Frischlinge haben wieder Kontakt zur Außenwelt
AKTUALISIERT am 24. Mai um 18.10 Uhr. Die Frischlinge haben wieder W-Lan-Verbindung und können nun uns die weiteren Berichte übermitteln. Sie machen es aber spannend und schicken nur den Bericht vom 19. Mai.
Tag achtzehn - die Frischlinge berichten:
„19. Mai: Von Haifa ans Tote Meer – Einfach biblisch
Lange haben wir euch auf neue Berichte warten lassen – so sorry dafür. Aber einerseits haben uns die letzten vier Tage der Rallye alles abverlangt und andererseits bestand nie die Möglichkeit, Bilder und Texte hochzuladen. In der Wüste war leider kein W-Lan-Kabel zu finden.
Aber jetzt geht’s weiter mit den Frischling-Storrys – und um es spannend zu halten, werden wir auch täglich nur einen Bericht online stellen. Nur zwei Dinge vorweg:
we made it!! Ziel erreicht!!
Es war mehr als nur spannend.
Also zurück nach Haifa. Nachts – irgendwann zwischen 23 Uhr und 1 Uhr - verbreitet sich die Nachricht, dass die Fähre doch sehr früh anlegen wird. Es werden Transferbusse ab bestimmten Sammelstellen in Haifa gestellt, die bereits um 5 Uhr abfahren. Also mal wieder nix mit ausschlafen. Raus aus den Federn, Klamotten packen und ab zum Hafen. Dort liegt die Fähre und das Entladen geht viel schneller von Statten als das Beladen. Ab 6 Uhr können wir auf den Kahn und gegen 7.30 Uhr rollen bereits die ersten Rallye-Autos von Bord. Markus G., Det und Stephan haben einen super Job beim Beladen gemacht, denn unsere Flotte kann als eines der ersten Teams wieder auf´s Festland. Es folgt eine strenge, aber sehr gut organisierte Bürokratie der israelischen Behörden inklusive einer Sprengstoff- und Drogen-Untersuchung. Nach etwa 30 Minuten erhalten wir bereits grünes Licht und ein neues Roadbook für Israel.
Wir sind froh, endlich wieder selbst ins Lenkrad beißen zu können. Das israelische Rallye-Komitee hat einen super Job gemacht und so führt uns die Route heute zu (fast) allen Highlights des Landes. Zunächst fahren wir zum höchsten Punkt Haifas und genießen einen grandiosen Ausblick. Weiter geht’s nach Nazareth und zum Mount Tabor. Dieser Punkt der Route stellt für Det einen absoluten Höhepunkt dar. Unser Det ist in bzw. um Montabaur aufgewachsen und nun steht er auf dem Hügel, der vor vielen hundert Jahren Paten für den Namen unserer Westerwälder Stadt war. Zudem erwartet uns auch hier eine tolle 360° Rundumsicht und einen wirklich schöne Kirche.
Weiter geht es an einigen Orten und Stellen vorbei, die man noch aus dem Religionsunterricht oder der Bibel kennt. Endlich ist auch das Wetter mal auf unserer Seite. Blauer Himmel, angenehme Temperaturen sorgen für Top-Laune im Team. Unterwegs treffen wir am Wegesrand das National-Team Israels. Die beiden Damen bemängeln einen kapitalen Schaden an ihrem Chrysler: die Klima-Anlage ist defekt! Das ist natürlich dramatisch. Noch besser ist die Auflösung des Problems, die uns am Abend zugetragen wird: das Auto der Israelis hat überhaupt keine Klimaanlage... Frauen am Steuer...
Das Roadbook führt uns weiter durch das biblische Land, das uns tolle Panoramen beschert. Bis zum Jordan – aber noch nicht über den Jordan. An der Stelle, an der Johannes der Täufer früher seine weltbekannte und von Jesus besuchte Tauf-Filiale betrieb, wird das Rallye-Feld gesammelt. Es erfolgt eine offizielle Begrüßung und Ansprache. Danach ein weiteres Highlight: im Konvoi fahren wir eine ansonsten immer gesperrte Strecke Entlang des Jordan, der hier gleichzeitig auch die Grenze zu Jordanien darstellt. Durch dieses Niemandsland führt einen schmale und staubige Straße. Unmittelbar neben diesem Pfand erstrecken sich Minenfelder mit gigantischem Ausmaß. Uns beschleicht ein seltsames Gefühl, denn nur wenige Meter neben unseren Volvos herrscht absolute Lebensgefahr. Also nix riskieren und schön dem Führungsfahrzeug folgen. Das Ende dieser Schleichfahrt stellt das Tote Meer dar. Dieses liegt etwa 420 Meter unter (!) dem Meeresspiegel und weißt einen immens hohen Salzgehalt auf. Auf dem Weg zum Camp, versuchen sich einige Teams im Off-Road fahren – die meisten scheitern und bleiben im feinen Sand stecken.
Nachdem wir unsere Schweden-Beauties abgestellt haben, packen wir die Badehose aus und stürzen uns ins kühle Nass. Wobei: wir stürzen uns eher auf das kühle Nass, denn sobald man die Füße hebt, schwebt man förmlich auf dem Wasser. Das macht tierisch Spaß. Zur Krönung gönnen wir uns eine Büx Hachenburger und machen ein Gruppenfoto mit dem „Wir hopfen nur das Beste“-Schriftzug.
Das Camp befindet sich direkt an diesem Binnenmeer und dort lassen wir dann auch den Tag ausklingen. Ein wirklich schöner Tag geht zu Ende und es heißt gegen 23.30 Uhr mal wieder „Nacht, John-Boy!“.“
Tag siebzehn - die Frischlinge berichten:
„Von Iskenderum nach Haifa – ohne unsere Volvos fühlen wir uns nackt!
An Schlaf ist heute Nacht nicht zu denken. Erst um 2.37 Uhr werden „Hui“, „Wäller“ und „Allemol“ auf der Fähre verzurrt und um 3.30 Uhr startet der Transfer zum Flughafen in Adana. Ein wirklich beklemmendes Gefühl, unsere heiß geliebten Schwedenpanzer allein zurück zu lassen. Hoffentlich klappt alles!
Die Fahrt nach Adana irritiert uns, denn der Busfahrer wählt die Autobahn. Ein Gefühl, das wir bereits seit 6.ooo Kilometer nicht mehr kennen. Am Flughafen blicken wir in 200 müde AOR-Gesichter – allen stehen die Strapazen der letzten 15 Tage ins Gesicht geschrieben.
Gegen 7.45 Uhr heben wir ab Richtung Tel Aviv, der israelischen Hauptstadt. Ausreise, Flug und Einreisen nach Israel klappen problemlos und vor Ort ist alles perfekt organisiert. Auf uns warten bereits Busse, die uns weiter nach Haifa bringen werden. Wir nutzen die Zeit, uns mit diesem Land vertraut zu machen und sind gespannt, was uns dieser Abschnitt der Rallye bringen wird.
In Haifa angekommen steuern wir das erste Lokal an. Wir sind hungrig und durstig – ein Tribut an die letzten 24 Stunden. Und so genießen wir ein leckeres Mahl in der Sonne. Allerdings haben wir ein größeres Problem: durch die verspätete Abfahrt der Fähre, werden wir heute Abend unsere Volvos nicht empfangen können. Schlimm genug, denn ohne unsere Kisten fühlen wir uns nackt. Aber hinzu kommt die Tatsache, das sich die komplette Camping-Ausrüstung in den Autos befinden. Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als ein Hotel zu buchen. Hotels sind in Israel allerdings recht teuer. Hier kommt es uns zu gute, dass wir im Verlauf der Rallye regelmäßig im Zelt oder bei Gastfamilien geschlafen haben. Daher haben wir noch kein Problem mit der Euro11,11-Regel der AOR.
Für ein Sight-seeing fehlt uns allerdings die Kraft und so beschließen wir mit dem Bus an den Strand zu fahren. Dort verpennen wir den Nachmittag. Und das tut verdammt gut – einfach mal in der Sonne liegen und mit gehetzt zu werden.
Was aber wirklich schade ist: die Fähre legt erst um 14.oo in der Türkei ab und wir werden die Autos somit noch später als geplant empfangen können. Das bedeutet gleichzeitig, dass einige tolle und von uns sehnsüchtig erwartete Programme in Israel flach fallen werden. Das tut weh, denn Israel bereist man ja nicht alle Tage. Aber wir können es nicht ändern und müssen es mit Fassung tragen.
Den Abend verbringen wir mit einen landestypischen Dinner und werden früh ins Bett gehen, da es morgen wieder zeitig losgehen wird."
Tag sechzehn - die Frischlinge berichten:
"Von Osmaniye nach Iskenderum – die Geduldsprobe
Als wir uns gegen 7 Uhr aus den Schlafsäcken schälen ahnen wir noch nicht, dass einer der härtesten Tage vor uns liegt. Eigentlich geht es heute nur 60 Kilometer von Osmaniye nach Iseknderum, einer Hafenstadt im Osten der Türkei. Dort sollen „Hui“, „Wäller“ und „Allemol“ auf die Fähre gefahren und nach Israel verschifft werden. Klingt einfach, oder?
Zunächst noch ein kleiner Tankstopp. Dieser entpuppt als die spaßigste Betankung unserer Fahrzeuge seit der Abfahrt. Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass unsere Volvos überall Aufmerksamkeit erregen und die Leute auf den Kisten unterschreiben wollen. So auch hier – der Tankwart Hassan bringt seine Signatur auf den Volvos auf und bietet im Gegenzug ein T-Shirt an. Also unterschreiben wir auf einem Leibchen.
Weiter geht’s nach Iskenderum. Erst ins Hotel, wo wir mit Notgepäck für eine Nacht einchecken. Markus W, Bruno und Jens bleiben hier und wollen das Roadbook fertig machen. Während der AOR gilt es ja, viele Aufgaben zu erledigen und mit Text oder Fotos zu dokumentieren. Da wir mittlerweile an die hundert Aufgaben erledigt haben und zudem noch mehr als 5000 Bilder geschossen haben, ist das fertigstellen des Roadbook eine zeitraubende Arbeit. So what, das müssen wir jetzt durch.
Det, Markus G und Stephan bringen unsere Karren zum Fähranleger und stellen sich vorab schon auf eine lange Wartezeit ein. Lange ist aber relativ... Schlussendlich stehen die drei 16 Stunden im Zollgebiet des Hafens – ohne kalte Getränke oder Essen. Sie überbrücken die Zeit so gut, wie möglich: räumen die Autos auf, führen kleine Reparaturen durch, holen Schlaf nach oder führen super interessante Gespräch mit anderen Rallye-Teams. Aber dennoch: 16 (!) Stunden warten in der Hitze der Türkei ist kein Zuckerschlecken. Hinzu kommt, dass man nie weiß, wann es wirklich weitergeht. Die drei sind ständig auf stand-by und können auch nicht von den Autos weggehen. Aber sie halten tapfer durch und werden von den drei Hotel-Pussies am Abend mit kalten Getränken und frischen Zigaretten versorgt. Die Wartezeit erweckt auch wieder den Spirit der Rallye: über Funk & Lautsprechen werden Internet-access-point, Beamer und Lautsprecher organisiert und irgendwie abenteuerlich zusammen gebaut. Das Ergebnis: das größte public-viewing eines DFB-Pokal-Finales in Iskenderum. Irgendwie haben halt alle Rallye-Teilnehmer einen an der Klatsche.
In der Stadt haben Markus W, Bruno und Jens die Büro-Arbeit beendet und sind stolz auf das prall gefüllte Roadbook. Mitten in der Nacht – genau gesagt um 2.37 Uhr – ist unsere Volvo-Flotte endlich auf der Fähre. Noch gerade rechtzeitig, denn bereits um 3.30 Uhr werden wird zum Flughafen in Adana gefahren. So mit eine Nacht ohne „Nacht, John-Boy“.
Tag fünfzehn - die Frischlinge berichten:
„Von Iskenderum nach Ozmaniye – lazy day(s)
Endlich einmal aufstehen ohne Wecker. Leider wird in unserem Hotel noch gebaut und daher ist auch hier ab ca. 7 Uhr vorbei mit der Nachtruhe. Wir können entspannt in den Tag starten. Wir frühstücken ausgiebig und tauschen Geschichten aus. Der Kaffee schmeckt herrlich und das Wetter ist super.
Wir nutzen den Hotelaufenthalt, um Wäsche zu waschen. Hoffentlich erfahren unsere Frauen nie, wie gut wir uns dabei anstellen... Die Altstädter nutzen die Zeit, um Einkäufe für Israel und Jordanien zu tätigen. Vor allem Getränke sind dort recht teuer bzw. in den Wüstencamps nicht mehr zu bekommen. Und so bunkern wir reichlich. Man könnte auch sagen, dass Det und Markus W. durch die Einkäufe nun den nächsten Level des Altstadt-Tetris erreicht haben, denn nun haben die beiden noch mehr zu verstauen.
Jens nutzt die Zeit um euch mit neuen Berichten und Bildern zu versorgen. Dabei nutzt er ausgiebig die Kaffee-Versorgung im Hotel. Endlich mal ein Tag mit ausreichend Koffein. Stefan testet die Wasser-Qualität und Bruno nutzt die Gelegenheit und lädt den Schlaf-Akku noch mal auf.
Da Iskenderum wahrlich kein schöner Ort zum Verweilen ist, entschließen wir uns nach Osmaniye zurück zu fahren. Das sind ca. 60 Kilometer retour, aber dafür stoßen wir wieder zum Rallye-Tross und können auf dem Weg noch eine AOR-Aufgabe erledigen. Dazu müssen wir eine Burg aufsuchen und dort Bilder machen. Einfache Übung – allerdings recht schweißtreibend, denn mittlerweile sind es an die 30°C. Kurzerhand entschließen wir uns auch noch eine zweite Burg zu besuchen. Der Weg zur Burg endet in einem Bauernhof, der sich unmittelbar unter der Burg befindet.
Als wir die Autos zum Fotoshooting abstellen kommen die Bäuerin und der Bauer angelaufen. Sie kommen gar nicht auf die Idee uns vom Hof zu verjagen, sondern freuen sich sichtlich und wollen Fotos mit uns machen. Der Bauer versucht auch noch uns die Geschichte der Burg näher zu bringen. Wir fassen zusammen: Es handelt sich um ein Bauwerk aus der byzantinischen Zeit, der Burgherr hieß Ali und seine Frau Aische. Die beiden liebten sich und waren glücklich bis an ihr Ende des Lebens. Oder so ähnlich. Wer weiß das schon so genau... Zum Abschluss der kleinen Geschichtsstunde reicht uns die Bäuerin noch eine Runde Eyran – dieser leckere Joghurt-Drink der nirgendwo so gut schmeckt wie hier.
In Osmaniye treffen wir dann die anderen Rallye-Teilnehmer wieder und nutzten die Zeit um Rallye-Geschichten auszutauschen. Das Camp befindet sich an einer shopping-mall, die ebenso gut in Miami, Frankfurt oder Rom stehen könnte. Es ist schon überraschend, wie gegensätzlich die Eindrücke hier sind. Innerhalb von 15 Minuten, erleben wir zwei Welten: die einfachen Bauern und die mondäne shopping-mall.
Den Abend verbringen wir mit leckerem Hachenburger Büxenbier, genauso leckeren türkischen Essen und tollen Storys aus dem Rallye-Leben. Uns besuchen einige andere Fahrer. Was uns heute Abend extrem auffällt ist die Tatsache, dass in vielen Teams miese Laune und Stunk herrscht. Teils ist man zerstritten, teils einfach nur genervt. Einerseits wenig verwunderlich, denn man hängt seit nunmehr zwei Wochen zu sechst in drei Autos aufeinander, andererseits schade, denn der Spaß soll im Vordergrund stehen. Wir sind jedenfalls froh, dass unser Team keinerlei Verfalls-Erscheinungen aufwirft. Wir verstehen uns weiterhin echt super und funktionieren als Team jeden Tag aufs Neue. Und immer besser. Natürlich sagen wir uns auch mal die Meinung, aber Ärger gab es seit der Abfahrt kein einziges Mal. So sind halt die Hachenburger Frischlinge – ein saustarkes Team, das gemeinsam durch dick und dünn geht.
Auch ein schöner Abend nimmt irgendwann ein Ende und so heißt es gegen 23.30 mal wieder „Nacht John-Boy!“.
Tag vierzehn - die Frischlinge berichten fast live:
„Vom Van-See nach Iskenderum – Vollgas-Etappe.
Der Wecker reißt uns bereits um 5 Uhr aus unseren Träumen. Da heute etwa 900 Kilometer vor uns liegen, gilt es keine Zeit zu verlieren. Zelte abbauen, Kaffee-Kochen und noch eine Runde Altstadt-Tetris. Was wären wir ohne Markus W´s Schrankkoffer? Dieser hilft uns heute Morgen auf jeden Fall, den Humor zu bewahren und über die klatschnassen Sachen – Zelte, Schuhe und andere Dinge – hinweg zu sehen.
Das Lager schlummert noch in allen Ecken. Nur einzelne Teams sind schon wach, als wir uns leise von dannen schleichen. Als erstes müssen wir aber noch eine AOR-Aufgabe erledigen: Klamotten und Körper im Solehaltigen Van-See waschen. Dieser ist zwar eiskalt, aber unser Schrauber-Frischling Stefan genießt das Vollbad dennoch in vollen Zügen.
Die Strecke führt uns heute von Van, das nur etwa 50 Kilometer vom Iran entfernt liegt quer durch den Osten der Türkei bis ans Mittelmeer. Dabei fahren wir lange Zeit an der syrischen Grenze entlang. Es ist kaum vorstellbar, dass in nur 10 Kilometer Entfernung ein wirklich fataler Bürgerkrieg herrscht. Vereinzelt sehen wir auf Rauch-Schwaben aufsteigen. Auffällig sind auch die zahlreichen Kontrollen, die wir heute passieren müssen. Aber das Glück ist weiterhin mit uns. In der Regel werden wir durch gewunken. Sollte diesmal nicht der Fall sein, müssen wir nur halten, damit die Beamten eine Unterschrift oder einen Gruß auf unsere Volvos aufbringen können. Unsere Karren sind mittlerweile voll von Autogrammen und Wünschen.
Die Fahrt über die türkischen Fernstraßen ist sehr speziell. Einerseits erreichen wir auch heute für unsere Verhältnisse sehr hohe Reisegeschwindigkeiten, die manchmal bis zu 130 Stundenkilometer betragen. Andererseits muss man tierisch aufpassen. Die Straßen weisen allzu oft Krater-ähnliche Schlaglöcher auf. Dazu muss man immer mit Überraschungen hinter der nächsten Kurve rechnen. Dort erwartet den Fahrer manchmal eine Herde Baumwollschafe, eine verwirrte Kuh oder ein Gabelstapler, der zudem noch als Geisterfahrer unterwegs ist.
Wir passen unsere Fahrweise den Gegebenheiten an, sind uns aber einig darüber, dass wir in Deutschland unsere Führerscheine längst los wären – lebenslänglich.
Frühstück findet heute am Straßenrand statt. Gegen Mittag finden wir das Team 46 – die Knubbels auch aus Hachenburg – am Straßenrand. Einer ihrer Ford Explorer ist verreckt. Mit Fredi Wessler hat das Team aber einen super Mechaniker dabei und so wird Stefans Hilfe nicht wirklich benötigt. Die Knubbels wollen die Kiste abschleppen, denn man steht am Rand einer Schnellstraße und die LKWs donnern mit gefühlten – oder tatsächlichen? – 120 Stundenkilometer an uns vorbei. Bevor es weiter geht, hält aber eine Polizei-Streife an. Eine freundliche Politesse fragt erst gar nicht was los ist, sondern möchte erstmal auf unserer Motorhaube unterschreiben.
Unser Durchschnittsverbrauch erreicht heute Rekordwerte: 14 Liter gönnen sich Hui, Wäller und Allemol bei dieser Etappe, denn es geht mit Vollgas über 2240 Meter hohe Pässe und entlang traumhafter Hochebenen, die fast bis zum Horizont zu reichen scheinen.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Bucht von Iskenderum – wir fertig platt von den Strapazen und herbe enttäuscht. Mit einer romantisch verklärten Vorstellung eines tollen Camp am Strand mit Sonnenuntergang, leckeren Essen und toller Stimmung haben wir die 900 Kilometer heute Morgen in Angriff genommen. Hier erwartet uns aber eine wirklich hässliche Ecke der Türkei: Schwer-Industrie, Kraftwerke, Hochöfen und schmuddelige Hafenanlagen. Klar, dass muss ja irgendwie auch sein, aber doch bitte nicht hier und heute. Unsere Stimmung sinkt und der Funkverkehr – ansonsten immer geprägt von Späßen und guter Laune – ist ein Spiegelbild dieser Stimmungslage.
So what! Life is a bitch! Also Augen zu und durch. Da wir keine Ecke zum Campen finden, checken wir in einem Hotel ein, das halbwegs ins Budget und zu unsere Vorstellungen passt. Dennoch erwarten uns weitere Überraschungen: das Restaurant ist schon geschlossen und im Pool ist kein Wasser. Zudem wird an dem Hotel noch fleißig gearbeitet.
Die nette Dame an der Rezeption hilft uns in der Not und ordert ein super Abendessen für uns. Neben den obligatorischen Köfte, Kebab und Salat gibt es heute Abend noch Fisch. Lecker. Wir sind todmüde, halten aber noch bis 24. Uhr durch, denn unser Schrauber-Frischling startet in ein neues Lebensjahr! „Hapy birthday und gute Nacht, John-Boy!“
Mal wieder in paar Zeilen außer der Reihe: das Rallye-Leben hat mittlerweile von uns Besitz ergriffen. Komfort, Luxus und Bequemlichkeit werden mehr und mehr Fremdworte. Natürlich genießen wir jede Möglichkeit, mal zu duschen. Aber auf der anderen Seite stellen zelten im Regen oder Eier backen auf dem Gaskocher keine großen Herausforderungen für uns mehr dar. Selbst Jens – ansonsten immer auf Hygiene und Sauberkeit bedacht – legt seinen Waschzwang ab und begnügt sich nun auch mal mit einem Pussie-Feuchttuch. Auch unseren Schwedenpanzern sieht man die Rallye an – von außen und innen. Während der Dreck außen noch als authentisch durchgeht, ist der Staub und Dreck im Auto schon extrem. Ein besonderes Highlight erwartet uns, wenn man nach einer staubigen Rallye-Etappe die Lüftung anschaltet: bevor auch nur etwas Luft in den Wagen dringt, stößt das Gebläse kiloweise Feinstaub ins Wageninnere. Aber was soll´s – nur die Harten kommen in den Garten!“
Tag dreizehn - die Frischlinge berichten:
"Von Tünceli nach Van / Vann-See – Attacke
Der Wecker kündigt den neuen Tag bereits um 6 Uhr an. Aufstehen!!!
Wir wollen zeitig die letzten 480 Kilometer zum Van-See in Angriff nehmen. Unsere Gastfamilie lädt uns noch zum Kaffee ein. Dann beginnt eine längere Verabschiedungs-Zeremonie, von wirklich lieben Menschen, die an nur einem Abend uns wichtig geworden sind. Wir revanchieren uns für die Gastfreundschaft mit einigen Give-aways und einem Blutdruckmessgerät. Layla, die Gastgeberin ist Lehrerin in einer Schule für Behinderte. Wir würden auch sehr gerne einen der Rollstühle, die uns das Sanitätshaus Wittich gespendet hat übergeben, aber das ist leider nicht möglich, denn dann würde unsere Dachkonstruktion nicht mehr halten. Diese ist die letzten 5.000 Kilometer aufs äußerste strapaziert worden und hat tapfer durchgehalten. Würden wir einen der Rollstühle nun rausnehmen, ist die Stabilität hin. Wirklich schade.
Nach einer kleinen Runde Altstadt-Tetris (siehe Bericht 13.05.2014) machen wir uns auf den Weg. Wieder herrscht auf den Straßen eine extrem hohe Militär-Präsenz. Als wir es wagen einen Panzerwagen zu überholen, setzt dieser wiederum selbst zum Überholen an. Während des Überholvorgangs dreht der Panzer seine MG-Vorrichtung auf unseren Hui und filmt diesen – kein wirklich angenehmes Gefühl, denn neben der Kamera ist nun mal jetzt auch das MG auf uns gerichtet.... Aber einen Frischling erschreckt nix und so geht es weiter Richtung Van-See. Gut ausgebaute Straßen erlauben nun hohe Reisegeschwindigkeiten. Wir kommen gut voran. Frühstücken wollen wir nach ein oder zwei Stunden Fahrt. Es bleibt bei diesem frommen Wunsch – dazu später mehr...
In der Stadt Mus gibt unser Pharma-Frischling Markus das Kommando „rechts raus!“. Wir fragen uns, was er vorhat, denn wir halten vor einer Fensterbau-Firma – naja, eher ein Verschlag. Er reißt den Kofferraum auf und flitzt mit seinem Feldbett (ja, er zählt im Team auch zu den Feldbetten-Pussies) in den Laden. Nicht auf den Kopf gefallen! Wer Alu-Fenster bauen kann, kann auch Alu-Feldbetten flicken. Markus G‘s Feldbett hat der durch Bruno durchgeführten Belastungs-Probe in Istanbul nicht standgehalten – kein Wunder, denn die maximale Belastung beträgt „nur“ 120 Kilogramm.
Unser Schreiner-Frischling Markus W nutzt die Gelegenheit und besucht eine hiesige Schreinerei. Nach kurzer Inspektion und anschließenden zähen Verhandlungen scheitern die Übernahmegespräche schlussendlich dann doch.
Nach weiteren drei Stunden Fahrt erreichen wie den Van-See. Uns eröffnen sich wieder traumhafte Panoramen. Der Van-See ist in etwa so groß wie unser Bodensee, liegt aber auf 1500 Meter Höhe und ist extrem Solehaltig. Die Region ist in Deutschland vor allem dadurch bekannt, da es hier vor einigen Jahren zu einem verheerenden Erdbeben kam. Die Spuren sind noch heute allgegenwärtig. Zwischen intakten Häusern sieht man immer wieder freie Flächen auf denen vormals Häuser standen. Ein etwas beklemmendes Gefühlt übermannt uns. Bereits gegen 15 Uhr erreichen wir das AOR-Camp und zählen dieses mal zu den ersten – in den vergangenen Tagen war das nicht immer der Fall, denn wir haben uns oftmals Zeit für die Menschen, die AOR-Aufgaben oder für Foto-Stopps genommen.
Nun hat Stefan endlich Zeit, die Autos noch einmal auf Vordermann zu bringen. Beim „Hui“ ist die Spur derart verstellt, dass sich die Reifen im Zeitraffer verschleißen. Auf der Innenseite zeigt sich bereits der Draht... Also Reifen ab, Karre aufbocken und ran an die Materie. Stefan ist bei uns bekannt als jemand, der alles bis auf einen Millimeter genau macht und nichts dem Zufall überlasst. Aber nun wird auch mal AOR-like gearbeitet: zwei oder drei Umdrehungen nach links sollte schon passen.
Wir registrieren ein flaues Gefühl in der Magengegend – ach ja, da war doch was: wollten wir nicht bereits vor acht Stunden frühstücken? Okay, das müssen wir nachholen und so gibt es ein zünftiges Männerfrühstück: gerillte Rindersteaks, Köfte und eine von unserem Chefkoch Markus G. zubereitete Joghurt-Creme. Einfach lecker. Da unser Grill auf der Tour bereits Gewicht abgeworfen hat – ein Standbein fehlt... – schnitzt Markus W. geradewegs ein neues Design-Standbein.
Abends findet die Übergabe der in Oberstaufen erhaltenen Schulranzen statt. Wenig feierlich. Das hat einen Grund: durch das schwere Grubenunglück in der Türkei werden keine feierlichen Veranstaltungen abgehalten. Auf diese Weise erfahren wir auch den Grund, warum entlang der Strecke heute alle Flaggen auf Halbmast hingen.
Das Wetter verwöhnt uns mal wieder nicht wirklich. Es ist recht kühl und sehr windig. Der Wind begleitet uns bereits seit Hachenburg. Als es dann auch noch zu hageln anfängt sinkt die Stimmung kurzfristig. Aber was soll´s – wir haben uns schließlich nicht für einen All-Inclusive-Urlaub in der Karibik entschieden. Jens nutzt die Schauer-Pause, um mit einem Team-Mitglied der Chasing-Orient-Hills seinen Technik-Kram zu optimieren. Die Chasing-Jungs – allesamt Tekkis – haben einen eigenen access-point dabei und erlauben es uns, dass wir uns hier rein hacken. Danke Chasings!!!
Als der Hagel aufhört läuten wir noch eine lustige Dosenbier-Runde ein, tauschen Geschichten mit anderen Teams aus und beschließen, morgen eine Doppeletappe hinzulegen und bis ans Mittelmeer zu fahren. Das würde etwa 900 Kilometer Landstrasse an nur einem Tag bedeuten. Aber die Aussicht auf besseres Wetter und einen Ruhetag motiviert uns, diese Strapaze auf uns zu nehmen.
Bereits gegen 22.30 Uhr heißt es dann mal wieder „Nacht, John-Boy!“. Zumindest für fünf Frischlinge. Denn unserem Pharma-Frischling steht noch eine besondere Überraschung bevor: mitten in der Nacht kapituliert sein Pussie-Feldbett endgültig und bricht zusammen. Er improvisiert mit Wasserkanister und anderen Unrat, bis eine halbwegs akzeptable Schlafposition gefunden hat.
Der zwölfte Tag - die Frischlinge berichten:
„Von Tokat nach Ordu – wir lieben dieses Land!
Der Wecker klingelt heute um 6.20 Uhr – mittlerweile unsere Lieblingszeit. Da wir die letzte Nacht in einem billigen Hotel abgestiegen sind, genießen wir das Frühstück mit heißem Kaffee und leckeren Gebäck. Aber das Beste an diesem Frühstück ist die Tatsache, dass wir nicht selbst abspülen müssen. Schnell noch ein paar Aufgaben aus dem Roadbook erledigen – dazu läuft Stefan eine Runde durch die wirklich schöne Stadt Tokat. Jens sucht sich heute einen schönen Platz im Fahrerlager, um den Tagesbericht zu schreiben, als plötzlich der Gouverneur der Region vor ihm steht. Im Gepäck einen Tross von Kameraleuten. Jens überlegt kurz, ob er dem Politiker warten lässt, entschließt sich aber dann doch, sich zu erheben und dem Schlipsträger die Hand zu schütteln. Kurzes Interview mit dem Team – alle brav in die Kameras lächeln und wichtig die Hände schütteln. Gehört auch alles zur Allgäu-Orient-Rallye.
Gestern Abend waren wir so schlau und haben unsere Volvos direkt vor der Startrampe geparkt und schaffen es so, als eines der ersten Teams die Strecke in Angriff zu nehmen. Allerdings ist die Rampe so steil, dass unser „Allemol“ aufsetzt und hängen bleibt. Da gibt es nur eins: Ballast abwerfen!! Hierzu gibt es zwei Optionen: 1. Bruno raus, 2. Das Feldbett von Bruno raus! Gewichtstechnisch sind beide Optionen gleichwertig (ca. 120 kg), daher entscheidet sich Team „Allemol“ für die erste Wahl.
Nach etwa 40 Kilometer erreichen wir die Stadt Niksar, die uns einen netten Empfang auf deinem kleinen Aussichtsplateau oberhalb der Stadt gibt. Auch hier wird eine Aufgabe aus dem Roadbook abgearbeitet und weiter geht´s.
Noch ein paar Kilometer Asphalt und dann beginnt die heutige Off-Road-Strecke. Diese hat es in sich – vor uns liegen extrem harte Anforderungen an Mensch und Maschine. In den letzten beiden Tagen waren die Pisten zwar auch hart, aber nicht so ausgefahren und holprig wie heute. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt auf einstellige Angaben.
Nach 20 Kilometer Off-Road erreichen wir eine Unfallstelle. In einer schnelleren Schotter-Kurve kam ein Auto des Teams 65 ins schleudern uns ist einen 15 Meter tiefen Abhang runter gestürzt. Der Audi liegt nun unten im Tal und sieht schlimm aus. Den Fahrern ist zum Glück nicht passiert. Aber der Schreck sitzt nicht nur bei den Unfallbeteiligten tief. Auch uns steckt ein Kloß im Hals und wir werden die Strecke noch vorsichtiger fortsetzen. Team 65 wird ab sofort nur noch mit zwei Autos die Rallye fortsetzen können. Wir nehmen ein paar Gegenstände in unseren Volvos auf und setzen die Fahrt fort.
„Hui“, „Wäller“ und „Allemol“ kämpfen sich wacker durch das Gebirge, das uns mit wirklich atemberaubenden Ausblicken verwöhnt. Dieses Land begeistert uns nicht nur mit seinen tollen und gastfreundlichen Menschen, sondern ganz besonders mit seinen Landschaftseindrücken.
Die Off-Road-Passage hat es wirklich in sich und fordert weitere Opfer. Bei einer kleinen Bachdurchfahrt wundern wir uns, warum Det im ersten Auto so langsam macht. Es hat einen Grund: hinter dieser unscheinbar wirkenden Stelle verläuft eine Ölspur entlang der Piste. Wenige hundert Meter später steht ein Passat, der sich die Ölwanne aufgerissen hat. Nur wenige Meter später wird ein 5er BMW bereits abgeschleppt. Wir sind heilfroh, dass Stefan unsere Volvos mit einem massiven Unterfahrschutz ausgestattet hat.
Der Weg führt über eine Hochebene zu einem Aussichtsberg. Aber zunächst muss man dort hochkommen – die Steigung ist irre und der Untergrund besteht aus lockerem Schotter. Unser „Allemol“ schafft die Steigung erst im zweiten Versuch. Andere Rallye-Mitstreiter schaffen es gar nicht. Oben angekommen genießen wir einen beeindruckenden 360 Grad Rundumblick – es ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie schön die Türkei ist.
Nach der Hochebene verlassen wir die Off-Road-Etappe und nutzen mehr oder weniger gute Asphaltstraßen bis zum Schwarzen Meer. Unser Etappenziel, die Stadt Ordu, begeistert uns mit einem quirligen Stadtleben und tollen Stränden. Kurzerhand entschließen wir uns, unser Nachtlager am Strand aufzuschlagen. Es ist einfach nur herrlich hier.
Kurz nachdem wir unser Feierabend-Bier geöffnet haben, erscheint der Konsul der Region bei uns am Camping-Tisch und bittet uns höflich, mit ihm einen Korso durch die Stadt zu fahren. Dazu nutzt er nicht aber seine Diplomaten-Limusine, sondern einen AOR-Wagen, der ca. nur ein Prozent des Werts seines Dienstwagens aufweist. Während des Korsos legt Markus G wilde Drifts und burn-outs vor den laufenden Kameras hin, während Det von seinem Beifahrer, dem Landrat, freundlich darauf hingewiesen wird, dass man einen Konsul nicht überholen darf... zu spät.
Abends erwartet uns noch ein kulturelles Programm und die anschließende Musikinstrumenten-Aufgabe. Wir können froh sein, mit Det einen versierten Musiker im Team zu haben. Mit seinem Bühnenauftritt löst er wahre Begeisterungsstürme aus. Danach haben wir endlich Feierabend. Wir genießen den Ausklang des Abends am Strand mit einer Büx Hachenburger Pils. Um 0.00 Uhr heißt es dann wieder: „Nacht, John-Boy!“
An dieser Stelle vielleicht auch einmal ein paar Worte zu unserer Fahrweise: ja, wir fahren immer und stets angemessen – auch wenn es zum Teil wild hergeht und wir „die Kuh fliegen lassen“. Dennoch nehmen selbst wir eine dramatische Anpassung unserer Fahrweise fest. Auf dem Prolog von Hachenburg nach Oberstaufen meinte ein Team-Mitglied noch „ich traue mich nicht schneller als 110 km/h mit der Kiste zu fahren. Die schwimmt so.“. Heute brettert eben dieser Kollege mit 130 km/h über Schlaglöcher, in denen man locker ein Fundament für ein 2-Familien-Haus setzen kann. Selbst unser Bruno – ein hohes Tier bei der Polizei in Koblenz – verliert den Respekt vor der hiesigen Exekutiven und überholt einen Polizei-Einsatzwagen, der sein Blaulicht eingeschaltet hat mit mehr als nur deutlichem Überschuss... und hupt dabei noch anständig, um sich Platz zu verschaffen. Respekt!
Aber unsere Rallye-Schweden wollen auch sportlich bewegt werden – die Kisten rennen mittlerweile wie die Feuerwehr und die Frischling-grüne Lackierung sorgt für erschreckte Gesichter, sobald ein vorausfahrender in den Rückspiegel schaut. Keep on racing, Frischlinge!!“
Der elfte Tag - die Frischlinge berichten:
„Rallyetag von Corum nach Tokat – Staub fressen!
Heute klingelt mal kein Wecker – ausschlafen ist angesagt. Zumindest so gut wie es geht, denn auf einem Platz mit 666 Rallyeteilnehmern ist es mit der Ruhe nicht weit her. Aber sei’s drum. Gut gelaunt starten wir gegen 8 Uhr in den Tag. Markus G bereitet uns ein super Frühstück. Es gibt Eier mit südtiroler Speck – einer Beute, die wir am 2. Rallyetag verbucht haben. Zur Krönung gibt es heute einmal einen Filterkaffee. In den letzten Tagen haben wir uns mit Instantkaffee wachgehalten.
Für den Vormittag ist kein Programm vorgesehen und so schwärmen Stefan und Markus W aus und erkunden die Stadt Corum. Die anderen bleiben im Lager und kümmern sich um den Fuhrpark oder schreiben neue Berichte für die Zuhausegebliebenen.
Um 12 Uhr heißt es dann Start frei für die nächste Offroad-Etappe. Zunächst hat sich das freundliche Organisationskomitee einen Spaß überlegt und bringt den Stadtverkehr zum Erliegen, indem man alle Autos hin und her durch die City leitet. Die Einwohner nehmen es mit Humor und winken uns zu.
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Die Strecke führt uns ins Gebirge. Über Schotter und Geröll jagen wir unsere Schwedenpanzer über die Pisten. Heute ist die Staubentwicklung enorm und die Sicht teils schlimmer als im dichtesten Westerwaldnebel. Mehr als 30 Meter sind Luxus. Zum Glück haben wir Funk und so gibt der erste Wagen Kommandos an die nachfolgenden. Hier ein kleiner Auszug aus dem Funkverkehr: „Scharf rechts, dahinter frei“ – „Check“ – „Schlagloch rechts, links halten“ – „check“ – „Anderes Team voraus – wir ziehen links vorbei“ – „Check“ – „Allemol für Wäller – Wir sehen nichts, langsam!“ …
Nach zwei Stunden erreichen wir ein Dorf in dem alle Rallyeteilnehmer herzlich begrüßt werden. Es wird ein leckeres Fladenbrot mit Spinat und Getränken gereicht. Der Bürgermeister und der Konsul begrüßen uns und erklären uns, dass wir lebenslänglich willkommen sind.
Allerdings fordert auch heute die Streckenführung ihre Opfer. Ein VW-Bus liegt auf der Seite – bei anderen Teams zerlegt sich das Getriebe oder brechen die Aufhängungen. Überall entlang der Strecke empfangen uns die Menschen sehr sehr freundlich. Alle winken, Kinder kommen an die Autos und freuen sich über unsere kleinen Präsente. Die Armut ist allgegenwärtig, aber auch das Glück der Menschen. Jeder strahlt und freut sich, wenn wir uns auf einen kleinen Plausch einlassen.
Entlang der Strecke gibt es heute wieder zahlreiche Aufgaben zu erledigen. Diese sind immer mit besonderen Orten oder Ereignissen verbunden. Eine gute Idee des freundlichen Organisationskomitees, denn so lernt man Land und Leute noch besser kennen.
Am Abend erreichen wir im Dunkeln die Stadt Tokat, die eine beeindruckende Geschichte samt tollen Bauwerken bietet. Da die Camp-Möglichkeiten begrenzt sind, gönnen wir uns ein 2-Sterne-Hotel, duschen schnell den Rallye-Staub ab und nehmen ein köstliches türkisches Mahl ein. Ein wirklich schöner Tag geht zu Ende. Um 24 Uhr heißt es heute „Nacht John-Boy“!
Ihr Lieben zu Hause, wir freuen uns tagtäglich über eure Botschaften und denken oft an euch. Bleibt uns treu, verfolgt unsere Berichte und GPS-Signale und drückt uns die Daumen, damit wir von weiteren Pannen verschont bleiben.“
Der zehnte Tag:
Die Frischlinge berichten: "An Tagen wie diesen....
Der Wecker klingelt heute um 6.10 Uhr – die letzte Nacht hat unser Team getrennt übernachtet. Die Hui-Besatzung beim Rallye-Tross – alle anderen in einem Hotel in der Nähe der Volvo-Werkstatt, bei der wir unseren Wäller in der Nacht abgestellt haben.
Dorthin begeben wir uns auch nach dem Frühstück. Über Nacht sollen die Ersatzteile – eine neue Wasserpumpe sowie eine Zylinderkopfdichtung inklusive Schraubensatz – geschickt werden. Ob das wohl klappt? Mit einem mulmigen Gefühl stehen wir bereits um 7.45 Uhr vor der Werkstatt und warten, bis um 8.30 Uhr endlich der Meister kommt. Die Werkstatt ist ein Musterbeispiel türkischer Gründlichkeit – wir hätten alles erwartet, aber nicht eine solch gut organisierte und ausgestattete Hinterhofwerkstatt.
Auf geht´s! Aber erst nachdem der Meister eine Abnahme gemacht hat, darf unser Schrauber-Frischling Stefan loslegen. Mit Spannung – oder besser Anspannung – bauen wir unsere Karre auseinander. Noch immer wissen wir nicht zu 100 Prozent, worin das Problem liegt, haben uns aber entschlossen, zunächst „nur“ die Wasserpumpe zu wechseln. Das Wechseln der Zylinderkopfdichtung würde einen Tag Verlust bedeuten. Nach eineinhalb Stunden haben wir die Gewissheit: die Wasserpumpe ist der Verursacher. Sofort steigt die Stimmung! Analog zum Wetter, denn zu diesem Zeitpunkt lässt der Dauerregen endlich nach und die Sonne lässt sich blicken. In der Werkstatt hat sich zwischenzeitlich halb Ankara versammelt. Wir sind die Attraktion mit unseren Frischling-grünen Rallye-Fahrzeugen. Der Wäller wird – nachdem der Werkstattmeister eine Abnahme vorgenommen hat - wieder zusammengebaut und bei der Gelegenheit wechseln wir noch den Zahnriemen, der auch nicht mehr frischesten Eindruck macht.
Während der Reparatur erleben wir wieder die ganz besondere türkische Gastfreundschaft. Es werden im 30-Minutentakt Tee und Gebäck gereicht. Stefan erledigt noch schnell eine Probefahrt und dann heißt es unendlich viele Bilder knipsen – jeder möchte sich mit uns und dem Rallye-Volvo fotografieren lassen und bei der Gelegenheit seine Unterschrift auf dem Auto anbringen.
So langsam kommen wir uns wie Rockstars vor, denn bei fast jedem Tankstopp und jeder Rast kommen Leute auf uns zu und erzählen, dass sie uns im türkischen TV gesehen haben. Nun kapieren wir auch, was die vielen Kameras in Istanbul von uns wollten.
Mittlerweile ist es 12 Uhr und es heißt, Boden gut zu machen. Mit einer bis dato nicht erahnten Durchschnittsreisegeschwindigkeit, die deutlich über 120 Stundenkilometer liegt, rasen wir dem Rallye-Tross und somit auch Det und Markus W hinterher. Da sich die beiden vormittags verfahren haben (vielleicht wollten sie aber auch nur einen Badeausflug ans Mittemeer machen...), liegen gar nicht so viele Kilometer zwischen uns. 50 Kilometer vor Corum wird der Rallye-Konvoi von der Hauptstraße abgeleitet – die Hui-Besatzung verpasst diese Abfahrt und so kommt es, dass die „Zurückgebliebenen“ sogar vor dem „Vorauskommando“ am Zwischenziel ankommen. Gegen 15 Uhr feiern wir dann die „Re-union“ des Frischling-Teams. Wir liegen uns in den Armen und sind froh, dass wir unsere Tour wieder gemeinsam und mit allen Autos bestreiten können.
Nun erwartet uns ein absolutes Highlight: Die erste Off-road-Prüfung steht an und führt uns rund 60 Kilometer über Stock und Stein. Über Feldwege, Schotterpisten und einsame Dörfer müssen wir uns den Weg anhand einer Bilderserie aus dem Roadbook bahnen – so etwas bezeichnet man dann als „Chinesen-Rallye“. Wir haben einen riesigen Spaß und jagen unsere Volvos volle Kanne über die staubigen Pisten – die Kisten laufen wie eine Eins!
Während der Rallye gilt es einzelnen Aufgaben zu lösen, die immer einen Bezug zu den historischen Denkmälern haben. Davon gibt es hier eine ganze Menge: Ausgrabungen, Museen und Plätze mit himmlischen Panoramen. Dieser Tag ist – mit Verlaub – göttlich. Ein Dank an das freundliche Organisationskomitee, denn der Tag ist perfekt organisiert. Die komplette Off-road-Strecke ist mit Polizei und teils sogar Militär gesichert, was uns diese Gaudi überhaupt erst ermöglicht.
Ein besonderes Erlebnis sind auch die Menschen entlang der Strecke, die uns bejubeln, zuwinken oder uns auch schon mal in ein kleines Gespräch verwickeln. Die Armut ist allgegenwärtig und dennoch hat man nicht den Eindruck, dass die Menschen unglücklich sind. Im Gegenteil: Die Freundlichkeit ist ansteckend und das Strahlen in den Augen der Kinder, die von uns ein kleines Spielzeug erhalten, ist phänomenal.
Die Chinesen-Rallye führt uns nach Corum, wo wir das Nachtlager beziehen. Ein großer Platz in der Nähe des Amphitheaters bietet allen Teams genügend Platz, ihre Wagenburgen aufzubauen. Allerorts wird der Grill angeschmissen und an jeder Ecke hört man ein leises Zischen vom Öffnen eines leckeren Dosenbiers – das haben wir uns heute auch verdient! Zudem spült es den Staub der Rallye-Pisten hinunter.
Ein kleiner Gruß an Christoph Hanz und sein Bellersheim-Tankstellen-Team aus Hachenburg: unsere Flotte könnte nun wieder eine professionelle Innenreinigung gebrauchen.
Gegen 1 Uhr beschließen wir den Tag und schlafen unter freiem Himmel. „Nacht John Boy!“ „
Der neunte Tage:
Die Frischlinge berichten: „Eins vorweg: dieser Tag wird uns alles abverlangen! Aber der Reihe nach. Am Vorabend beschließen wir bereits gegen 22 Uhr unsere Runde. Nicht etwa weil uns das leckere Hachenburger "Büxenbier" oder gar die Gesprächsthemen ausgegangen sind, sondern weil uns schlichtweg zu kalt ist. Das Lager, in einem hügeligen Park im Süden Istanbuls, ist überhaupt nicht windgeschützt und die Temperaturen fallen auf etwa 6°C. Also ab ins Zelt und rein in den Schlafsack.
Markus G ist heute der Härteste, denn er schläft sogar unter freiem Himmel – Respekt. Gegen 4.30 Uhr werden wir aus zwei Gründen wach. 1. Unsere Marküsse liefern sich einen Wettbewerb im Schnarchen – Wahnsinn, dass aus zwei Menschen solche Geräusche kommen können! 2. Der Regen setzt ein und prasselt unaufhörlich auf unsere Zelte. Daher brechen wir gegen 6 Uhr das Lager ab. Schnell nen Kaffee gekocht, die Zähne geputzt und die Zelte eingepackt.
Unser Ziel heute: Ankara. Erst dort erwarten uns weitere AOR-Aufgaben.
Wir cruisen aus Istanbul heraus und beschließen, nicht die Fernstraße, sondern eine landschaftlich attraktivere Route zu nehmen. Blöd nur, dass wir aufgrund des regnerischen und diesigen Wetters davon kaum etwas mitbekommen. Ohne Frühstück und gegen 12 Uhr dann doch etwas hungrig, beschließt unser Konvoi einen frühen Mittagsstopp einzulegen. In einer kleinen Köfertrie (ähnlich einem kleinen deutschen Imbiss) werden uns leckere Pide und Kebab serviert. Es schmeckt herrlich. Det kennt sich ja mit Ortsvorsteher(innen) sehr gut aus und knüpft sofort Kontakt zum hiesigen Bürgermeister.
Bisher läuft alles sehr gut, doch dann das böse Erwachen. Ausgerechnet unser Nesthäkchen der Flotte, der Wäller – erst 18 Jahre jung und mit nur 175.ooo Kilometern auf dem Tacho – macht Probleme. Die Temperatur schnellt in den roten Bereich. Kurz darauf ist wieder alles okay. Dieses Wechselspiel wiederholt sich nun ständig. Was kann es sein? Wasserpumpe? Verstopfe Wasserleitung? Nur ein Elektrik-Defekt der Anzeige?
Wir haben schlussendlich das Thermostat unter Verdacht und bauen es kurzerhand aus. Keine Besserung.
Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns im einem gebirgigen Landesteil mit steilen Straßen befinden. Wir biegen ab in einen kleinen Ort und finden dort eine Traktoren-Werkstatt – naja, sagen wir lieber einen Verschlag, in dem ab und zu mal ein kleiner Trecker einen Ölwechsel erhält. Hier wird sofort alles stehen und liegen gelassen. Der Besitzer und sein Stift machen sich an die Arbeit. Mit dem Handy halten wir Kontakt zu Bahattin Aksoy, der Stefans Anweisungen übersetzt. Wir checken den kompletten Kühlwasserkreislauf und „blasen“ alles einmal durch. Ob es etwas geholfen hat, wissen wir aber nicht. Also weiter. Nach zwei Kilometern wieder Stopp, denn wir sind kurz vorm Überhitzen. Durch das Öffnen des Kühlwasserkreislaufs hat sich in diesem Luft gesammelt und die muss erst raus...
Da die Wasserpumpe nun auch seltsame Geräusche macht, sind wir uns sicher, den Defekt identifiziert zu haben und nehmen Kontakt zu Bahattin auf. Er reagiert flink und macht die nächste Volvo-Werkstatt aus – diese ist allerdings 250 Kilometer entfernt in Ankara. Bahattin bestellt dort schon eine Ersatzwasserpumpe.
Wir entschließen uns, das Team aufzusplitten. Während Det und Markus W an Bord von Hui nach Ankara brettern, um das Ersatzteil zu holen, bleiben Wäller und Allemol zusammen. Nach kurzem Pow-Wow entschließen wir uns, den Wäller Richtung Schnellstraße zu schleppen. Klingt einfacher als es ist, denn beide Autos sind voll beladen mit Hilfsgütern für Bethlehem und Jordanien sowie unserer kompletten Ausstattung. Unser „Zug“ bringt somit deutlich mehr als drei Tonnen auf die Waage. Damit nicht genug, die Strecke führt uns über mehrere Pässe. Der höchste misst 1580m und ist damit fast so hoch wie die bisher höchste Stelle: der Kreuzbergpass in Südtirol.
Währenddessen nehmen Det und Markus W Kontakt zum freundlichen Organisationskomitee auf und erhalten die Genehmigung, für unseren Ersatzteilshuttle die Autobahn zu benutzen. Diese ist ja ansonsten den Rallye-Teilnehmern unter Strafe (Disqualifikation) vorenthalten. Wir erhalten aber noch einmal den deutlichen Hinweis, dass dies nur für den Hui gilt. Den Wäller müssen wir mit dem Allemol als Zugmaschine weiter über die Landstraßen ziehen. Gegen Abend erreichen wir die Stadt Bolu. Hier möchten wir auf die Hui-Mannschaft warten und die Reparatur vornehmen.
Allerdings erklärt sich keine der Werkstätten bereit, uns über Nacht schrauben zu lassen. Hinzu kommt der Verdacht, dass die Zylinderkopfdichtung auch Schaden genommen hat. Die kann zwar in Ankara geordert werden, ist aber vor morgen früh nicht erhältlich. Was tun? Wenn die Kopfdichtung hin ist, erwartet uns eine äußert umfangreiche und nicht gerade einfache Reparatur, die uns um ein bis zwei Tage zurückschmeißen könnte.
Tollkühn beschließen wir, unseren waidwunden Wäller noch bis Ankara zu schleppen – also weitere 180 Kilometer gebirgige Landstraße. Und das im Dunkeln. Wer zuhause schon mal ein Auto 30 Kilometer weit abgeschleppt hat, kann vielleicht erahnen, was uns bevor steht. Die Passstraßen sind bis zu 12 Prozent steil und unsere Einsatzfahrzeug wahrlich keine Leichtgewichte.
Von Markus und Det erhalten wir eine genaue Beschreibung, wo wir die Volvo-Werkstatt finden. Doch als wir uns Ankara und somit der rettenden Werkstatt nähern, kommt das nächste Problem beim Wäller: Ohne Kühlung, kein Motor – ohne Motor keine Lichtmaschine – ohne Lichtmaschine kein Aufladung der Batterie. Da wir diese aber für die Warnblinkanlage, den Scheibenwischer sowie den Funk benötigen, entlädt sie sich Minute für Minute und ist nun leer. Wir tauschen also die Batterien zwischen Allemol und Hui. Gegen 24 Uhr erreichen wir Ankara, benötigen aber noch fast eine Stunde, um die Werkstatt zu finden. Dort stellen wir den Wäller ab, räumen das Wichtigste aus und suchen uns in der Nähe eine Bleibe. Zelten ist in dem Industriegebiet leider nicht möglich.
In der Zwischenzeit ist die Hui-Besatzung zum AOR-Tross gestoßen und holt sich dort die wichtigen Infos für den morgigen Tag. Wir sind gespannt, was uns der Samstag bringen wird!
Gegen 1.30 Uhr fallen wir völlig fertig ins Bett.
An alle zuhause: Drückt uns bitte die Daumen! Wir möchten den Wäller nicht verlieren!!!
Wir halten euch auf dem Laufenden!“
Der achte Tage:
Schreckensmeldung vom Freitagabend, den 9. Mai: „Hachenburg, we have a Problem! Bei unserem „Wäller“ ist die Wasserpumpe hin. Der „Hui“ brettert nun nach Ankara um das Ersatzteil zu holen.
Allemol schleppt uns am Seil in die nächste Stadt, Bolu. Die Strecke
führt allerdings über einen 1200 Meter hohen Pass. Drückt uns die
Daumen, das wir die Kiste über Nacht wieder hin bekommen. Vorab schon mal vielen Dank an Kevin Hörter und das Team von Autohaus Bell, die uns per Ferndiagnose helfen.“
Der siebte Tag:
„Erst um 6.20 Uhr klingelt heute der Wecker – selbst Stefan blieb länger liegen, denn unser Song ist fertig komponiert und getextet. Dennoch gab es recht wenig Schlaf, denn gestern Abend wurde es später. Auf dem Rallyeparkplatz wurden Freundschaften geschlossen und haarsträubende Geschichten ausgetauscht.
Nach einem schnellem Frühstück im Hotel My Assos brechen wir auf zum Platz vor der Blauen Moschee. Wir haben uns zwar bereits an den Anblick des Rallye-Konvois vor dieser bedeutenden islamischen Stätte gewöhnt, aber dennoch beeindruckt es uns immer wieder auf´s neue. Die Stadt scheint die AOR zu lieben. Anders kann man sich die Begeisterung der Menschen hier nicht erklären. Man stelle sich vor, dass vor dem Kölner Dom 333 türkische Schrottkisten parken, in denen 666 Türken für 2 Nächte campieren....
Um 9 Uhr findet heute das „Größte Rad-Rennen der Welt“ statt, wobei „Rad“ hier wörtlich zu nehmen ist. Jedes Team tritt mit einem Ersatzrad an, das einmal um den Platz gerollt werden muss. Die Strecke ist etwa 500 Meter lang, aber nicht sonderlich breit. Gestartet wird à la Le Mans, also alle auf einmal. Das Chaos ist riesig, doch Markus W und Stefan schlagen sich tapfer und räumen das Feld von hinten (denn dort mussten wir starten) auf. Das Rennen ist ein riesiges Spektakel und wir nicht nur von Rallye-Teilnehmer, sondern auch von vielen Touristen und Istanbuler aufmerksam verfolgt. Unser Team wird... naja, geschätzt etwa 20. oder 24. oder 30. Oder was auch immer... Das interessiert eigentlich auch gar keinen. Im Ziel liegen sich alle in den Armen und sind stolz auf die vollbrachte Leistung.
Nun heißt es erneut mal wieder: „warten“. Dieses Mal auf den türkischen Europa-Minister. Die AOR hat eine Bühne aufgebaut, vor der sich mehr Schlips-Träger als Rallye-Freaks rumtreiben. Wir nutzen die Zeit und füllen unsere mobile Duschanlage. Eine vielbestaunte Konstruktion von Stefan, die aus zwei Rohren seitlich von unseren Dachaufbau montiert sind. Mittels einer Pumpe sind die Rohre miteinander verbunden und ermöglichen uns unterwegs zu duschen. Andere Team-Mitglieder schwärmen aus und decken uns mit Lebensmittel für die nächsten Tage ein.
Der Start ist für 14 Uhr angekündigt. Da es seit Beginn der Rallye mit Zeitangaben nicht so wirklich genau genommen wird, rechnen wir nicht vor 15 Uhr mit dem Startschuss. Umso erstaunter sind wir, als der Start-Countdown bereits um 13.45 Uhr runtergezählt wird. Wir sitzen noch beim Mittagessen und müssen schnell zusammen packen. Alles wird in die Volvo geschmissen und los geht´s.
Mit qualmenden Reifen und gehupe bahnen wir uns den Weg durch die 18-Millionen-Metropole. Viele Menschen jubeln – andere wirken nicht sonderlich erfreut, dass wir dem türkischen Fahrstil noch die Krone aufsetzen – hier regiert nun „Faust-Recht“. Unsere Strategie geht auf – wir nutzen einen Weg, der zwar etwas länger ist, aber dafür von anderen Teams nicht genutzt wird. Das Ziel der City-Rallye ist der Fähranleger, den wir als Dritte erreichen. Super!
Die Fähre bringt uns vom europäischen zum asiatischen Teil Istanbuls. Wir genießen die Fahrt über den Bosporus mit herrlichem Blick auf beide Kontinente. Auf der Fähre lernen wir das Team „Chasing Orient Hills“ kennen. Sechs Jungs aus Nürnberg, die letztes Jahr bereits am Start waren und somit das heutige Tagesziel – einen Park im Süden Istanbuls – kennen. Wir bieten sechs Büxen leckeres Hachenburger Pils gegen die Lotsendienste der Chasing´s. Klappt prima und macht irre Spaß. Mit einem Konvoi aus sechs Autos brettern wir durch den Istanbuler Verkehr. Hier ist das oberste Gebot, den Abstand zwischen unseren Stoßstangen nie größer als einen Meter werden zu lassen. Egal bei welcher Geschwindigkeit. Besonders lustig wird es, als wir alle auf die gleiche Funkfrequenz wechseln und professionell Spurwechsel und Überholmanöver ankündigen. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir bereits am Ziel.
Heute Nacht werden wir zum ersten Mal – endlich – im Zelt schlafen. Dementsprechend bauen wir unsere Wagenburg und Zelte auf. Fertig ist die Laube!
Bruno schießt noch den Vogel ab: Er hat sich ein Feldbett bestellt ohne wirklich auf Gewicht und Maße zu achten. Das Teil wiegt mindestens 30 Kilogramm (!) uns ist fast einen Meter hoch – in eines unserer Zelte passt das jedenfalls nicht....Für alle, die sich fragen, warum man ein Feldbett auf eine Männer-Tour mit nimmt... haben wir auch keine Antwort parat.
Heute Abend hat uns ein Team zum Gulasch-Essen eingeladen. Eines deren Team-Mitglieder ist Metzgermeister und hat mit seiner Innung gewettet, dass er vor der Blauen Moschee eine Gulaschkanone anschmeißt. Dafür hat er 75 Kilogramm Schweinefleisch in die Türkei geschmuggelt. Bitte nicht weitersagen....
Wir verabschieden uns für heute schon mal mit einem dreifach donnernden:
Hui Wäller - Allemol
Hui Wäller – Allemol
Hui Wäller – Allemol“
Der vierte, fünfte und sechste Tag:
Die Frischlinge übermittelten uns den nachstehenden Bericht vom 5. Mai bis 7. Mai: Frischlinge in Istanbul
Ausschlafen – kein Wecker! Ein Traum: einmal ausschlafen. Die letzten beiden Tage haben uns alles abverlangt und wir genießen es, länger zu schlafen.
Nach dem Frühstück empfangen uns die Geschäftspartner und Freunde von Jens; Kenan und Bahattin. Die beiden sind nicht nur gut drauf, sondern auch die Besitzer der Reise-Agentur KENBA. Als sie von unserer Rallye-Teilnahme hörten waren sie begeistert und erklärten sich sofort bereit, unseren Aufenthalt in Istanbul zu sponsern. Hotelrechnung und Sightseeing gehen also auf die Jungs aus Antalya und sind somit AOR-regel-konform.
Kenan, dessen Karriere als Reiseführer begann, begleitet uns heute durch Istanbul. Der erste Stopp ist allerdings der Platz vor der blauen Moschee, wo sich Bahattin und Kenan auch noch auf unseren Motorhauben per Unterschrift verewigen.
Für alle Zuhause-Gebliebenen: Eure Unterschriften auf unseren Motorhauben sind einerseits immer wieder Gesprächsthema mit Rallye-Teilnehmern und Menschen in den einzelnen Ländern und andererseits für uns wirklich toll, denn sie geben uns das Gefühl, euch immer bei uns zu haben!
Den Lunch nehmen wir in einem alten und historischen Lokal ein. Es gibt Köfte – lecker! Nach dem Besuch des großen Bazars heißt es Abschied nehmen von Kenan, der zurück nach Antalya fliegen muss. Bahattin wird noch den Abend mit uns verbringen. Davon morgen mehr .
Stefan ist nun noch auf der Suche nach Ersatzteilen für das Funkgerät im „Wäller“, hoffentlich wird er fündig. Die Funkgeräte sind bei der Tour immens wichtig und da die Besatzung „Wäller“ nur ein Handgerät hat, müssen wir bis dato immer improvisieren. Ansonsten sind unsere Volvos immer noch gut „in Schuss“ und bereiten jede Menge Freude. Markus G hat schon heute beschlossen, dass er den „Wäller“ nicht abgeben, sondern wieder nach Hause fahren wird. Das bedeutet, er wird erst Mitte Juni wieder in Hachenburg sein. Bitte sagt seiner Frau aber nichts davon. Grüße an alle Familien, Freunde, Fans und Unterstützer unseres Teams: Ohne euch würde es nur halb so viel Spaß machen!
Am dritten Tag der Rallye beginnen wir den Tag mal wieder um 5.30 Uhr. Diese Rallye ist definitiv nichts für Langschläfer. Für das frühe Ausstehen werden wir sofort entschädigt. Unsere Unterkunft, die Villa Anita, liegt direkt am Hafen und die aufgehende Sonne bietet einen atemberaubenden Ausblick aufs Meer. Die Besitzerin der Pension versorgt uns rührend mit Kaffe und leckerem kroatischem Gebäck.
Auf geht’s Frischlinge, Klamotten verstauen, Zündschlüssel drehen, Gang rein, Kupplung kommen lassen und ab Richtung Bosnien. Was uns noch erwartet und wo uns die Reise hinführen wird, ahnen wir noch nicht.
Durch Split hindurch fahren wir zunächst noch eine Stunde am Meer vorbei, bis wir ins Landinnere abbiegen. Sofort geht es steil hoch und der Wettkampf um die Bergwertung beginnt. Wir scheuchen unsere Volvos mit mittlerweile erprobter Leichtigkeit die Serpentinen hoch. Und wer glaubt, dass man mit 20 Jahre alten Autos, die zudem noch voll gestopft mit Hilfsgütern, Nahrung und vielem mehr sind, keinen Spaß haben kann, der irrt sich gewaltig. „Hui“, „Wäller“ und „Allemol“ sind mittlerweile richtige Racer geworden und rennen „wie die Sau!“. Team Wäller verschärft die Bergwertung, indem sich Markus G und Jens noch vor dem Berg zwei Tassen heißen Kaffee einschenken. Es bleibt bis dato ein Rätsel, wie wir es geschafft haben, bis zum Gipfel nur fünf Tropfen zu verschütten.
Nach circa einer weiteren Stunde erreichen wir die Bosnische Grenze, wo wir freundlich begrüßt werden. Die Grenzer lassen es sich nicht nehmen, mit uns Fotos zu machen und sind selig, als Det ihnen ein kleines Präsent der Polizei übergibt.
Bosnien beeindruckt uns vor allem landschaftlich. So schön und abwechslungsreich haben wir uns das nicht vorstellen können. Es geht durch schottische Highlands mit riesigen Seen, durch karge Felslandschaften, vorbei an spektakulären Felsformationen. Gegen Mittag erreichen wir Sarajevo. Eine Stadt die noch heute das Erbe des Bürgerkriegs mit sich trägt. Einschusslöcher sind auch hier überall noch sichtbar. Das Team Det & Markus W navigieren uns mit spielerischer Leichtigkeit aus der Stadt wieder heraus.
Nach etwa einer Stunde guter Landstraße erwartet uns das Highlight des Tages: unsere erste off-road-Strecke. Eine Landstraße endet auf einmal und vor uns liegt eine verlassene Bahnstrecke, die mit Schotter zugekippt wurde. Was machen? Umdrehen? Auf keinen Fall! Wir brettern die nächsten etwa 20 Kilometer über die alte Bahnstrecke, die noch nicht einmal das Niveau eines Westerwälder Feldwegs hat. Es macht irre viel Spaß und ist ein super Abenteuer. „Hui“, „Wäller“ und „Allemol“ genießen die Strapaze sichtlich und erstrahlen nach einer Stunde Rallye-Einsatz im neuen Licht: Voll mit Schlamm und Staub!
Mittlerweile ist es 14 Uhr und Zeit, unseren Autos und uns eine Mahlzeit zu gönnen. Unser „Hui“ bekommt immer noch eine Extra-Portion Öl – einen halben Liter auf 700km. Aber dafür liefert er auch ordentlich ab. Wir ordern eine leckere Grillplatte und nach kurzer Rast geht es weiter.
An der serbischen Grenze erhalten wir den ersten Dämpfer: Man will uns wegen der Hilfsgüter nicht einreisen lassen. Das sei nicht erlaubt und hätte beantragt werden müssen. Wir sollten umdrehen und über andere Länder nach Istanbul fahren. Das würde allerdings bedeuten, dass wir mindestens 500 Kilometer Umweg nehmen müssten – bei unserer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 50km/h kann man sich ausrechnen, was das bedeutete...
Bruno ist allerdings top vorbereitet und hat die Nummer der deutschen Botschaft in Serbien zur Hand – blöd nur, dass die Botschaft nur bis 16 Uhr besetzt ist. Bruno lässt aber nicht locker und erreicht den Botschafter persönlich, der im Hintergrund etwas in Bewegung setzt. Zusätzlich legen wir noch etwas Bakschisch in einen unserer Pässe. Was auch immer nun im Hintergrund passiert, nach etwa 30 Minuten erhalten wir unsere Pässe und werden mürrisch durchgewunken.
Serbien kann landschaftlich leider nicht mit Bosnien mithalten, zumindest nicht entlang unserer Strecke und wir beschließen, noch heute nach Bulgarien zu fahren. Ein abenteuerliches Unterfangen, denn die Fahrweise der Serben ist untertrieben noch als äußerst aggressiv zu bezeichnen.
Nach einer längeren Rast am Abend reift unser Entschluss, heute Nacht durchzufahren. Dementsprechend rufen wir zwei Maximen aus: Koffein-Pegel hochschrauben und Fahrerwechsel alle 2 Stunden.
Wir kämpfen uns durch die Nacht und erreichen gegen 2.30 Uhr die Bulgarische Grenze. Es ist saukalt und das Grenzfoto für unser Roadbook wird schnell geschossen. Eine navigatorische Herausforderung wird Sofia. Es gibt zwar eine Umgehungsautobahn, aber die ist ja für uns tabu. Mit Hilfe unserer Karten und einem Taxi-Fahrer, der uns ein Stück aus der Stadt begleitet, schaffen wir es aber und verlassen Sofia etwa gegen 4 Uhr nachts. Obwohl Sofia sogar nachts einen modernen Eindruck macht, ist der Rest des Landes augenscheinlich in einem schlechten Zustand. Dennoch erleben wir Bulgarien als freundliches Land. Leider haben wir keine Zeit, uns näher mit den Menschen und dem Land auseinander zu setzen, denn es gilt noch circa 600 Kilometer bis Istanbul zu bewältigen.
Als wir die türkische Grenze erreichen, sind wir bereits seit 26 Stunden auf den Beinen und hinter dem Steuer. Wir sind platt, müde, fertig – aber Westerwälder Frischlinge kämpfen! Also weiter!
Die Grenzformalitäten zwischen Bulgarien und der Türkei sind relativ umfangreich und so passieren wir gefühlte 15 Stationen, bis wir in der Türkei sind. Für Det und Markus werden es 16 Stationen, da Det rechts mit links verwechselt und in eine Röntgen-Station für Autos (ja, so etwas gibt es wirklich!) reinfährt. Was nun passiert ist unglaublich: Die türkischen Grenzer verstehen unseren Humor und nehmen Det und Markus W komplett „auf die Schippe“ – der „Hui“ wird auf links gedreht und durchleuchtet. Die Beamten stellen fest, dass der „Hui“ gnadenlos mit Hachenburger Büchsen-Bier überladen ist, drücken aber ein Auge zu und wünschen uns eine gute Fahrt. Von der Grenze sind es noch circa 250 Kilometer bis nach Istanbul. Noch einmal eine Rast und dann „Bahn frei“, denn die türkische Landstraße bis Istanbul ist zweispurig ausgebaut und in einem super Zustand. Wir erreichen ungeahnte Reisegeschwindigkeiten und schocken die Türken mit unserem Frischlings-grünen-Orient-Express. Selbst gestandene Sportwagen räumen freiwillig den Weg, wenn sie unsere Volvos im Rückspiegel sehen!
Am frühen Nachmittag erreichen wir Istanbul. Hier wird unsere Navigations-Qualität auf eine harte Prüfung gestellt. Mit einem Konvoi aus drei Autos, besetzt mit sechs übermüdeten Fahrern durch eine 18Millionen- Metropole zu fahren, ist im wahrsten Sinne des Wortes abenteuerlich. Um 17 Uhr – also 35 Stunden nachdem wir losgefahren sind – erreichen wir unser Ziel: den Platz vor der blauen Moschee Istanbul. Unsere Plackerei hat sich gelohnt: Wir kommen als 14. Team hier an. In Oberstaufen sind wir als 67. Team gestartet, dementsprechend sind wir stolz, dass wir so viele Plätze gut gemacht haben. Das Fahrerlager ist noch recht leer, aber wir blicken allerorts in müde aber glückliche Gesichter.
Wir stoßen auf unsere Ankunft mit einer Büchse Hachenburger an. Das Bier aus der Heimat schmeckt herrlich! Nachdem wir die letzte Nacht fahrender Weise im Autos verbracht haben, freuen wir uns auf unser Quartier, nehmen eine heiße Dusche und gehen noch flott etwas Warmes essen. Markus G ist extrem müde und schläft noch im Restaurant ein. Um 23.30 Uhr heißt es wieder einmal: „Nacht, John Boy!“.
Die Frischlinge übermittelten uns den nachstehenden Bericht vom 4. Mai: „Sonntag – Urlaub – Ausschlafen!! Von wegen! Um 5.30 Uhr heißt es: „Aufstehen!“ Stefan ist bereits seit 4 Uhr wach und versucht die Lieder-Aufgabe zu lösen. Dafür müssen wir einen Song komponieren, der zur Rallye passt und später (in Ankara?) vorgespielt und gesungen werden muss.
Um kurz nach 6 Uhr brechen wir auf und genießen eine herrliche Fahrt durch ein noch verschlafenes Südtirol. Eine Passstraße führt uns zum bisher höchsten Punkt, dem Kreuzbergpass mit 1648 m. Dort legen wir einen Fotostopp im Schnee ein.
1022 Kurven führen uns weiter nach Udine, wo wir einen Supermarkt heimsuchen und uns mit neuen Vorräten eindecken. Det kauft bei der Gelegenheit gleich eine neue Kulturtasche samt Inhalt. Die erste wollte lieber ohne Det in Oberstaufen bleiben. Wir schließen Wetten ab, wo sich die zweite Bad-Ausstattung von Det trennen wird.
Nun erreichen auch die Temperaturen vorzeigbare Werte und klettern in Triest auf 31°C. Kurz darauf erreichen wir die Grenze zu Slowenien – Gruppenfoto für die dritte Grenze. Slowenien ist schön anzusehen. Die Straßen sind super und nach kurzer Zeit sind wir auch schon durch. Also wird ein Gruppenfoto gemacht und schwupp sind wir in Kroatien. Wir kommen zu langsam voran und sehen unser Etappenziel für heute auch bereits wieder in Gefahr. Wir haben das Reisen auf Landstraßen wirklich unterschätzt. Dass wir die Adria-Route gewählt haben, hilft auch nicht wirklich. Die Strecke ist wunderschön, führt entlang des Meers durch tolle Orte und bietet traumhafte Ausblicke. Aber die Durchschnittsgeschwindigkeit fällt weiter ab. Als wir erfahren, dass ein Team bereits in Dubrovnik angekommen ist, macht eine leichte Resignation breit. Hilft aber nix – weiter geht’s.
Uns läuft ständig das Wasser im Mund zusammen, denn am Wegrand wird fleißig gegrillt. Fast jedes Restaurant bietet Spanferkel an. Wer nun in Anbetracht unseres Teamnamens an Kannibalismus denkt, liegt falsch. Wir sind eisern geblieben.
Als neues Tagesziel wird Split erklärt. Wie passend, denn ein Freund und Geschäftspartner von Markus G. hat dort seine Schwiegereltern. Zwei Telefonate später ist unser Quartier für die Nacht gesichert.
Auf dem Weg nach Split verfahren wir uns das erste Mal. Was aber nicht schlimm ist, denn der Umweg führt uns ins Landesinnere, wo wir die Spuren der Balkankrise von vor etwa 20 Jahren noch deutlich vor Augen bekommen. Einschusslöcher, von Granaten zugerichtete Häuser und verlassenes Höfe. Man wird zwangsläufig etwas nachdenklich.
Es wird langsam dunkel und wir erleben einen traumhaften Sonnenuntergang an der Adria-Küste. Gegen 21 Uhr erreichen wir unser Quartier: die Villa Anita in Trogije. Direkt am Hafern gelegen. Da wir von den Besitzern eingeladen werden, passt diese tolle Unterkunft auch ins Regelwerk der AOR. Natürlich hätten wir lieber im Zelt geschlafen, aber wenn man uns so nett bittet...
Im Restaurant nebenan, bekommen wir unsere erste Mahlzeit des Tages: eine leckere Grillplatte.
Wieder 23.30 Uhr – wieder „Gute Nacht John Boy“....“
Der zweite Tag
Die Frischlinge übermittelten uns den nachstehenden Bericht: „Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Frühstück 6 Uhr. Offizielles Weißwurstfrühstück mit einem Rallyeteilnehmer um 7 Uhr. Start sollte um 8 Uhr erfolgen. Wurde verlegt auf 9 Uhr. Dann endloses warten. Wir kommen erst um halb Eins dran. Hinter uns die Schneehühner mit dem offiziellen Song der Allgäu-Orient-Rallye. Drei Stunden diesen Song im Ohr.
Dann Chinesenrallye circa 50 Kilometer. Dort Roadbook
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