Noch kein Wintereinbruch am Arbeitsmarkt der Region
Der regionale Arbeitsmarkt zeigt sich im Herbst stabil, die Zahl der Menschen ohne Job sinkt minimal. Damit liegen die Zahlen des Westerwaldkreises und des Rhein-Lahn Kreises deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Denn bundesweit stiegen die Arbeitslosenzahlen. Die Quote bleibt bei 3,9 Prozent, bundesweit liegt sie bei 6,5 Prozent. Agenturleiterin Heike Strack mahnt: Langzeitarbeitslosen Chancen eröffnen - diese Zahl steigt deutlich an.
Montabaur. Der regionale Arbeitsmarkt zeigt sich stabil: Zum dritten Mal in Folge ist im Monatsverlauf die Zahl der Menschen ohne Job gesunken, diesmal allerdings minimal. Im September konnte dank des erwarteten Herbsthochs ein kräftiger Rückgang um 696 Personen verbucht werden, im Oktober war die Entlastung mit 114 Personen bereits gebremst, nun beträgt das Minus nur noch 60 Personen.
Ende November sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis) 6.750 Männer und Frauen ohne Beschäftigung gemeldet. Die Arbeitslosenquote bleibt bei niedrigen 3,9 Prozent. Im Vorjahr gab es jedoch noch erfreulichere Werte: 714 Arbeitslose weniger als heute und eine Quote von 3,5.
Agenturleiterin Heike Strack sieht die aktuelle Entwicklung im Einklang mit den Vorjahren: „Abgesehen von konjunkturellen Tendenzen oder gravierenden Einschnitten wie der Wirtschaftskrise folgt der Arbeitsmarkt bestimmten Zyklen: Nach der Herbstbelebung gibt es erfahrungsgemäß eine ruhigere, gefestigte Phase. Und danach kommt unweigerlich ein winterliches Tief. Mit einer Arbeitslosenquote unter 4 Prozent ist der Bezirk Montabaur jedoch gut aufgestellt - auch im Bundes- und Landesvergleich.“
Stillstand ist ein Fremdwort am Arbeitsmarkt. Die Fluktuation ist hoch. Das zeigt die Gegenüberstellung von 2.259 Zugängen in und 2.326 Abgängen aus Arbeitslosigkeit im Verlauf des Novembers. Aussagekräftiger ist jedoch eine Zahl, die darin eingebunden ist: 882 Personen meldeten sich unmittelbar aus Erwerbstätigkeit heraus arbeitslos, während nur 610 nach einer Zeit ohne Beschäftigung wieder einen Job gefunden haben. Heike Strack: „Dieser Abstand hat sich seit September vergrößert. Dies ist jedoch eine typische Entwicklung für diese Jahreszeit.“
Der Winter kündigt sich zudem auf dem Stellenmarkt an. Bei den Jobs, die die Unternehmen der Arbeitsagentur meldeten, gibt es die gleiche fallende Linie – von 716 im September über 608 im Oktober auf 496 im November. In der Summe seit Jahresbeginn sind es 6.717 und damit 9 mehr als im gleichen Zeitraum 2012. Ein größeres Plus weist der Bestand aus: 1.615 Stellen werden über die Agentur für Arbeit Montabaur aktuell angeboten, das sind glatte 200 mehr als im November vergangenen Jahres; fast alle sind sozialversicherungspflichtig und könnten sofort besetzt werden. „Der dauerhaft hohe Bestand und die oft lange Zeit bis zur Stellenbesetzung zeigen, dass viele Firmen Mühe haben, geeignete Mitarbeiter zu finden“, weiß Heike Strack. „Auch in unserer Region spiegelt sich der zunehmende Bedarf an Fachkräften.“
Zur Klientel der Arbeitsagentur gehören die Empfänger des Arbeitslosengelds I, das als Versicherungsleistung in der Regel bis zu einem Jahr lang gezahlt wird. Von den 6.750 Personen ohne Beschäftigung sind 2.981 in diesem Bereich gemeldet, das sind 5 mehr als vor einem Monat und 161 mehr als vor einem Jahr.
Knapp 56 Prozent der Arbeitslosen leben von der Grundsicherung, die aus Steuermitteln finanziert wird (Hartz IV). Diese 3.769 Personen und ihre Familien werden von den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn betreut. Hier sank die Arbeitslosigkeit innerhalb des vergangenen Monats um 65 Personen, gegenüber dem November 2012 kletterte sie jedoch um 553 Personen.
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„Betroffen vom deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr sind also vor allem Menschen, die es schwer haben, (wieder) am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, erläutert Heike Strack. Im Bereich der Grundsicherung sind fast 30 Prozent der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, knapp 40 Prozent sind Langzeitarbeitslos. Viele haben keine oder eine zu geringe Qualifikation. Mancher lebt in schwierigen sozialen Verhältnissen,mancher hat gesundheitliche Probleme. Oft kommen mehrere Handicaps zusammen.
„Diesen Menschen müssen wir Perspektiven eröffnen. Viele sind frustriert und resigniert. Sie trauen sich selbst nichts mehr zu“, sagt Heike Strack. „Hier gilt es zu ermutigen und Hemmschwellen abzubauen - ebenso aber auch Vorurteile bei den Arbeitgebern und in der Gesellschaft. Ganz wichtig für den Schritt zurück ins Berufsleben ist eine Qualifizierung, und dafür ist niemand zu alt. In allererster Linie geht es natürlich darum, Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. Wer heute den Job verliert, ist nah am Markt und hat gute Chancen, rasch wieder Arbeit zu finden.“
Um Transparenz zu schaffen, gibt die Arbeitsagentur allmonatlich auch die so genannte Unterbeschäftigungsquote bekannt. Sie addiert zu den Erwerbslosen u.a. all diejenigen, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden, damit sie leichter einen neuen Job finden. Mit 5,1 Prozent veränderte sich auch die Unterbeschäftigungsquote im Monatsvergleich nicht; vor einem Jahr lag sie bei 4,9 Prozent.
Ein Blick auf die beiden Landkreise des Agenturbezirks zeigt, dass der aktuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit allein im Westerwaldkreis vonstatten ging. Hier verringerte sich die Zahl der Personen ohne Job von Oktober auf November um 65 auf 4.124. Die Quote bleibt bei 3,8 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 475 Arbeitslose; damals betrug die Quote 3,4 Prozent.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind derzeit 2.626 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet; das sind 5 mehr als im Oktober und 239 mehr als im November 2012. Im Monatsvergleich verharrt die Quote bei 4,1 Prozent; vor einem Jahr hatte sie bei 3,7 Prozent gelegen.
Die Eckwerte für den Westerwaldkreis November 2013 als PDF-Datei gibt es hier.
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