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Nachricht vom 10.04.2014    

Ausgezeichnete Betriebe setzen auf eigenen Nachwuchs

Zukunft sichern mit Fachkräften: Agentur für Arbeit Montabaur würdigt das Engagement von DiaSys und Hotel Zugbrücke Grenzau.

Fotos: Privat

Montabaur. Unternehmen mit Weitsicht bilden aus. Damit sichern sie die betriebliche Zukunft, stellen die Weichen für wirtschaftlichen Erfolg und ermöglichen jungen Menschen den Start ins Berufs-Leben. Einfacher ist das nicht geworden in Zeiten des demografischen Wandels. Denn das Potenzial, aus dem die Firmen schöpfen können, schmilzt.

Die Agentur für Arbeit Montabaur unterstützt die Arbeitgeber der Region bei der Akquise geeigneter Azubis. Und sie würdigt das Engagement derer, die mit gutem Beispiel voran gehen: In der bundesweiten Woche der Ausbildung erhielten jetzt die DiaSys Diagnostic Systems GmbH in Holzheim und die Hotel Zugbrücke Grenzau GmbH das „Zertifikat für Nachwuchsförderung“ der Bundesagentur für Arbeit.

Es ist gute Tradition, dass die Geschäftsleitung der Arbeitsagentur im Rahmen dieser Initiative jährlich zwei Unternehmen ihres Bezirks auszeichnet – eines im Rhein-Lahn- und eines im Westerwaldkreis. Anno 2014 war Geschäftsführer Dieter Knopp unterwegs, begleitet von den Fachleuten des Arbeitgeberservice (AGS), die den ständigen Kontakt mit den Betrieben pflegen. Wie immer war die Verleihung der Zertifikate Anlass für ebenso intensive wie interessante Gespräche. Dieter Knopp: „Dabei bestätigt sich aufs Neue, wie viele innovative und erfolgreiche Firmen es in unserem viel zitierten ländlichen Raum gibt – und wie vielen Menschen sie Arbeit geben.“

DiaSys ist ein noch junges Unternehmen, das Reagenzien und Systeme für klinische Labors entwickelt. Die Patienten profitieren zum Beispiel durch sehr genaue Werte bei Blutuntersuchungen, die Voraussetzung sind für eine exakte Diagnose und Behandlung. 1991 in Holzheim (Rhein-Lahn-Kreis) und damit in Reichweite des Frankfurter Flughafens gegründet, ist die GmbH auf über 200 Beschäftigte angewachsen, von denen 36 in Forschung und Entwicklung tätig sind, und unterhält darüber hinaus Stützpunkte und Kooperationen in der ganzen Welt. „Bei uns rauchen nicht die Schornsteine, sondern die Köpfe“, sagt Geschäftsführer Peter Zöller mit Stolz.

DiaSys bildet Industriekaufleute, Fachinformatiker und Fachlageristen/Fachkräfte für Lagerlogistik aus. „Um Nachwuchs zu gewinnen, kooperieren wir mit Schulen und bieten Praktika für Schüler an“, erzählt Zöller. Er weiß, dass es gerade für junge Menschen ohne Führerschein schwierig ist, nach Holzheim zu gelangen - und spricht damit ein häufiges Problem im Agenturbezirk Montabaur an: die eingeschränkte Mobilität angesichts eines dünnen ÖPNV-Netzes.

Wer bei DiaSys lernt, ist eng ans Geschehen gebunden. So sind die Abschlussarbeiten der Azubis keine graue Theorie, sondern so angelegt, dass sie dem Unternehmen direkten Nutzen bringen. Und da man, so Zöller, immer internationaler unterwegs ist, bietet das Unternehmen auch Sprachkurse an.



Das Hotel Zugbrücke in Grenzau ist ein Beispiel dafür, dass der Westerwald – Standort vieler produktionsstarker Unternehmen – auch im Tourismus und als Tagungsort punktet. Zu den 90 Mitarbeitern, darunter 13 Azubis, kommen 60 Minijobber. Die Zugbrücke bildet Hotel- bzw. Restaurantfachkräfte und Köche aus. Und wenn die Arbeitsagentur Montabaur das Hotel- und Gaststättengewerbe als „Bedarfsbranche“ in punkto Fachkräfte ermittelt hat, so machen die Verantwortlichen in Grenzau diese Erfahrung hautnah. „Die Zeiten, in denen man ein Personalbudget hatte und alle Planstellen lückenlos besetzen konnte, sind vorbei“, weiß Olaf Gstettner, geschäftsführender Direktor. Auch für das nach den Sommerferien beginnende Ausbildungsjahr sind noch zwei Lehrstellen zu besetzen; gesucht werden ein Koch/eine Köchin und eine Restaurantfachkraft.

Wie die allermeisten Betriebe in der Region versucht auch das Hotel Zugbrücke, den selbst herangezogenen Nachwuchs zu halten – und gerät damit in einen gewissen Zwiespalt: „In unserer Branche ist es von Vorteil, wenn nach den Lehrjahren die Wanderjahre kommen“, sagt Gstettner. „Dazu sollten wir den jungen Leuten eigentlich raten. Aber diesen Luxus können wir uns kaum noch leisten, denn wir brauchen qualifiziertes Personal.“

Quantität und Qualität: beides kommt zwangsläufig zur Sprache, wenn über den Ausbildungsmarkt diskutiert wird. Schrumpfende Schulentlass-Jahrgänge und eine erhöhte Neigung zum Studium führen dazu, dass weniger junge Menschen eine duale Ausbildung anstreben. Und unter denen, die sich bewerben, erscheint manche/r nicht geeignet, weil das Abschlusszeugnis nicht gerade brillant ist. Die Agentur für Arbeit Montabaur rät Unternehmen, auch schwächeren Kandidaten eine Chance zu geben: „Noten haben nur eine bedingte Aussagekraft“, sagt Dieter Knopp. „Viele Jugendliche, die sich durch die Schulzeit gequält haben, entfalten ihre Fähigkeiten erst im Arbeitsalltag. Eine gute Möglichkeit, das zu testen, sind betriebliche Praktika.“

Natürlich geht es auch während der Ausbildung nicht ohne Theorie. Aber wenn es in der Berufsschule hakt, kann die Arbeitsagentur helfen – mit den kostenlosen „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ bei einem Bildungsträger. Dieses Angebot wird von den Unternehmen gerne genutzt. Schließlich unterstützt es das Ziel, das die Woche der Ausbildung als Motto begleitet: Auszubildende von heute sind die Fachkräfte von morgen.


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