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Nachricht vom 12.05.2014    

Wirgeser Besuchsdienst hat Herz für die Senioren

Auf den ersten Blick ist es eine nüchterne Liste mit Namen, Jahreszahlen, Adressen. Doch so trocken der Zettel auch daherkommt: Er ist das Herzstück eines der beständigsten Projekte der evangelischen Kirchengemeinde Wirges. Seit den 1970er-Jahren gibt es dort einen Besuchsdienst, der hilft, dass sich Senioren an ihrem Geburtstag nicht mehr einsam fühlen müssen.

Wirges. Ilse Schlotter kennt die Liste mittlerweile fast auswendig. Die Wirgeserin ist die Koordinatorin des Besuchsdienstes und weiß, wer wen wann besucht. Seit 2008 gehört sie zum Team und kümmert sich mit mehr als einem Dutzend Mitstreitern um die Senioren. „Als es in den späten 1970-ern losging, waren nur eine Handvoll Frauen mit dabei“, erzählt sie vom Start des Projekts. „Aber im Laufe der Jahre sind immer mehr Helfer hinzugekommen, und mittlerweile sind wir mit Pfarrer Wilfried Steinke 14 Leute.“

14 engagierte Menschen, die Jeden und Jede über 75 zum Geburtstag besuchen, mit ihnen ein Schwätzchen halten oder einfach nur mal zuhören. Denn die älteren Männer und Frauen haben viel zu erzählen und sind oft dankbar, dass ihnen jemand gegenübersitzt. „Ich habe noch nie erlebt, dass wir an der Tür abgewiesen worden sind – obwohl man die Männer manchmal etwas aus der Reserve locken muss“, erzählt Ilse Schlotter. „Die Menschen freuen sich eben über unseren Besuch – was man alleine schon daran sieht, dass sie uns manchmal unglaublich viel Kuchen auftischen“, sagt sie lächelnd. Die Gespräche entstehen dann ganz von selbst. Oft reicht schon die Frage, ob die Geburtstagskinder heute noch Besuch von den Verwandten bekommen. „Viele haben schon dann das Bedürfnis, über ihre Geschichte und manchmal auch über ihre Einsamkeit zu sprechen“, sagt Ilse Schlotter.



Sie kennt diese Momente, in denen aus den Geburtstagsbesuchen mehr als nette Kaffeekränzchen werden. Es berührt sie, wenn sie zum Beispiel mit einem der vielen Aussiedler spricht, die in Wirges leben und ihr beeindruckende Geschichten von Verfolgung, Schicksalsschlägen und unerschütterlichem Glauben erzählen. Oder wenn sie Menschen trifft, die in ihrer eigenen Welt leben: „Einmal habe ich eine Dame besucht, die dement war. Sie hat mich andauernd gedrückt, angelächelt und mich mit einem anderen Namen angesprochen.“ Das Thema Demenz bewegt jeden aus dem Team. Deshalb spielt das Thema auch immer wieder bei den Vorträgen eine Rolle, zu denen der Besuchsdienst einmal im Jahr einlädt.

Trotz – oder gerade wegen – solcher Erlebnisse möchte Ilse Schlotter auf die Begegnungen mit den alten Menschen nicht verzichten. Die engagierte Wirgeserin will weiter für sie da sein. Nicht nur als Koordinatorin, die über nüchternen Namenslisten wacht. Sondern als jemand, der zuhört. „Ich kann mich gut in die Menschen hineinversetzen. Auch ich weiß, wie gut es tut, jemanden zu haben, der hinhört.“ (bon)

Der Wirgeser Besuchsdienst sucht Mitstreiter: Wer sich ebenfalls um Senioren kümmern möchte, kann sich bei Ilse Schlotter (Telefon 02602/9194082 oder E-Mail: Schlotter44@web.de) melden.


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