Alkoholtestkäufe mit erschreckendem Ergebnis
Polizei und Kreisjugendamt waren mit jugendlichem Testkäufer unterwegs. Nur einmal wurde der Verkauf verweigert. Alkoholkonsum im jugendlichen Alter kann unabsehbare Folgen haben.
Westerwaldkreis. Kreisjugendpfleger Jochen Bücher kann es nicht fassen: Trotz bereits mehrfach durchgeführter Testkäufe mit darauf folgenden Ermahnungen, Abmahnungen und Bußgeldern, gibt es immer noch Mitarbeiter von Supermärkten und Tankstellen, die sich um die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes wenig scheren und Hochprozentiges an Jugendliche verkaufen.
In einer kürzlichen Aktion gegen den Alkoholmissbrauch wurde ein 17jähriger Auszubildender der Kreisverwaltung, in verdeckter Begleitung von Polizei und Jugendamt, losgeschickt, um zwischen Montabaur und Selters Alkohol, Zigaretten und Gewalt verherrlichende DVDs (FSK 18) zu kaufen. Das Ergebnis ist erschreckend: Bei acht Testkäufen wurde nur einmal die Abgabe des Alkohols nach Ausweiskontrolle durch die Kassiererin verweigert.
In einem Fall wurde eine Kassiererin bereits zum zweiten Mal dabei ertappt, dass sie ohne zu zögern Schnaps an einen Minderjährigen abgab. In einigen Fällen wurde der Ausweis zwar kontrolliert, ohne jedoch konsequenterweise den Verkauf zu verweigern.
"Jetzt machen wir diese Testkäufe zusammen mit der Polizei bereits mehrere Jahre. Trotz Aufklärung, Bußgelder und Abmahnungen hat sich, wie das Ergebnis zeigt, in diesem Bereich nichts gebessert", zeigt sich Bücher enttäuscht und etwas ratlos. Dabei blinkt heutzutage bei fast allen Supermarktkassen ein Warnhinweis auf, der die Kassiererin auffordert den Ausweis zu kontrollieren, wenn Bier, Schnaps oder Tabakwaren über den Scanner gezogen werden. Die Marktleiter zucken die Schultern. Sie haben, so geben sie an, mit den technisch aufgerüsteten Kassen und Belehrungen ihrer Mitarbeiter ihr Möglichstes getan. Bleibt eigentlich nur der große Stress, in dem sich eine Kassiererin befindet, als einzige Rechtfertigung übrig.
Dabei spielt Alkohol bei Gewalttaten von jungen Leuten zweifellos eine zunehmende Rolle. Manche Kirmes oder Jugenddisco im Westerwaldkreis könnte ohne Schlägerei, Sachbeschädigung oder Vandalismus ablaufen, wenn Jugendliche sich nicht vorher mit Hochprozentigem in "Stimmung" gebracht hätten, was landläufig als "Vorglühen" bezeichnet wird. Hinzu kommen die hohen Kosten der Vereine für den mittlerweile fast unentbehrlichen Sicherheitsdienst, der alkoholisierte und gewaltbereite Jugendliche in Schach halten muss. Ganz abgesehen von den gravierenden gesundheitlichen Folgen, die ein späteres Abgleiten in die Alkoholsucht haben kann. Grund genug für Polizei und Kreisjugendamt, das Übel an der Wurzel zu packen und zu versuchen, den illegalen Alkoholverkauf einzudämmen sowie weiterhin durch ähnliche Maßnahmen für diese Problematik zu sensibilisieren.
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