebenen Internet-Anschluss, der aktuell genutzten Anschluss-Technik und Bandbreite, dem gegenwärtigen und künftigen Mehrbedarf sowie den Handlungsalternativen für das Unternehmen, um die nötige Leistungsfähigkeit des Netzzugangs zu erhalten. Ziel war die Gewinnung von Erkenntnissen, wie sich die Situation in Sachen „Schnelles Internet“ aus Sicht der Unternehmen im Westerwaldkreis derzeit darstellt und wo welche „Hausaufgaben“ zu erledigen sind.
„Ohne eine adäquate Anbindung an die zentrale Drehscheibe Internet ist es nicht möglich, am Daten- und Wissenstransfer teilzuhaben, kommunikations- und informationstechnische Services zu nutzen oder selbst anbieten zu können. Hoch leistungsfähige Breitbandverbindungen stellen daher für nahezu jedes Unternehmen eine absolute Notwendigkeit dar. Sie sind inzwischen zu einem wesentlichen Standortfaktor geworden“, so IHK-Regionalgeschäftsführer Richard Hover. Andernfalls gäbe es Produktivitätsverluste und Wettbewerbsnachteile – nicht nur für einzelne Firmen, sondern für ganze Landstriche, so der IHK-Geschäftsführer weiter.
Aufschlussreiche Detailergebnisse
Die breite Resonanz der Unternehmen auf die Umfrage förderte einige aufschlussreiche Details zu Tage. Beunruhigend dabei: Über ein Fünftel der Unternehmen im Westerwaldkreis schließt einen Standortwechsel zumindest nicht aus, sollte sich auf absehbare Zeit keine Verbesserung der Situation abzeichnen.
Die Tatsache, dass lediglich 11 Prozent der Betriebe darüber nachdenken, eine individuelle Lösung zur Behebung des Breitband-Engpasses anzustreben, macht nach Auffassung der IHK ebenfalls nachdenklich. Wichtig sei die Nachhaltigkeit von Bemühungen, auf Dauer für leistungsfähige Internetzugänge zu sorgen, denn die Bedürfnisse der Nutzer in Wirtschaft und Bevölkerung stiegen mit fortschreitender technischer Entwicklung auf diesem Gebiet. Hover: „Ein einmal realisierter Anschluss mit bis zu 6 MBit/s darf nicht das Ende sein – wenn dieses Leistungsspektrum derzeit überhaupt erreicht wird.“
Hoher Prozentsatz mit zu schmaler Bandbreite „versorgt“
37 Prozent der Westerwälder Unternehmen geben an, über eine Bandbreite von lediglich bis 2 MBit/s zu verfügen. Einen Breitband-Anschluss mit bis 6 MBit/s zeigen 23 Prozent der Betriebe an. Ähnlich sieht es bei einer Bandbreite bis zu 16 MBit/s aus. Hierüber verfügen 24 Prozent der befragten Unternehmen im Kreis. Lediglich 16 Prozent haben einen Internet-Anschluss, der eine Leistungsfähigkeit von mehr als 16 MBit/s verspricht. Bundesweite Untersuchungen zeigten bereits im Jahr 2009 auf, dass für viele Unternehmen die DSL-Bandbreite von bis zu 6 MBit/Sekunde nicht mehr ausreichend war.
In der IHK-Umfrage wurden die Unternehmen auch gefragt, welche Bandbreiten benötigt werden, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. 42 Prozent der Unternehmen im Westerwaldkreis zeigen an, dass hierzu eine Bandbreite mehr als 16 MBit/s erforderlich sei, 29 Prozent nennen mehr als 32 MBit/s und die gleiche Anzahl an Betriebe sagt aus, dass hierzu mehr als 50 MBit/s benötigt würden. Derzeit sind noch immer etwas mehr als 10 Prozent der Unternehmen im Kreis lediglich mit einem schmalen ISDN-Anschluss als Internetverbindung versorgt. Im gesamten Kreisgebiet zeigen 65 Prozent eine DSL/VDSLVerbindung mit sehr unterschiedlichen Bandbreiten an. Lediglich acht Prozent nutzen Mobilfunk (UMTS/LTE) und die gleiche Anzahl verfügt über sonstige Internet-Anbindungen (Kabel, Standleitung, Satellit etc.).
IHK-Regionalgeschäftsführer Hover betont, dass das gemeinsame Engagement der regionalen Akteure entscheidend dafür sei den Breitbandausbau voranzubringen. „Da eine einheitliche Lösung für alle Regionen nicht realisierbar sein wird, müssen Kommunen, Unternehmen und Bürger selbst aktiv werden. Erfreulicherweise wird anhand zahlreicher Beispiele deutlich, dass Kommunen ihre besondere Verantwortung beim Ausbau schneller Internetverbindungen wahrgenommen haben und entsprechend handeln“, so Hover.
Best-Practice-Beispiele von Kooperationen im ländlichen Raum fänden sich auf der Website des Deutschen Landkreistages. Auch im Westerwaldkreis gäbe es erfolgversprechende Initiativen, um das Thema anzupacken. Neben den Aktivtäten des Kreises und seiner Wirtschaftsförderungsgesellschaft nennt Hover in diesem Zusammenhang das Projekt „wir-wollen-breitband.de“ der Verbandsgemeinde Montabaur. Die Auswertung der IHK-Umfrage „Schnelles Internet“ steht zum Download unter www.ihk-koblenz.de zur Verfügung.
Die Auswertung als PDF-Datei finden Sie auch hier zum direkten Download.
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