IHK-Präsident Sattler ruft Unternehmer zu politischem Engagement auf
Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, Manfred Sattler, hat Unternehmerinnen und Unternehmer dazu aufgerufen, sich politisch zu engagieren und die Interessen der regionalen Wirtschaft stärker nach außen zu tragen. Festredner Matthias Mattusek erinnerte daran, dass wirtschaftlicher Erfolg keine so große Bedeutung hat wie Lebenssinn und Lebensglück.
Vor rund 900 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sagte Sattler beim Neujahrsempfang der IHK in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle: „Wir als Unternehmer tragen eine Verantwortung, die weit über unsere eigenen Betriebe hinausgeht.“ Die aus Sicht der IHK wenig wirtschaftsfreundlichen Entscheidungen in Bund und Land dürften nicht dazu führen, dass sich die Unternehmen aus der öffentlichen Diskussion zurückziehen.
Mit Blick auf die schwarz-roten Pläne in Berlin seien von der Politik in den nächsten Jahren kaum nachhaltige Reformen zu erwarten, sagte Sattler. „Statt die gute wirtschaftliche Lage für wichtige Weichenstellungen zu nutzen, plant die Regierung millionenschwere sozialpolitische Mehrausgaben auf Kosten der gut laufenden Konjunktur“, so der IHK-Präsident.
In seiner Rede nannte er die Rente mit 63 und den gesetzlichen Mindestlohn. Sattler: „Unser Mittelstand ist der Motor für Wachstum und Wohlstand! Die Regierung scheint das ein Stück weit aus dem Blick verloren zu haben. Oder ihr fehlt ganz einfach der Mut für Entscheidungen von großer Tragweite.“
Deshalb wandte Sattler sich an die Unternehmer im Publikum: „Ich appelliere an Sie: Gestalten Sie die politische Zukunft mit!“. Die Wirtschaft müsse wieder stärker wahrnehmbar sein mit ihren Anliegen und Forderungen. Damit könne die Wirtschaft die Interessenvertretung durch die IHK unterstreichen und ihr Nachdruck verleihen.
Den Aufruf zu stärkerem und gemeinsamem Engagement nutzte Sattler in seiner Ansprache auch dazu, das Wort an die Ehrenamtlichen zu richten, die sich in der IHK für die regionale Wirtschaft einsetzen: die Vollversammlung, das Präsidium, die Ausschussmitglieder und Ausbildungsprüfer. „Den über 3.000 Ehrenamtlichen gebührt großer Dank“, betonte Sattler. Unzählige Stunden brächten sie sich ohne Bezahlung in der IHK ein – alles im Dienst der fast 94.000 Mitgliedsunternehmen.
Mit der heutigen Zeit und ihren Erscheinungen befasste sich Gastredner Matthias Matussek. Der Journalist und Autor widmete sich in seiner Festrede dem Thema „Was Wirtschaft und Gesellschaft bewegt“.
Mit seinem Vortrag begab sich Matussek auf eine ebenso kluge wie kritische Suche nach der Identität der Deutschen und ihren Wurzeln. Seine bemerkenswerten und teils überraschenden Gedanken dazu streiften Religion und Kirche, die Familie, Rollenmodelle von Vätern und Müttern.
Matussek spannte einen Bogen zu Europa und dem besonderen Verhältnis der Deutschen zum Nationalstolz. „Wenn wir in den letzten Jahrzehnten von Deutschland sprachen, dann eher von der ‚Deutschland AG‘, also jener Wirtschaftslokomotive, für die Sie, meine Damen und Herren, verantwortlich sind, und die uns mit Stolz erfüllt und unsere Nachbarn oft mit einer merkwürdigen Mischung aus Neid und Bewunderung“, so Matussek.
„Allerdings kommt mir der wirtschaftliche Erfolg bisweilen vor wie eine Ersatzidentität, die uns eine tiefergehende erspart.“
Am Schluss seiner Betrachtungen hielt Matussek schließlich fest: „Letztlich treibt uns alle, die Gesellschaft und Sie, die Vertreter der Wirtschaft, ein einziges Streben: das nach einem gelingenden Leben, nach einem Lebensglück und Lebenssinn jenseits aller Oberflächenstürme und -erregungen.“
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