„Flimmerkiste“ und Nachbarschaftshilfe in Selters
Die Seniorenarbeit von „WeKISS“ und der Stadt Selters geht neue Wege. Zwei neue Projekte für Senioren liegen Stadtbürgermeister Rolf Jung und Vera Apel-Jösch, Leiterin der Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (WeKISS), besonders am Herzen.
Selters. Jung und Apel-Jösch möchten eine Nachbarschaftshilfe ins Leben rufen und ein Kino für Senioren ins Stadthaus holen. In der Nachbarschaftshilfe bieten ehrenamtliche Helfer Senioren unentgeltlich kleine Alltagshilfen an. „Mal einen Dübel in die Wand setzen oder beim Ausfüllen eines Formulars helfen, das sind kleine Hilfen, die viel bewirken können“, sagt Vera Apel-Jösch. Ihr ist es wichtig, dass die Helfer selbst bestimmen können, was und wie viel sie tun und was nicht.
Zunächst versucht die WeKISS den Helferkreis zu erweitern. Dabei geht sie dabei sehr direkte Wege und spricht Menschen in Cafés und im Schleifenbus an. Es gehe auch darum, den Helfern eine Aufgabe zu geben, die von anderen wert geschätzt werde und die Möglichkeit zur Kommunikation für beiden Seiten biete, sagt Apel-Jösch. Aber auch die Kultur des Hilfeannehmens müsse erst wachsen. Vielen älteren Menschen fiele es leichter zu geben als selbst Hilfe anzunehmen. Interessierte können sich melden (Tel. 02663/2540).
Rolf Jung freut sich schon, im Frühjahr zum monatlichen Film ins Stadthaus einladen zu können. Die „Flimmerkiste“ will keine Konkurrenz zu kommerziellen Kinos sein, der Eintritt ist frei. „Wir wollen ein Rundumerlebnis für Senioren und eine Atmosphäre der Geselligkeit bieten.“, sagt Rolf Jung. Seine Idee gärt schon über zwei Jahre. Die Zustimmung des Stadtrates für eine Audioanlage im Studio des Stadthauses ebnet nun den Weg zum Kinoerlebnis.
Als einzige Kommune neben der Verbandsgemeinde Hachenburg im Westerwaldkreis unterstützt Selters die WeKISS mit einem jährlichen Zuschuss. Dafür bringt die Wekiss in Selters Angebote für Menschen ab 55 Jahren auf den Weg. Dabei werden die Senioren nicht betreut. Mit Impulsen wird ihre Eigenenergie geweckt. Seit vier Jahren klappt das beim Schachtreff, dem Gedächtnistraining und einem offenen Singkreis. Punktuell und im Hintergrund stehen die Mitarbeiterinnen der WeKISS zur Verfügung. In den Kreisen organisieren sich die Menschen ab 55 Jahren jedoch selbst. Oft entstehen aus den gemeinsamen Interessen Netzwerke und sogar Freundschaften. Engagiert erklärt die WeKISS-Leiterin: „Wir müssen die Menschen in guten Zeiten zusammenbringen, damit sie sich in schlechten gegenseitig helfen können.“
Nicht zustande gekommen ist eine Gruppe, in der türkische und deutsche Frauen gegenseitige Patenschaften eingehen sollten. „Dass ein solches Projekt scheitert, ist zwar schade, gehört aber zur Weiterentwicklung unserer Arbeit dazu.“, sagte Vera Apel-Jösch. Welches Projekt in welcher Region gut anlaufe, könne man erst nach einiger Zeit feststellen. Sie hat aber schon eine neue Vision und will ein Treff für Alleinlebende über 55 in Selters ins Leben rufen. „Die lebenslange Freundschaft gibt es heute kaum noch. Beste Freundschaften sind aber auch im Alter möglich. Wir müssen nur rechtzeitig tragfähige Beziehungen schaffen, bevor die Gebrechlichkeit hinzukommt.“, erklärt Vera Apel-Jösch.
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