Westerwald verschläft Entwicklung beim barrierefreien Tourismus
"Wenn einer eine Reise tut..." - dann sucht er Erholung, fremde Kulturen, Abenteuer oder Abwechslung zum Alltag. Das Reisefieber steigt Jahr für Jahr an, auch bei Menschen im Alter oder mit einer Behinderung. Im Westerwald ist jedoch seit Jahren ein Stillstand beim barrierefreien Tourismus zu verzeichnen.
Westerwaldkreis. Die Zielgruppe mobilitätseingeschränkter Reisender wächst und gewinnt weltweit an Bedeutung – auch wirtschaftlich. Nur im Norden von Rheinland-Pfalz scheint diese Erkenntnis noch nicht angekommen zu sein. Nach Ansicht von Kreistagsmitglied Uli Schmidt (SPD) verschläft der Westerwald diese Entwicklung.
Schon vor fast drei Jahren hatte die SPD-Kreistagsfraktion dieses wichtige Thema erstmals angesprochen. Der Westerwald Touristik-Service hatte daraufhin angekündigt, das Angebot in der Region für die stetig steigende Zielgruppe qualitativ verbessern zu wollen. In einer Sitzung des Arbeitskreises Tourismus wurde das Thema aufgegriffen. Alle Beteiligten stimmten damals darin überein, ein zukunftsweisendes Konzept für einen barrierefreien Tourismus im Westerwald erarbeiten zu wollen. Landrat Achim Schwickert hatte daraufhin im Sozialausschuss mitgeteilt, dass sich ein Arbeitskreis auf Kreisebene damit beschäftigen und die notwendigen Schritte einleiten werde. Passiert ist jedoch nach Meinung Schmidts außer einem halbherzigen Alibitreffen nichts. Dabei gibt es bei Fachleuten in der Region durchaus Interesse am barrierefreien Tourismus, beispielsweise bei der Tourist-Information der VG Montabaur oder der Libertello GmbH als Betreiber eines Urlaubs-Buchungsportals in der Region.
Von Angeboten des barrierefreien Tourismus profitieren behinderte Reisende, aber auch alle anderen Urlauber mit Einschränkungen in der Mobilität, wie ältere Menschen, Familien mit Kinderwagen und Kleinkindern, Sportverletzte und so weiter. Barrierefrei heißt aber auch, Erlebnisse für sehbehinderte und blinde Menschen, für Schwerhörige und Gehörlose, für Menschen mit Lernschwierigkeiten bzw. so genannter "geistiger Behinderung" und für Gäste mit Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Westerwald anzubieten.
Barrierefreiheit ist nach Einschätzung von Uli Schmidt nicht nur eine soziale Notwendigkeit. „Barrierefreier Tourismus ist künftig ein echter Wachstumsmarkt mit hohen Einnahmemöglichkeiten für die heimischen Hotels und die Gastronomie sowie viele Freizeitanlagen wie z.B. der Stöffelpark oder die Museen im Kreis“, meint der Sozialdemokrat. Initiativen in diese Richtung bedienten nicht nur die Ansprüche behinderter Gäste, sondern schafften ein Qualitätsmerkmal, das allen Gäste zugute komme. Letztendlich, argumentiert Schmidt, ergebe sich daraus für den Westerwald ein dringend benötigter Imagegewinn, der von allen Gästen wahrgenommen und geschätzt werde.