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Nachricht vom 15.12.2013    

Kabarettistischer Adventsabend mit Lars Reichow

Hachenburg. Advent bedeutet warten auf die Ankunft. Das Warten hatte sich gelohnt. Lars Reichow kam am gestrigen Samstagabend (14.12.) wieder einmal nach Hachenburg. Gut gelaunt und sehr beeindruckt lobte er die saloonartige Atmosphäre in der Stadthalle und die soeben erfolgte Verabschiedung des Stadtbürgermeisters: „Rührend, wie Sie ihren Bürgermeister liebevoll verabschieden. Das haben wir in Mainz nicht, da müssen wir immer etwas nachhelfen!“

Lars Reichow am Flügel, ein sicheres Vergnügen für das Hachenburger Publikum. Fotos: Wolfgang Tischler

Durch die Aussage, der Hachenburger Weihnachtsmarkt sei einer der schönsten in ganz Europa, nur der in Bad Marienberg sei schöner, provozierte er Buh-Rufe, die er mit süffisantem Lächeln erwartet hatte. Als „Geräusch der Zukunft“ entlarvte Reichow das „Klatschen der Rentner“.

Sein erstes Lied widmete Lars Reichow den Frauen, einer Einzelgruppe, die in der Vorweihnachtszeit unersetzbar sei, weil sie Tausende von Plätzchen backten. Am Flügel scheinbar zufällig vor sich hin klimpernd und plaudernd, gab er persönliche Erkenntnisse preis, zum Beispiel: „In einer guten Ehe muss man nicht reden.“

Ausführlich widmete sich der Kabarettist den Dekorationsphasen seiner Ehefrau, die er an den verschieden inszenierten Dekor-Szenen und dem „Gedöns“ in einer Schale erkennt. Seine Theorie: „Frauen wollen damit Kontakt aufnehmen zu den Männern. Ich glaube, das ist der falsche Weg.“

Mit dem Song „Komme ich in den Himmel?“ schaffte Reichow die Einleitung zum Thema „Kirche“. Diese habe unglaubliches Glück mit ihren Immobilien und Pech mit dem Bodenpersonal. Über das „Fettnäpfchen des Jahres“, den Limburger Bischofssitz und den „Sondergesandten für schöner wohnen“, Bischof van Elst, konnte der Künstler herrlich lästern.

Betretenes Lachen von ertappten Eltern erklang im Zuschauerraum, als Reichow seinen phlegmatischen Sohn beschrieb: „Wir haben zu Hause einen Jugendlichen liegen.“ In einem Sitzsack, Lebenszeichen sei das Verschwinden von Schokolade. „Wenn man in sein Zimmer kommt, das ist so eine Mischung aus Pumagehege und Vogelkäfig. Vielleicht wird er Tierpfleger.“ Nach einem vergeblichen Ausspracheversuch verhängte der verzweifelte Vater die Höchststrafe: Stubenarrest!



Der Wortkünstler sinnierte über die Arbeit der Queen mit Seitenhieb auf die Wulffs und resultierte: „Die Queen hat eine schreckliche Familie. Ihr Sohn wird nie Queen. Er hat seine alte Kamelle wieder geheiratet.“ Ihren uralten Mann titulierte Reichow als „britischen Lübke“. Die übrigen Windsors bekamen auch ihr Fett weg.

Mit Rückblick auf seine Oma resümierte der Künstler: „Internet hieß damals Fensterbrett. „Und wenn wir nicht gestorben sind, dann sind wir nur verreist.“, endete das Lied von den Rentnern, der Mehrheit von morgen.

Weihnachten mit mehreren Generationen und lustigen Geschenken von den Kindern, textlich seziert und kabarettistisch präsentiert, führte zu dem Sprechgesang vom verliebten Paar. Da dieser so traurig endete, gab es als Entschädigung das Liebeslied „Weißt du, wie schön du bist am Morgen?“. Mit lässiger Sprachgewandtheit zu furioser Klaviermusik entwickelte Reichow danach ein Bild der Weihnachtsapokalypse.

Als erste Zugabe kommentierte der Kabarettist die tagesaktuelle Situation in Berlin und sang ein Moskowider Suizidchanson. In der zweiten Zugabe erzählte er eine kleine Geschichte vom Glück.

Die Zuschauer empfanden es als Glück, dass die Hachenburger Kulturzeit immer wieder Bühnengrößen wie Lars Reichow in den Westerwald lockt. Helmi Tischler-Venter


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