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Nachricht vom 04.04.2014    

Neues IHK-Positionspapier soll Kulturdebatte anschieben

Der weiche Standortfaktor Kultur ist für die Westerwälder Wirtschaft wichtig. Leider wird diese Tatsache von der heimischen Wirtschaft noch immer stark unterschätzt. Kreistagsmitglied und Kulturschaffender Uli Schmidt nimmt Stellung zum jüngst erschienenen Positionspapier der DIHK.

Die Westerwälder Konzertreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ steht seit 19 Jahren für herausragende Folkbands aus der ganzen Welt in meist voll besetzten außergewöhnlichen Gotteshäusern.

Westerwaldkreis. Schon vor Jahren hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in einer vielbeachteten Studie auf die wachsende Bedeutung des Standortfaktors Kultur hingewiesen. Ebenso wie schon seit Jahrzehnten die Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. und andere Kulturschaffende im Westerwaldkreis auf regionaler Ebene.

Da ist es hilfreich, dass jetzt die Geschäftsstelle Montabaur der IHK in einem Positionspapier feststellt, dass die Westerwaldregion trotz sehr guter Lage und Anbindung in der Außenbetrachtung als Wirtschaftsstandort eher negativ eingeschätzt wird. Dies liegt nach Einschätzung von Uli Schmidt (Horbach) als Vorsitzender der Kleinkunstbühne und langjähriges Kreistagsmitglied auch daran, dass das Kulturangebot in der Region als weicher Standortfaktor für die Wirtschaft massiv unterschätzt wird.

Erstmals hatten sich vor zwei Jahren die Kreisgremien im Westerwaldkreis auf Antrag der SPD-Fraktion mit der Bedeutung der Kultur für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Westerwald beschäftigt. Es wurde beschlossen, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Westerwaldkreises in geeigneter Form für die Partnerschaft zwischen Kultur und Wirtschaft werben soll. Doch geschehen ist bis heute nichts. Im jüngst vorgelegten Jahresbericht der Wirtschaftsförderer suchte man das Wort Kultur vergebens. Die Kritik daran, von Schmidt in der Sitzung des Kreiswirtschaftsausschusses vor zwei Wochen geäußert, wurde so wichtig genommen, dass diese nicht einmal im Sitzungsprotokoll erwähnt wurde.

Nach Ansicht der Kleinkunstbühne ist die Schuld aber nicht allein bei der Politik zu suchen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kultur in der Region ist stark ausbaufähig. Dies, obwohl nicht nur die Landespolitik, sondern auch einige heimische Kommunalpolitiker die Bedeutung des Kulturangebotes für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region längst erkannt haben. Beispielsweise in Ransbach-Baumbach oder in Hachenburg, wenn auch mit sehr unterschiedlichem Anspruch.

Trotzdem hinkt die Realität in der Region noch immer weit hinter den sich bietenden Möglichkeiten zurück. „Die Wirtschaft profitiert stark von einem hochwertigen Kulturangebot im Westerwald, also muss diese auch kulturelle Veranstaltungen und Initiativen mehr unterstützen“, so die Organisatoren der Kleinkunstbühne. Dies gelte auch für die vielen leistungsfähigen Musik-, Theater- und Gesangvereine in der Region.



Nach Ansicht der Kleinkunstbühne Mons Tabor hat der Kreis hier sehr wohl eine wichtige unterstützende Funktion. Zwischen Lahn und Sieg wäre das Klima zudem für neue Unternehmensgründungen spürbar schlechter, wenn das Angebot von Kunst und Kultur in unserer ländlichen Region zwischen den Ballungsgebieten in den zurückliegenden 25 Jahren nicht einen eigenständigen und vielseitigen Charakter entwickelt hätte.

Anerkannt wird aber, dass zumindest einige Westerwälder Unternehmen wie die Kreissparkasse und die Nassauische Sparkasse bereits seit Jahren als Kultursponsoren und Mäzene einen nicht mehr wegzudenkenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt in unserer Region leisten. „Allerdings muss das im Westerwald noch intensiviert werden, müssen Wirtschaft und Kultur stärker ins Gespräch kommen“, fordert Uli Schmidt. Daraus könne sich eine gewinnbringende Investition für Unternehmensimage und Unternehmensidentität ergeben.

Viele Wirtschaftsverbände und -kammern forcieren laut der erwähnten DIHK-Studie ihr Engagement für die Kulturarbeit in den Regionen aus gutem Grund: Arbeitsplatz- und Standortwechsel werden in Zeiten fehlender Fachkräfte zunehmend auch unter dem Blickwinkel getroffen, welche kulturellen Angebote vor Ort anzutreffen sind und welche Möglichkeiten der Entfaltung eine aktive und passive Kulturteilnahme in einer Region bietet. Auch für den Tourismus wird der Ausbau der Kulturszene in den Regionen zu einem zentralen Anliegen.

Für die Kleinkunstbühne Mons Tabor, die mit bekannten Veranstaltungen wie der am 11. Mai in Höhr-Grenzhausen beginnenden 19. Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“, dem Festival „Folk & Fools“ und der „Westerwälder Kabarettnacht“ den Standortfaktor Kultur im Kreis bereits seit 27 Jahren stärkt, sind die wirtschaftlichen Potenziale der heimischen Kulturpolitik bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Die gemeinnützigen Kulturaktivisten hoffen darauf, dass das aktuelle Positionspapier der IHK, in dem auch auf das Kultur- und Freizeitangebot hingewiesen wird, eine breite Diskussion im Westerwald auch in Richtung Kunst und Kultur anschiebt. Dies soll mit dazu beitragen, dass der Westerwald – wie von der IHK gehofft – „als Wirtschafts-, Wohn- und Lebensstandort gewinnt“.




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